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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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dass er bloß das Zeug hat, in der Highschool-Band mitzuspielen?
    Als ich diese elitäre Denkweise bewusst in Abrede stellte, rechtfertigte Dr. Snow seine Ansichten damit, dass sie nur die in der Gesellschaft vorherrschenden Einstellungen reflektieren würden, »selbst wenn niemand den Mumm hat, es zuzugeben«. In seinen eigenen Worten:
    Warum werden im Fernsehen keine Freundschafts-Basketballspiele aus dem örtlichen Stadtpark übertragen? Weil es niemanden interessiert. Sie sind bedeutungslos. Alles, was wirklich zählt, ist die NBA, und selbst da nur die Weltmeister, und selbst da nur der Superstar im Mittelpunkt der betreffenden Mannschaft. Das ist es, worauf jedes Freundschaftsmatch und Highschoolmatch und Collegematch in Amerika hinführt. Die ganze Energie wird bis hinauf in die oberste Spitze gesogen, wie bei einem Wurzelsystem, damit wir Zeuge eines Drei-Punkte-Wurfs in den letzten zwei Sekunden des Endspiels auf CBS werden und aufspringen und jubeln können, was eine Art der Anbetung ist – eine Verehrung von erhabener Größe, die ihrerseits nur ein Abglanz Gottes ist.
    Dr. Snow legt die gleichen harten Maßstäbe an seine eigene Arbeit an. Er verachtet Gruppenleistungen, ist selbst sein unerbittlichster Kritiker und misst seine Leistungen an denen von Benjamin Franklin, Albert Einstein und Bill Gates.
    ZUSAMMENFASSUNG:
    Abschließend lässt sich feststellen, dass ein anders gearteter Mensch möglicherweise Dr. Snows Epilepsie tolerieren und die Risiken der Operation, die er akzeptiert, ablehnen würde. Er hat seine Anfälle immer als »eine unerträgliche Schwäche« betrachtet, ging sogar so weit, sie als »grotesk« zu bezeichnen. Doch diese harte Sicht seiner Pathologie ist nicht wahnhaft und dürfte keinen beeinträchtigenden Einfluss auf seine Fähigkeit haben, einer Operation zuzustimmen, deren Ziel die Heilung jener Pathologie ist.
    Dr. Snows Intellekt, Erinnerungsvermögen und Konzentrationsfähigkeit sind intakt. Es gibt keine klaren Hinweise auf eine Denkstörung oder Psychose. Meiner Einschätzung nach ist er voll zurechnungsfähig.
    Sollte Dr. Snow von Seiten der Ethikkommission die gewünschte Operation verweigert werden, befürchte ich, dass dies negative Auswirkungen auf seinen Geisteszustand haben könnte. Es besteht die Möglichkeit, dass er die Vorstellung, bis ans Ende seiner Tage an seiner Krankheit zu leiden, als zunehmend unzumutbar betrachten könnte.
    Clevenger fiel es schwerer als je zuvor zu glauben, dass Snow tatsächlich den Mut verloren und am Morgen seiner Operation in einer Gasse Selbstmord begangen haben sollte. Weder Urkevic noch Sklar hatten Hinweise auf eine akute oder vergangene Depression entdeckt, die hätte erklären können, warum er suizidal geworden war. Er litt nicht unter Ängsten. Er besaß ein positives, vielleicht sogar übersteigertes Selbstbild, und sein Zorn richtete sich gegen seine eigenen Unzulänglichkeiten, derer er sich durch die Operation zum größten Teil zu entledigen hoffte. Er stand im Begriff, nicht nur die Teile seines Gehirns auszulöschen, die für seine Anfälle verantwortlich waren, sondern auch diejenigen seiner Erinnerungen, die für ein gut Teil seines Leidens verantwortlich waren, weil sie ihn an kaputte Beziehungen ketteten. Er musste euphorisch gewesen sein.
    Das Telefon klingelte. Er ging ran. »Clevenger.«
    »Wie geht’s?«, erkundigte sich Mike Coady.
    Clevenger hörte ehrliches Mitgefühl in Coadys Stimme mitschwingen. »Ich halte durch«, antwortete er.
    »Gut, sehr gut.« Er machte eine kurze Pause. »Ich bin hier bei Jeremiah Wolfe im Leichenschauhaus. Er obduziert gerade Grace Baxter.«
    »Und?«
    »Sie hatte Essen im Magen. Sie hat eine Stunde vor ihrem Tod gegessen.«
    Was nicht gerade zu einem hysterischen Selbstmord passte. Aber es sprach auch nicht völlig dagegen. Clevenger fragte sich, weshalb Coady wirklich angerufen hatte. »Sie hat also entschieden, eine Henkersmahlzeit zu sich zu nehmen«, sagte er. »Na und?«
    »Ich bin sicher, das kommt vor.«
    »Zweifellos.«
    »Aber es ist trotzdem merkwürdig.«
    Clevenger war nicht sicher, worauf Coady hinauswollte oder warum er es nicht rundheraus sagte. »Zugegeben, es ist merkwürdig.«
    »Also hat Jeremiah ihren Mageninhalt genauer unter die Lupe genommen. Er hat ein Tablettenfragment gefunden und es anhand von einem der Fotos im Ärztehandbuch identifiziert.«
    »
Die rote Liste
«, sagte Clevenger.
    »Es stellte sich heraus, dass das Tablettenfragment

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