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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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komisches Erlebnis. Sie konnte sich nicht an den Namen ihres schwarzen Labradors erinnern. Nach fünfzehn, zwanzig Sekunden fiel er ihr wieder ein. Doch es kam ihr merkwürdig vor. Bei ihrer Mutter hatten die ersten Anzeichen von Alzheimer eingesetzt, bevor sie fünfzig wurde. Also geht sie zu ihrer Internistin – Karen Grant, drüben im Brigham & Women’s Hospital. Karen lässt eine Magnetresonanztomographie machen. Und da ist es. Malignes Gewebe hat vierzig Prozent ihrer Großhirnrinde zerstört. Inoperabel. Ich kann absolut nichts für sie tun.«
    »Das muss hart sein.«
    »Für sie ja«, sagte Heller.
    »Ich meinte, für Sie«, erwiderte Clevenger.
    »Nein. Ist es nicht. Verstehen Sie, dass ist es ja, worauf ich hinauswill. Wenn ich von vornherein keinerlei Chance habe, dann verschwende ich kein Herzblut darauf. Ich bin kein Masochist. Aber bei John …« Er beugte sich leicht vor und hob die Hände wie ein Priester, der eins seiner Schäfchen segnet. »Ich hätte John Snows Leben verändern können. Deshalb habe ich mich mit der Ethikkommission angelegt. Ich habe für ihn meine Karriere aufs Spiel gesetzt.« Seine blauen Augen loderten. »Ich hätte ein Wunder vollbringen können.«
    Da war die Arroganz, für die Heller berühmt und berüchtigt war. »Sie hätten seinen Anfällen ein Ende setzen können«, sagte Clevenger, um auszutesten, wie schnell Heller wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht werden konnte.
    Heller schien sich plötzlich bewusst, dass er die Hände halb erhoben hielt. »Das wäre nur der Anfang gewesen«, erklärte er und legte die Hände auf seine Schenkel. »Es bestand eindeutig eine Verbindung zwischen Johns Epilepsie und seiner Genialität. Wenn er seinen Verstand am intensivsten gebrauchte – wenn er Dinge erfand –, bestand das größte Risiko eines Anfalls. Ich weiß nicht, warum das so war, aber es war so. Befreit von seinen Anfällen, hätte er mit seinem Verstand Dinge anstellen können, die zuvor wortwörtlich einen Kurzschluss in seinem Gehirn ausgelöst hätten. Diese Aussicht schien ihm Auftrieb zu geben. Und dann macht er so etwas.« Er schaute grimmig drein. »Ich verstehe es einfach nicht.«
    »Was für ein Mensch war er?«, fragte Clevenger.
    Heller überlegte einen Moment lang. »Besessen.« Er schmunzelte. »Das hatten wir gemeinsam.«
    Clevenger lachte. Heller mochte arrogant sein, aber er war sich dessen offenkundig bewusst, und das machte ihn gleich umso sympathischer.
    »Er war ein leidenschaftlicher Mann«, fuhr Heller fort. »Bei seiner Arbeit, bei allem in seinem Leben. Er hasste die Tatsache, dass sein Gehirn ›kaputt‹, ›defekt‹ war – das sind seine Worte, nicht meine. Also, sagen Sie mir: Warum hat er aufgegeben?«
    Clevenger sah keinen Grund dafür, Heller in Bezug auf die Ermittlungen gänzlich im Dunkeln zu lassen. »Warum denken Sie, dass er
aufgegeben
hat?«, fragte er.
    Heller zuckte mit den Achseln. »Sie stören sich an dem Wort. Okay. Sie sind Psychiater. Ich respektiere das. Ich weiß, dass Menschen sich manchmal das Leben nehmen, weil sie depressiv sind. Sie werden arbeitslos, gehen bankrott. Ihre Ehe zerbricht. Einige von ihnen wurden als Kinder vielleicht misshandelt oder verlassen. Und ich weiß, dass auch John seinen Anteil an Problemen hatte. Für ihn lief derzeit vieles schief.« Er schien plötzlich Mühe zu haben, seinen Zorn in Zaum zu halten. »Vielleicht können Sie mir also helfen zu verstehen, warum er das Handtuch geworfen hat, nachdem ich …«
    »Ich meinte«, unterbrach Clevenger, »warum denken Sie, dass er
Selbstmord
begangen haben soll?«
    Heller schaute perplex drein. »Statt …«
    »
Ermordet
worden zu sein.«
    Heller setzte sich auf, als hätte eine plötzliche Windböe ihn gegen die Rücklehne seines Sessels geworfen. »Er hat sich mit seiner eigenen Waffe erschossen.«
    »Ein Schuss aus seiner Pistole war die Ursache seines Todes«, korrigierte Clevenger. »Doch es ist möglich, dass jemand anders heute Morgen in jener Gasse bei ihm war.«
    »Jemand anders«, wiederholte Heller verwirrt. »Der Gedanke ist mir noch gar nicht … Die Polizei schien heute Morgen am Telefon so sicher. Genau wie die Sanitäter in der Notaufnahme. Sie sagten, es wäre Selbstmord. Ein Detective Coady.«
    »Möglicherweise war es das«, sagte Clevenger. »Und wenn Snow Selbstmord begangen hat, dann werde ich versuchen, herauszufinden, warum.«
    Heller stand auf und ging zu den Fenstern hinter seinem Schreibtisch, verschränkte

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