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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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Mord-Selbstmord-Dreiecksverhältnis-Mist? Das hat mich meinen Patienten gekostet?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Clevenger, wieder einmal verblüfft darüber, dass Heller alles durch das Prisma des Eigennutzes betrachtete. Dass Snow sein Leben gelassen hatte, schien für ihn nicht halb so wichtig wie die Tatsache, dass er seinen Star-Patienten verloren hatte. »Ich habe es nicht erwähnt, als wir uns heute Vormittag in Ihrem Büro unterhalten haben«, fuhr Clevenger fort, »aber Grace Baxter war meine Patientin. Eine neue Patientin. Ich hatte eine Sitzung mit ihr.«
    »Sie haben sie behandelt?«
    »Sie war heute Morgen für ihre erste Therapiestunde bei mir.«
    »Das ist seltsam.«
    »Sie hat den Termin wahrscheinlich abgemacht, weil sie depressiv war, nachdem Snow sie verlassen hatte.«
    »Hat sie über die Affäre gesprochen?«
    »Nein.«
    »Sie hatte deswegen mit Selbstmord gedroht«, sagte Heller. »Ich glaube, das habe ich bereits bei unserem ersten Gespräch erwähnt.«
    »Ich wünschte, ich hätte ihre psychiatrische Vorgeschichte gekannt«, brachte Clevenger gegen den erbitterten Widerstand seiner Schuldgefühle heraus. »Ich hätte sie eingehender danach befragen sollen.«
    »Sie geben sich die Schuld an ihrem Tod«, stellte Heller fest. Er sah Clevenger in die Augen.
    Was hatte Jet Heller an sich, dass er sofortige Kameradschaft, sofortiges Vertrauen weckte? War es seine eigene Bereitschaft, sich zu öffnen? Lag es daran, dass er sich nicht an strikte Grenzen hielt – dass er einfach zu einem spätabendlichen Besuch hereinschneite, dass er Billy in den OP einlud? Oder war es einfach seine Vertrautheit und Unerschrockenheit in allen Dingen, einschließlich Tod und Sterben. Konnte irgendetwas einen Mann erschüttern, der von Berufs wegen jeden Tag die Köpfe von Menschen öffnete? »Es gibt da Fragen, die ich nicht gestellt habe«, sagte Clevenger. Er ließ unerwähnt, dass er nicht überzeugt war, dass Baxter tatsächlich Selbstmord begangen hatte.
    »Kommen Sie, Frank. Von Arzt zu Arzt. Sie denken, Sie wären für ihren Tod verantwortlich.«
    Clevenger räusperte sich. »Sie hat ein Sicherheitsversprechen gegeben.«
    Heller nickte. »Ich habe siebenundzwanzig Patienten auf dem Operationstisch verloren«, sagte er. »Wollen Sie wissen, bei wie vielen davon ich Mist gebaut habe?«
    »Hören Sie, Sie müssen nicht …«
    »Bei sechs. Möglicherweise sieben. Sie sind wegen meiner Unzulänglichkeiten als Heiler tot.«
    Clevenger ertappte sich dabei, dass er alle Kraft aufwenden musste, um Heller als Psychiater und nicht als seinem Patienten zuzuhören. »Und was bedeutet das für Sie?«, fragte er.
    »Das bedeutet für mich, dass ich einen verdammt harten Job habe, den ich zufällig liebe, und es bedeutet für mich, dass ich auch nur ein Mensch bin, egal, was die Zeitungen behaupten. Wenn ich nicht mit meinen Schwächen fertig werden kann, dann habe ich nichts in einem OP, und schon gar nichts im Kopf eines anderen Menschen zu suchen.«
    Clevenger schluckte schwer.
    »Und wie steht es mit Ihnen, Frank? Sind Sie ein Mensch? Oder glauben Sie inzwischen selbst, was die Zeitungen über Sie schreiben – dass Sie jeden heilen, jeden Fall lösen können?« Er streckte die Hand aus und drückte Clevengers Arm.
    Wenn man mit einem Vater aufwächst, der einem keinerlei Liebe zeigt, kann einen die freundschaftliche Berührung eines anderen Mannes erstarren oder dahinschmelzen lassen. Clevenger wandte den Kopf ab, während ihm Tränen in die Augen traten.
    »Richtige Antwort, Bruder«, sagte Heller. »Ich bin ein halbes Dutzend Mal nach Hause gefahren und habe mich so gefühlt wie Sie jetzt, und ich werde noch ein Dutzend Mal mit diesem Gefühl nach Hause fahren, bis ich zu alt bin, um ein Skalpell zu halten.«
    Clevenger atmete tief durch und sah ihn an. »Danke«, sagte er schlicht.
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden, sofern das nicht gegen die Regeln bei Ermittlungen verstößt«, bat Heller. »Und wenn Sie irgendwann denken, jemand anders als Snow selbst könnte für seinen Tod verantwortlich sein, und mehr Kohle brauchen, um den Mistkerl zur Strecke zu bringen, brauchen Sie es nur zu sagen. Wenn jemand Snow das Leben geraubt hat, dann hat er auch mich beraubt.«
    »Ich lasse es Sie wissen, wenn sich etwas Wichtiges ergibt«, versprach Clevenger. Er musste sich ins Gedächtnis rufen, dass er Heller im Grunde überhaupt nicht kannte. »Alles, was nicht der Geheimhaltung unterliegt. Das verstehen Sie

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