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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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ihnen nicht erzählt?«
    »Wie ich schon sagte, die Forschungsergebnisse sind sehr neu«, erklärte Heller mit unbewegtem Gesicht. »Sie haben sich nicht damit beschäftigt.«
    Clevenger konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, welche Auswirkungen Snows Entscheidung, die Reset-Taste für die Software seiner Existenz zu drücken, auf die Leute gehabt hätte, die er hinter sich zurücklassen wollte. Seinen Sohn. Seine Tochter. Seine Frau. Seinen Geschäftspartner. Seine Geliebte. Sie wären für ihn zu Fremden geworden. Hätten sie sich im Stich gelassen gefühlt? Wären sie wütend geworden? »Hat er sich Gedanken darüber gemacht, welche Auswirkungen es auf seine Familie haben würde?«, wollte Clevenger wissen. »Wenn er sie so plötzlich verließ? So endgültig?«
    »Es war sein Leben«, antwortete Heller, und seine Stimme hatte einen schneidenden Unterton. »Das hat die Ethikkommission einfach nicht verstanden – anfänglich. John wollte zwei Dinge: von seinen Anfällen befreit werden, aber auch von seiner Vergangenheit. Zufällig war ich in der Lage, ihm zu beidem verhelfen zu können. Wenn ein Mensch etwas wirklich sein Eigen nennen kann, dann sein Gehirn und seinen Verstand. Oder sind Sie anderer Meinung?«
    Clevenger war nicht bereit, diese Frage zu beantworten. Etwas an Hellers Art weckte in einem geradezu den Drang, ihm zuzustimmen. Er war außerordentlich charismatisch. Seine Persönlichkeit war wie eine starke, kühle Strömung, die einen mit sich riss, wenn man es zuließ. Doch Clevenger wusste nicht, was er von Hellers Plan halten sollte, die emotionalen Bindungen seines Patienten zu anderen Menschen mit einem Skalpell zu kappen. Es war ein bisschen zu sehr wie Gott spielen. »Es spielt keine Rolle, was ich denke«, erwiderte er schließlich. »Wichtig ist nur, was die Leute um ihn herum gedacht haben, ob einer von ihnen sich so bedroht oder verletzt gefühlt hat, dass er ihn umbringen wollte. Hat jemand von seiner Familie versucht, die Operation zu verhindern?«
    »Seine Frau Theresa hat ein ausführliches psychiatrisches Gutachten verlangt, um seine Zurechnungsfähigkeit und seine Fähigkeit, der Operation zuzustimmen, feststellen zu lassen. Sie fand, das Risiko sei zu groß und er handele irrational. Doch soweit ich weiß, wusste sie nur von den Gefahren für sein Sprach- und Sehvermögen sowie den möglichen Beeinträchtigungen seines Kurzzeitgedächtnisses. John fügte sich ihren Wünschen. Er hat fünf Tage hier auf Station Axelrod sechs verbracht.«
    »Können Sie mir seine Patientenakte beschaffen?«, fragte Clevenger.
    »Lassen Sie mir Ihre Adresse da. Ich schicke Ihnen die Akte, sobald ich kann«, versprach Heller. »Wenn er nicht den Glauben an mich verloren hat, wenn er tatsächlich vorhatte, sich der Operation zu unterziehen, dann will ich um jeden Preis, dass der Dreckskerl, der John die Zukunft gestohlen hat, den Rest seiner Tage hinter Gittern verbringt.«
    »Glauben Sie, dass er je seiner Frau – oder sonst jemandem – das wahre Ausmaß der Amnesie eingestanden hat?«
    »Soweit ich weiß, hatten nur zwei Menschen sein uneingeschränktes Vertrauen: ich und sein Anwalt, Joe Balliro, Junior.«
    »Balliro. Snow hat ja wirklich große Geschütze auffahren lassen.«
    »Er hat schließlich einen sehr komplizierten und heiklen juristischen Präzedenzfall geschaffen«, sagte Heller. »Mit Patientenverfügung und dergleichen.«
    »Also könnte bei all dem juristischen Papierkram durchaus jemand darauf gestoßen sein. Eine Sekretärin in der Kanzlei. Ein Kanzleigehilfe. Die Freundin einer Freundin von Snows Geliebter.«
    Heller nickte. »Seine Geliebte. Da hätten wir eine wirklich unbekannte Größe.«
    »Wie das?«
    »John hat ein paar Wochen vor der Operation versucht, die Affäre zu beenden. Er dachte, das würde es leichter für sie machen. Sie sah sich und ihn als Seelenverwandte. Sie drängte auf ein gemeinsames Leben.«
    »Und Snow?«
    »Ich glaube, es fiel ihm schwer, Menschen zu lieben.«
    »Wieso sagen Sie das?«
    »Ich habe mir ziemlich oft angehört, was er zu sagen hatte. Er war ein Perfektionist. Er liebte Ideen und Ideale. Genialität. Schönheit. Die perfekte Liebesbeziehung. Kaum etwas auf der Welt erfüllte seine Erwartungen – nicht einmal sein eigenes Gehirn. Er war völlig kompromisslos.« Er überlegte kurz. »Er hat mir erzählt, dass sie die Trennung nicht gut aufgenommen hätte.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was er damit gemeint hat?«
    »Sie hat gedroht, sich

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