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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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(TAT)
    Multidimensionaler Persönlichkeitstest (MMPI-2)
    Hamburg-Wechsler-Intelligenztest-Revision für Erwachsene (HWI-R)
    Bender-Gestalt-Test (BGT), inklusive Hintergrund-Interferenz-Verfahren (HIV)
    Klinische Demenzskala-2
    BEOBACHTUNGEN ZUM VERHALTEN:
    Dr. Snow wurde für alle Verfahren in meinem Büro im Haus Ellison 7 im Massachusetts General Hospital vorstellig. Er ist ein hoch gewachsener, attraktiver Mann, der sich während unserer Treffen sehr umgänglich zeigte. Sein Gedankenfluss war normal, und er zeigte keinerlei Anzeichen von Beklommenheit (s. unten). Er erkundigte sich nach der rationalen Grundlage für jeden der durchgeführten Tests, doch nicht aggressiv. Er bewies eine Neigung, zu hinterfragen, ob sein Gutachter hinlängliche Erfahrung in der Psychodiagnostik besaß, einschließlich Fragen nach meiner Ausbildung und der Anzahl der Jahre, die ich bereits in meinem Beruf tätig bin. Davon einmal abgesehen, zeigte er sich willig und in jeder Hinsicht kooperativ.
    TESTERGEBNISSE:
    Die Ergebnisse von Dr. Snows HWI-R-Test zeigen einen außerordentlich intelligenten und intellektuellen Mann. Verbale und nonverbale Argumentation liegen im Hochbegabten-Bereich, mit einem Intelligenzquotienten von 165, der ihn am oberen Ende des Genie-Spektrums einordnet.
    Der HWI-R hat außerdem die Fähigkeit zu sowohl faktenorientiertem wie auch abstraktem Denken gezeigt. D. h. sein technisches Know-how schränkt seine Kreativität nicht ein. Diese Dualität ist höchst ungewöhnlich und erklärt, wie Dr. Snow eine komplexe wissenschaftliche Disziplin meistern kann und zugleich in der Lage ist, jene Disziplin in neuer, »bahnbrechender« Weise anzuwenden.
    Die Ergebnisse der Projektions- und Objekt-Beziehungstests (einschließlich MMPI) offenbarten jedoch gewisse Beschränkungen: Er zeigt eine starke Tendenz zu Selbstkritik und Kritik an anderen. Er beschäftigt sich weit mehr mit seinen Schwächen als mit seinen Stärken und ist gleichermaßen fixiert auf die Schwächen anderer. Er beschreibt viele der Charaktere in den ihm vorgestellten Geschichten als »defekt« oder »wertlos«. Menschen werden von ihm an idealisierten, statt realistischen Verhaltensmaßstäben gemessen. Intelligenz wird gepriesen, doch nur, wenn sie Genialität repräsentiert. Niedrigere Intelligenzniveaus werden verachtet. Ideale physischer Schönheit werden überbewertet. Physische Unzulänglichkeiten werden übertrieben gesehen.
    Diese Themen wiederholten sich beim Rorschach-Test. Für Dr. Snow repräsentierten viele der Karten »Chaos« oder »einen Sturm«, was darauf hindeutet, dass symmetrische, doch zufällige Muster ihm Unbehagen bereiten. In Bezug auf eine der farbigsten Karten machte er die folgende Feststellung: »Vielleicht ein Garten. Nicht gut angelegt. Ein Durcheinander. Alles verläuft ineinander.«
    Interessanterweise rief Unordnung bei Dr. Snow keine Beklemmung hervor, sondern eher ein gesteigertes Maß von Erregung, die an Verärgerung grenzte. Er verglich die Emotion mit der, die er während des Erfindens empfindet. Er erklärte, dass das Finden der richtigen Lösung für ein Problem das Verwerfen der falschen Lösungen voraussetzt, einschließlich jener, die im strikten Sinne korrekt, aber mittelmäßig sind. »Diese fehlerhaften Ideen«, sagte er, »machen mich wütend, so wütend, dass ich sie auslöschen möchte – besonders, wenn es meine eigenen sind.« Es ist ein Gefühl, das er genießt und das seiner Überzeugung nach in direkter Verbindung zu seiner Kreativität steht.
    Diese Fixierung auf das Bedürfnis nach Perfektion und Ordnung kann Dr. Snow in grüblerisches, egozentrisches Denken stürzen. Von anderen Leuten erwartet er, dass sie »das Beste aus sich machen« und nicht zulassen, dass ihre Emotionen ihren Intellekt beherrschen. Wenn sie dies nicht tun, werden sie als »schwach« oder »kaputt« betrachtet, besonders, wenn ihr Verhalten ihm zusätzlichen Stress bereitet.
    Dr. Snows Thematischer Apperzeptionstest bestätigt dies. Er entwickelte zum Beispiel folgende Erzählung als Reaktion auf das Bild eines kleinen Jungen, der nachdenklich eine Geige betrachtet:
    Er denkt an Mendelssohn und was dieser mit seiner Geige geleistet hat, und fragt sich, ob er wohl ebenso gut spielen könnte. Es gibt immer Hoffnung. Vielleicht ist er begabt. Und es gibt keinen anderen Weg, das herauszufinden, außer zu spielen. Doch das verlangt großen Mut. Ich meine, wer wagt es, sich der Prüfung zu unterziehen, nur um festzustellen,

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