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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Tür stehen blieben. Die beiden Männer an der Spitze drehten sich um und sicherten das Gelände mit ihren Gewehren. Der Mann, der Brogans rechtes Handgelenk gepackt hielt, fummelte mit der anderen Hand den Schlüssel aus der Tasche. Brogan schrie um Hilfe. Er schrie um Gnade. Der Mann sperrte die Tür auf. Öffnete sie weit. Erstarrte überrascht auf der Schwelle und stieß einen Schrei aus.
    Joseph Ray kam heraus. Immer noch nackt, die Kleider zusammengeknüllt unter dem Arm. Verkrustetes Blut wie eine Maske über das ganze Gesicht verteilt. Er hastete, immer wieder stolpernd, barfuß über das Schiefergestein. Die sechs Männer sahen ihm nach.
    »Wer zum Teufel ist das denn?«, flüsterte McGrath.
    »Bloß irgend so ein Arschloch«, antwortete Reacher ebenfalls im Flüsterton.
    Die Männer ließen Brogan auf den Boden fallen, und dann zog ihn einer am Kragen in die Höhe. Er blickte aus angstgeweiteten Augen in die Runde und schrie. Reacher sah sein weißes, von Angst und Schrecken gezeichnetes Gesicht, sah seinen offenstehenden Mund. Die sechs Männer stießen ihn in die Hütte, drängten sich nach ihm durch die Tür und knallten sie hinter sich zu. McGrath und Reacher schoben sich näher heran. Sie hörten Schreie und das Krachen eines Körpers, der gegen die Wand geschleudert wurde. Diese Geräusche dauerten ein paar Minuten an. Dann wurde es still. Die Tür öffnete sich. Die sechs Männer kamen der Reihe nach heraus, grinsten und wischten sich die Hände
ab. Der Letzte machte noch einmal kehrt, rannte in die Hütte, um seinem Opfer einen letzten Tritt zu versetzen. Reacher hörte den Tritt landen und dann Brogan schreien. Dann sperrte der Mann die Tür ab und rannte hinter den anderen her. Ihre Schritte knirschten auf den Steinen, und dann waren sie verschwunden. Schweigen legte sich über die Lichtung.
     
    Holly hinkte über den erhöhten Boden zur Tür. Presste das Ohr dagegen und lauschte. Alles still. Kein Laut zu hören. Sie humpelte zu ihrer Matratze zurück und holte dort die zweite Drillichhose, die man ihr gegeben hatte. Trennte die Säume mit den Zähnen auf. Riss den Stoff auseinander, bis sie das vordere Teil eines der Hosenbeine abgetrennt hatte. Damit hatte sie jetzt ein Stück Stoff, das vielleicht fünfundsiebzig Zentimeter lang und zwanzig Zentimeter breit war. Sie ging damit ins Bad und füllte das Waschbecken mit heißem Wasser. Tränkte den Stoffstreifen damit. Dann zog sie die Hose aus, drückte den nassen Stoffstreifen aus und band ihn sich, so fest sie konnte, um das Knie. Verknotete den Stoff und schlüpfte wieder in die Hose. Sie ging davon aus, dass das heiße, nasse Stück Stoff beim Trocknen etwas einschrumpfen würde. Das sollte ihr helfen, ihr Problem zu lösen. Das Kniegelenk abzubinden und unbeweglich zu machen war die einzige Möglichkeit, den Schmerz zu unterdrücken.
    Dann tat sie das, was sie vorher eingeübt hatte. Sie zog den Gummipfropfen vom Unterteil ihrer Krücke. Schlug mit dem blanken Metall auf die Kacheln in der Dusche ein. Die Kacheln zersplitterten. Sie drehte die Krücke um und benutzte das Ende der gebogenen Ellbogenstütze, um die Fliesenfragmente von der Wand abzustemmen. Sie wählte zwei davon aus. Jedes war ungefähr dreieckig, unten schmal und spitz. Sie benutzte die Ellbogenstütze, um an der Spitze der Fliesenstücke den Mörtel abzukratzen. Die glasige weiße Spitze blieb dabei intakt wie eine Messerklinge.
    Sie steckte ihre improvisierten Waffen in zwei Taschen. Zog den Duschvorhang vor, damit man den Schaden nicht sehen
konnte, den sie angerichtet hatte. Steckte den Gummipfropfen wieder auf die Krücke. Humpelte zu ihrer Matratze zurück, setzte sich darauf und wartete.
     
    Das Problem, wenn nur eine Kamera eingesetzt war, lag darin, dass sie auf einen ziemlich weiten Winkel eingestellt sein musste. Anders konnte man das ganze Gelände nicht erfassen. Einzelne Gegenstände waren deshalb auf dem Bildschirm recht klein. Die Gruppe von Männern mit ihrer Last war daher nur wie ein großes Insekt, das quer über die Bildschirmfläche kroch.
    »War das Brogan?«, fragte Webster.
    Der Adjutant ließ das Band zurücklaufen und sah es sich noch einmal an.
    »Sie tragen ihn mit dem Gesicht nach unten«, sagte er. »Schwer festzustellen.«
    Er hielt das Band an und vergrößerte das Bild digital. Bugsierte den an Hand- und Fußgelenken getragenen Mann mit Hilfe seines Joysticks in die Mitte des Bildschirms. Vergrößerte, bis die Konturen undeutlich

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