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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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weshalb Clevenger sich vom ersten Moment an zu ihr hingezogen gefühlt hatte? »Du fehlst mir auch«, erwiderte er. Und das war die Wahrheit.
    »Coady hat mir erzählt, John Snow und Grace Baxter hätten sich für ihre Schäferstündchen hier getroffen«, bemerkte sie.
    »In einer Suite mit Ausblick über den Park.« Er lehnte sich im Sessel zurück. »Ich dachte, wir wollten nicht mehr über das Berufliche reden.«
    »Tun wir auch nicht.« Sie öffnete die linke Hand und zeigte ihm den Schlüssel zu ihrem Zimmer.
    Sie schafften es gerade noch durch die Tür, aber nicht mehr bis zum Bett. Whitney drückte ihn gegen die Wand und küsste ihn gierig.
    Er gab sich nicht gänzlich dem Rausch der Leidenschaft hin. Er wollte ihre Lippen auf seinen, ihre Zunge auf seiner fühlen. Er ließ seine Hände über ihre zarten Schulterblätter gleiten, spürte, wie sie sich noch enger an ihn presste, dann ließ er die Hände an ihrem Rücken hinunterwandern.
    Sie küsste sein Ohr, seinen Hals.
    Er zog ihren Rock hoch und schob seine Hände in ihren Slip, zog sie an sich, sagte ihr ohne Worte, wie sehr er sie begehrte, wie bereit sein Körper für den ihren war. Aber die Umarmung enthielt noch weitaus mehr Ungesagtes: ganze Kapitel einer Lebensgeschichte, die auf der Suche nach Wahrheit, aber auch nach Liebe, und auf der Flucht vor dem Sadismus seines Vaters und der kaltherzigen Zurückweisung durch seine Mutter abgelaufen war.
    Sie zog seinen Gürtel aus den Bundschlaufen, öffnete den Reißverschluss seiner Hose und schob ihre Hand in seine Unterhose.
    Er stöhnte.
    Sie umfasste ihn fest mit den Fingern, streichelte ihn sanft, immer wieder.
    Er ließ die Hände zwischen ihre Schenkel wandern. Sie war warm und feucht, bereit für ihn – etwas, was andere Männer als selbstverständlich ansehen mochten, für ihn jedoch ein Wunder war, vielleicht der größte Gottesbeweis, den er auf dieser Welt je finden würde.
    Sie zog ihn hinab auf den dicken Teppich, manövrierte ihn auf den Rücken und in sich hinein. Und dann bewegte sie sich für sie beide, und in ihrem Rhythmus sprach sich der Wunsch aus, dass die Einsamkeit aufgehoben, die Hoffnung ewig währen und der Tod überlistet werden könne.
    Sie lagen nackt nebeneinander unter der Decke und blickten hinaus auf eine Märchenkulisse aus beleuchteten Bäumen.
    »Denkst du, dass sie gesehen haben, was wir jetzt sehen?«, fragte sie.
    »Wahrscheinlich«, antwortete Clevenger.
    »Sie müssen sich sehr geborgen gefühlt haben.«
    »Weil …«
    »Weil es hier drinnen warm und dort draußen kalt ist. Man muss sich eng aneinander festhalten, in mehr als einer Hinsicht. Das ist das wirkliche Leben. Es geht nicht um Liebe. Es geht darum, Dinge zu schaffen, vorwärts zu kommen.«
    Clevenger entging Whitneys Selbstbild einer Powerfrau nicht, ebenso wenig die Tatsache, dass sie das Wort Liebe benutzt hatte, um zu beschreiben, was sie in diesem Zimmer fühlte. »Ich frage mich, ob sie sich wirklich geliebt haben«, sagte er. »Wie hätte sich Snow da der Operation unterziehen können, wenn es bedeutete, ihr Lebewohl zu sagen.«
    »Es ist leicht, innerhalb dieser vier Wände an Liebe zu glauben. Alles ist hübsch und sauber. Perfekt. Vielleicht hat sich die Wirklichkeit dazwischengedrängt.«
    »In der Gestalt von George Reese?«
    »Möglich. Aber Snow konnte Grace Baxter nicht wirklich kennen, nur weil er sich ein-, zweimal die Woche mit ihr in einer Luxussuite getroffen hat. Vielleicht hat sie ihn in anderer Hinsicht enttäuscht.«
    Clevenger dachte an Snows Liebe für Schönheit und Perfektion. So wie Snow seine Arbeit dazu benutzt hatte, den Realitäten des Familienlebens, einschließlich seiner Schwächen, zu entfliehen, könnte die Four-Seasons-Suite mit ihren zarten Gardinen und dem surrealen Ausblick geholfen haben, die wahre Grace Baxter zu verbergen. Vielleicht hatte er einen Blick auf etwas an ihr erhascht, das fehlerhaft war – oder schlimmer noch, zutiefst hässlich.
    Er dachte an Grace, wie sie in seiner Praxis gesessen und an ihren Diamantarmbändern gezupft hatte.
Ich will nie wieder jemandem wehtun,
hatte sie gesagt.
Ich bin ein schlechter Mensch. Ein abscheulicher Mensch
. Hatte sie Snow wehgetan, hatte sie seine Illusion, dass sie perfekt sei, zerstört? War das der Grund, weshalb er das Skalpell schließlich als den einzigen Ausweg, seine einzige Wahrheit betrachtet hatte?
    »Woran denkst du?«, fragte Whitney.
    Er ließ sie ungern an seinen Überlegungen zum Snow-Fall

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