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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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der Dunkelheit an.
    »Mir schadet es auch nicht«, sagte er.
     
    Acht Stunden bei vielleicht fünfundsechzig oder siebzig Meilen die Stunde. Irgendwo zwischen fünfhundert und fünfhundertfünfzig Meilen. Das war die Strecke, die sie zurückgelegt hatten, schätzte Reacher. Und allmählich lieferte ihm das einen Hinweis darauf, wo sie sich befanden.
    »Wir sind irgendwo, wo sie die Höchstgeschwindigkeit abgeschafft haben«, sagte er.
    Holly regte sich und gähnte.
    »Was?«
    »Wir sind schnell gefahren«, sagte er. »Bis zu siebzig Meilen die Stunde, und das wahrscheinlich stundenlang. Loder ist ziemlich gründlich. Er würde Stevie nicht so schnell fahren lassen, wenn die Gefahr bestünde, dass sie deswegen angehalten werden. Also sind wir irgendwo, wo die Geschwindigkeitsbegrenzung angehoben oder sogar ganz abgeschafft worden ist. In welchen Staaten war das denn?«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Genau weiß ich es nicht«, sagte sie. »Hauptsächlich die Staaten im Westen, denke ich.«
    Reacher nickte und zog einen Kreisbogen auf der Landkarte, die vor seinem inneren Auge aufgeschlagen war.
    »Wir sind nicht in östliche Richtung gefahren«, sagte er. »Das haben wir bereits festgestellt. Also nehme ich an, dass wir in Texas, New Mexico, Colorado, Wyoming oder Montana sind. Vielleicht sogar weiter, in Idaho, Utah, Nevada oder Arizona. Aber noch nicht in Kalifornien.«
    Der Lieferwagen wurde etwas langsamer, und sie hörten, wie das Motorengeräusch angestrengter klang. Dann hörten sie es knirschen, als der Fahrer aus dem fünften in den vierten Gang schaltete.
    »Berge«, sagte Holly.
    Es war mehr als ein Hügel. Mehr als eine kurze Steigung. Es war eine stetige Bergstrecke. Eine Straße durch die Berge. Mit jeder Meile, die sie fuhren, legten sie an Höhe zu. Reacher spürte das Schwanken, wenn der Lieferwagen seine Fahrspur verließ, um langsamere Fahrzeuge zu überholen. Nicht viele, aber ein paar. Er blieb im vierten Gang, der Mann hatte den Fuß fest auf dem Gaspedal, dröhnte bergauf, und dann lockerte er den Fuß, schaltete in den fünften hinauf und dann wieder hinunter, brauste erneut aufwärts.
    »Uns könnte das Benzin ausgehen«, sagte Holly.
    »Der fährt Diesel, nicht mit Benzin«, sagte Reacher. »Wir haben diese Dinger beim Militär benutzt. Fünfunddreißig Gallonen im Tank. Mit Diesel schafft man auf dem Highway vielleicht fünfundzwanzig Meilen pro Gallone. Sie haben also an die neunhundert Meilen Reichweite.«
    »Damit könnten wir die Staaten verlassen«, sagte sie.
     
    Sie rollten weiter. Der Lieferwagen brauste stundenlang durch die Berge und verließ dann den Highway. Die Nacht hatte sich über sie gesenkt. Die hellen Löcher im Dach waren dunkler geworden. Dann waren sie ganz verschwunden. Sie waren dunkler geworden als das Dach selbst. Positiv und negativ. Sie verspürten den Ruck, als der Lieferwagen den Highway nach rechts verließ, und spürten, wie die Reifen sich im Asphalt festkrallten, als der Lieferwagen eine scharfe Rechtskurve beschrieb. Dann gab es eine verwirrende Folge von Abbiegemanövern, Anhalten und Wiederanfahren. Holprige Bergabkurven und enge Bergaufkehren mit mahlendem Getriebe in
den unteren Gängen. Dann wieder eine Weile gemächliches Dahinrollen auf leicht gewundenen Gefällestrecken, schlechte Straßenoberflächen, gute Straßenoberflächen, Neigungen, Kies unter den Rädern, Schlaglöcher. Reacher konnte sich vorstellen, wie die Scheinwerferbalken nach links und rechts zuckten und auf und ab wippten.
    Der Lieferwagen war jetzt ganz langsam geworden, beinahe zum Stehen gekommen. Bog um eine enge Kehre nach rechts. Polterte über eine hölzerne Brücke. Dann schwankte und rumpelte er über eine von zahlreichen Schlaglöchern verunstaltete Spur. Er bewegte sich langsam, schwankte hin und her. Es fühlte sich an, als würden sie in einem ausgetrockneten Flussbett fahren. Ein steiniger, schmaler Weg. Es fühlte sich an, als ob dies die allerletzte Etappe ihrer Reise wäre. Es fühlte sich an, als wären sie ihrem Zielort sehr nahe. Der Eindruck, dass der Fahrer es eilig hatte, war plötzlich verschwunden. Es fühlte sich an, als ob sie beinahe zu Hause wären.
    Aber die letzte Etappe nahm lange Zeit in Anspruch. Ihre Geschwindigkeit war niedrig, und die Straße war schlecht. Steine und kleine Felsbrocken spritzten unter den Reifen weg, die sich seitlich über die lockere Fläche darunterquetschten. Vierzig Minuten lang mahlte der Lieferwagen so dahin. Fünfzig

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