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Ausgeliehen

Ausgeliehen

Titel: Ausgeliehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Makkai
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Worte Judy Blumes ausreichend von Gott durchtränkt waren. Ich würde bestimmt nicht erwähnen, dass er oben, in der Erwachsenenabteilung, jedes Buch ausleihen konnte, das er wollte, und dass er mehr oder weniger jede Website der Welt von unseren PC s aus ansurfen konnte.
    »Er liebt die Bibliothek wirklich«, sagte sie. Ihr fehlt ein schwerer, südlicher Akzent, dachte ich, sie war eine dieser entzückenden Kentucky-Schönheiten. Mit diesem Akzent wäre sie perfekt gewesen. Sie zog aus einem dicken, cremefarbenen Portemonnaie, auf dem in glänzenden hellblauen Buchstaben ihr Name Janet Marcus Drake stand, ein zusammengefaltetes Blatt Papier. »Das ist eine Liste mit Inhalten, die er meiner Meinung nach meiden sollte.« Sie hatte sich plötzlich von der Südstaatenschönheit in eine jener tüchtigen, perfektionistischen Frauen verwandelt, die nur zwei oder drei Jahre in ihrem Beruf gearbeitet hatten, bevor sie eine Pause einlegten, um Kinder zu bekommen, und die nun fürchteten, nicht ernst genommen zu werden. Sie gab mir die Liste und wartete ab, als erwarte sie, dass ich sie laut vorlas. Ich las:
Hexerei/Zauberei
Magie
Satanismus/okkulte Religionen usw.
nicht jugendfreie Bücher
Waffenkunde
Evolutionstheorie
Halloween
Roald Dahl, Louis Lowry, Harry Potter und ähnliche
Autoren
    »Verstehen Sie, was mit ›nicht jugendfrei‹ gemeint ist?«
    Irgendwie schaffte ich es, meinen Mund zu öffnen und ihr zu versichern, dass ich es verstanden hatte.
    »Ich habe Süßigkeiten nicht auf die Liste gesetzt, aber ich weiß, dass Sie Süßigkeiten für die Kinder haben.« Sie hätte es nicht so formell auszudrücken brauchen. Sie starrte direkt auf die Schale mit den Fruchtbonbons am Rand der Theke. »Ich möchte nicht, dass er hier mit einem erhöhten Zuckerspiegel herumläuft!« Sie lachte wieder, eine Scarlett O’Hara auf der Veranda.
    Weil mir nichts Erhabenes einfiel, zog ich es vor, zu schweigen. Es waren nicht wirklich meine guten Manieren oder meine Zurückhaltung, sondern eher eine Lähmung meiner Zunge. Ich wollte sie fragen, ob sie jemals vom Ersten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung gehört hatte, der Meinungsfreiheit, ob ihr klar war, dass Harry Potter nicht der Name des Autors ist, ob sie annahm, wir hätten Bücher über Satanismus in der Kinderabteilung herumliegen, ob sie mich für Ians Kindermädchen, seine Nachhilfelehrerin oder seine Freizeitberaterin hielt. Stattdessen nahm ich den Kugelschreiber und fügte der Liste hinzu: »Keine Süßigkeiten«.
    »Ich danke Ihnen so sehr für Ihre Kooperation, Sarah-Ann«, sagte sie.
    Ich wollte sie loswerden und ich wollte sie beschwichtigen, aber ich konnte nicht einfach herumsitzen und ihr etwas versprechen, was der Verfassung zuwiderläuft. Deshalb sagte ich: »Was ich tun kann, ist, Bücher dieses Inhalts nicht zu empfehlen.«
    »Aber Sie können sich doch vorstellen, dass er sie selbst findet.«
    Ich nickte, das konnte sie interpretieren, wie sie wollte, und sagte (beruhigend, eindeutig): »Ich habe hier alles schriftlich.« Ich glättete die Liste und streckte die Hand aus.
    Ein Mädchen tauchte hinter ihr auf, einen Stapel Bücher im Arm. Mrs. Drake schaute sich um, zwinkerte mir zu, als sie mir die Hand schüttelte, und ging.
    Das Mädchen legte die Bücher auf die Theke. Sieben Bücher, alle über Marco Polo.
    Die nächsten Minuten verbrachte ich zurückgelehnt auf dem Stuhl, machte meine Yoga-Atemübungen und versuchte herauszufinden, ob ich gerade meine Moralvorstellungen verraten hatte. Ich hielt Janet Drakes Liste immer noch fest in der Hand. Dann sah ich, wie Loraine die Treppe herunterschwankte, auf mich zustolperte und sich mit beiden Händen auf die Theke stützte. Ihre kurzen, braunen Haare waren wirr, Strähnen klebten an ihrer Stirn und glänzten in einer Mischung aus Schweiß und Gel.
    »Lucy«, sagte sie viel zu laut. »Konntest du diese Frau beruhigen?«
    »Ja.« Ich schlüpfte wieder in meine Schuhe. »Sie hat mir diese Liste gegeben.« Ich wollte die Liste auffalten, aber Loraine winkte ab. Sie hatte sie bereits gesehen.
    »Lass ihn keine Bücher mehr über Zauberei ausleihen. Und mach bitte auch eine Notiz für Sarah-Ann und Irene.«
    Ich hatte mich inzwischen schon fast an Loraine gewöhnt, sie vertrat die Philosophie, wir müssten die Gemeinde, wenn sie uns je neue Stühle kaufen sollte, bei Laune halten und auf die Bürgerrechte pfeifen. Sie war auch schnell bereit, ein Buch für immer aus der Bibliothek zu entfernen, wenn sich ein

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