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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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teilhaben, woran er erkannte, dass er Whitney vielleicht lieben mochte, ihr aber nicht völlig vertraute. Er fragte sich, ob das je möglich wäre. »Ich frage mich, ob man jemals einen anderen Menschen wirklich kennen kann, ob man jemals mit einem anderen Menschen sicherer ist als für sich allein.«
    Sie schmiegte sich unter der Decke enger an ihn. »Ich denke, fast alle geben auf, bevor sie diesen Punkt erreichen«, sagte sie. »Wir sollten es einfach weiter versuchen.«
    Er schaute sie an, sah in ihren Augen, dass sie es ernst meinte. Vielleicht konnten zwei Menschen zu etwas verschmelzen, das größer war als sie beide allein. Oder vielleicht war auch das nur eine Illusion.
Folie à deux.
Ein gemeinsamer Wahnsinn. »Das würde mir gefallen«, sagte er. Er ließ die Hand über ihren Bauch gleiten. »Weißt du, vielleicht ist das der ganze Trick?«
    »Was?«
    »Es einfach weiter zu versuchen. Vielleicht kommt es einfach auf das Versuchen an. Vielleicht ist das im Grunde alles, was man sich erhoffen kann. Vielleicht erreicht man nie ganz das Ziel. Und vielleicht ist das in Ordnung so.«
    »Weißt du, was ich denke?«, fragte sie und legte ihre Hand über seine.
    »Was denkst du?«
    »Ich denke, du solltest wieder mit der Therapie anfangen.« Sie lachte.
    Er ließ die Hand tiefer wandern. »Wann ist mein nächster Termin?«

17

    15. Januar 2005
    Clevenger war um zehn nach eins wieder zurück im Loft. Er kochte sich eine Kanne Kaffee, griff sich seine Kopie von Snows Tagebuch und machte es sich zum Lesen auf der Couch bequem. Er blätterte Seite um Seite durch, hielt hier und dort inne, um Kostproben von Snows Philosophie zu lesen, aber er ertappte sich dabei, dass seine Aufmerksamkeit immer wieder von Snows Zeichnungen von Grace abgelenkt wurde. In ihnen offenbarte sich Snows Leidenschaft am deutlichsten. In ihnen wirkte er am menschlichsten.
    Er blätterte zu der letzten Zeichnung, in der Snow Graces Gesicht als eine Collage aus Zahlen, Buchstaben und mathematischen Symbolen dargestellt hatte. Er starrte das Bild lange an. Und zum ersten Mal kam ihm in den Sinn, dass Grace möglicherweise Snows Kreativität gar nicht gestört oder bloß neben ihr existiert hatte – vielleicht hatte sie sie vielmehr befeuert.
    Nutzte Snow Grace Baxter aus? War sie die erste Frau, die seine Leidenschaft geweckt hatte, oder schlicht eine neue Energiequelle, die er angezapft hatte? Wurde er menschlicher, oder war er ein Vampir, der einer verletzlichen Frau das Lebensblut aussaugte?
    Das Lebensblut
. Die Worte erinnerten Clevenger von neuem an die Möglichkeit, dass Grace sich selbst die Halsschlagadern durchschnitten hatte. Wenn Snow sie emotional hatte ausbluten lassen und dann einfach weggeworfen hatte, könnte sie sein psychologisches Verbrechen in das physische Äquivalent umgewandelt und ihren blutleeren Leichnam zu dem konkreten Symbol ihrer gescheiterten Affäre gemacht haben.
    Aber dieses Szenario passte einfach nicht zu Lindsey und Kyle Snows Beobachtungen, dass ihr Vater tatsächlich wie verwandelt gewesen sei. Es passte nicht zu Jet Hellers Eindruck, dass Snow sein Herz an Grace verloren hatte.
    Clevenger legte das Tagebuch beiseite und schloss die Augen, kapitulierte vor dem Schlaf, den er sich zu lange versagt hatte. Doch er wachte schon nach einer Viertelstunde wieder auf, weil ihm etwas eingefallen war, das George Reese am Tag zuvor auf dem Polizeipräsidium gesagt hatte. Clevenger stand auf und begann, auf und ab zu tigern. Vielleicht täuschte seine Erinnerung ihn, vielleicht legte er zu viel in Worte hinein, die im Zorn gesprochen worden waren, aber es wollte ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf.
    Er griff nach dem Telefon und wählte Mike Coadys Nummer. Er erreichte ihn zu Hause.
    »Guten Morgen, fast«, nuschelte Coady, noch immer im Halbschlaf.
    »Als ich gestern Reese befragt habe, hat er mich angeschrien, wie schmerzhaft es gewesen wäre, zusehen zu müssen, wie seine Frau verblutete.«
    »Ja.«
    »Erinnern Sie sich auch daran? An seine genauen Worte?«
    »Ich denke schon.«
    »Sie
denken
es?«
    »Nein, nein.« Er atmete tief aus und räusperte sich. »Ich bin sicher. Er hat gesagt: ›Wissen Sie, wie es ist, mit ansehen zu müssen, wie Ihre Frau verblutet? Haben Sie auch nur die leiseste Vorstellung?‹«
    »Das sind genau die Worte, an die ich mich auch erinnere.«
    »Hurra. Und verraten Sie mir jetzt auch, warum das so wichtig ist, dass Sie mich mitten in der Nacht anrufen?«
    »Sie ist nicht vor seinen Augen

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