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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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und nickte.
    »Richtig«, sagte er. »Lassen Sie mich raten: Brogan war nie knapp bei Kasse, oder? Hat nie über sein Gehalt gemeckert, was?«
    »Scheiße«, schnaufte McGrath. »Zwei Alimentenschecks jeden Monat, Freundin, Seidensakkos, und ich habe nie darüber nachgedacht. Ich war einfach froh, dass er keiner von den Meckerern war.«
    »Er ist gerade dabei, seine nächste Rate zu kassieren«, sagte Reacher. »Und Milosevic ist tot oder irgendwo eingeschlossen.«
    McGrath nickte langsam.
    »Und Brogan hat früher in Kalifornien gearbeitet«, sagte er. »Ehe er zu mir kam. Ich wette, dass er der Agent war, den man auf Borken angesetzt hat. Er hat gesagt, die in Sacramento konnten es ihm nicht nachweisen. Aus den Unterlagen ging nicht klar hervor, warum das nicht möglich war. Aber jetzt kenne ich den Grund: Borken hat ihm eimerweise Geld zugeschaufelt, um sicher zu gehen, dass ihm die nichts nachweisen konnten. Und der Mistkerl hat das Geld genommen.«
    Reacher nickte. Sagte nichts.
    »Scheiße«, sagte McGrath erneut. »Scheiße, Scheiße, Scheiße. Meine Schuld.«
    Reacher sagte immer noch nichts. Es war taktvoller, einfach ruhig zu bleiben. Er konnte sich gut in McGraths Gefühle hineinversetzen. Konnte verstehen, in welcher Situation der Mann sich befand. Er war in der Vergangenheit auch gelegentlich in einer solchen Lage gewesen. Er hatte gespürt, wie ihm das Messer zwischen die Schulterblätter gestoßen wurde.
    »Um Brogan werde ich mich später kümmern«, erklärte McGrath schließlich. »Nachdem wir Holly geholt haben. Hat sie etwas von mir gesagt? War ihr klar, dass ich kommen würde, um sie zu holen? Hat sie das erwähnt?«
    Reacher nickte.
    »Sie hat mir gesagt, dass sie auf ihre Leute vertraut«, sagte er.

43
    Zum ersten Mal nach zwanzig Jahren hatte General Garber einen Menschen getötet. Er hatte das nicht beabsichtigt. Er hatte vorgehabt, den Mann niederzuschlagen und ihm seine Waffe wegzunehmen. Sonst nichts. Der Mann war Teil eines inneren Rings von Wachen. Sie waren in unterschiedlichen Abständen in einer Linie aufgestellt, die hundert Meter südlich von dem Gerichtsgebäude verlief. Garber war im Wald an dieser Linie entlang geschlichen und hatte sie ausfindig gemacht.
    Garber hatte denjenigen ausgewählt, der sich am nächsten zwischen ihm und dem großen weißen Gebäude befand. Der Mann musste weg. Garber brauchte einen direkten Zugang zu dem Gebäude. Und er brauchte eine Waffe. Also hatte er den Mann ausgewählt und sich näher an ihn herangearbeitet. Er hatte einen großen Stein von dem feuchten Waldboden aufgehoben. Hatte sich von hinten an den Mann herangeschlichen.
    Die mangelhafte Ausbildung erleichterte das Ganze. Ein Suchtrupp muss beweglich sein. Die Männer müssen sich nebeneinander an der Umgrenzungslinie entlang bewegen, die sie zu verteidigen haben. Auf diese Weise decken sie jeden Fußbreit des Territoriums ab und können auch feststellen, ob ihr Nachbar in der Reihe angegriffen und außer Gefecht gesetzt worden ist. Aber diese Männer standen bloß da. Beobachteten und lauschten. Schlechte Taktik.
    Der Mann, den Garber ausgewählt hatte, trug eine Feldmütze aus Tarnstoff. Nur dass es die falsche Tarnung war. Ein Muster aus schwarzen und grauen Flecken. Dafür bestimmt, ihren Träger in einer Stadtumgebung zu schützen, in einer von der Sonne gesprenkelten Waldumgebung aber völlig ungeeignet.
Garber hatte sich von hinten an den Mann angeschlichen und mit dem Stein zugeschlagen. Ihn am Hinterkopf getroffen.
    Ihn zu heftig getroffen. Das Problem war, dass die Menschen unterschiedlich gebaut sind. Es gibt keine definierte Schwungkraft für einen solchen Schlag. Es ist nicht wie beim Billardspiel. Wenn man den Ball in die Tasche in der Ecke befördern will, weiß man ziemlich genau, wie kräftig man zustoßen muss. Aber Schädel sind anders. Manche sind hart. Der Schädel dieses Mannes war das nicht. Er sprang wie eine Eierschale, und die Wirbelsäule wurde ganz oben abgetrennt, so dass der Mann tot war, ehe er den Boden erreicht hatte.
    »Scheiße«, hauchte Garber.
    In ethischer Hinsicht bereitete ihm das keine Probleme. Überhaupt keine. Vierzig Jahre, in denen er mit harten Männern zu tun gehabt hatte, die irgendwie vom rechten Pfad abgekommen waren, hatten ihm eine ganze Menge ethische Definitionen geliefert. Was ihn beunruhigte, waren die Bussarde. Bewusstlose Männer ziehen keine Bussarde an. Tote Männer schon. Bussarde, die am Himmel kreisen, verbreiten

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