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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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Beileid.«
    Tränen schossen ihr in die Augen. »Danke«, sagte sie, doch es war kaum mehr als ein Flüstern. Sie trat beiseite. »Geradeaus.«
    Clevenger ging über einen Orientläufer, der ihn an einer gedrechselten Treppe vorbei und durch eine Diele mit halbhoher weißer Holzverkleidung und einer breit gestreiften Tapete in Dunkelgrün- und Olivtönen führte. Antike architektonische Zeichnungen von Cambridger Wahrzeichen hingen an den Wänden – wahrscheinlich ausgesucht von Snows Frau, der Architektin in der Familie. Die Diele endete am Wohnzimmer, das auf beiden Seiten von einen Meter achtzig hohen Kaminen flankiert wurde, deren Kalksteinsimse von gemeißelten Engeln mit Trompeten getragen wurden. Darüber hingen zwei erlesene Ölgemälde. Und darüber wurde die Decke von gut dreißig Zentimeter breiten, reich mit geschnitztem Eichenlaub und Eicheln verzierten Deckenleisten gesäumt.
    Der Raum war so imposant, dass Clevenger einen Moment brauchte, bevor er die schlanke, knapp einen Meter sechzig große Frau bemerkte, die an einem Bogenfenster stand und auf den eisverkrusteten Garten hinabstarrte, der in der Vormittagssonne glitzerte. Sie trug eine graue Flanellhose und einen schlichten hellblauen Pullover, so dass sie sich beinahe vor der graublau gestreiften Tapete verlor. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er.
    Sie drehte sich um. »Tut mir Leid. Ich hatte Sie nicht gehört. Bitte, kommen Sie herein.« Sie deutete auf ein Paar Zweisitzersofas in der Mitte des Zimmers.
    Sie trafen sich bei den Sofas. »Frank Clevenger«, stellte er sich vor und streckte ihr die Hand hin.
    »Theresa Snow.« Sie schüttelte steif seine Hand, dann erschlafften ihre Finger, und sie ließ los. Sie sah elegant aus, wenngleich nicht schön. Ihre Augen hatte die gleiche hellblaue Farbe wie ihr Pullover, ihr Haar war vorzeitig ergraut und reichte knapp bis auf ihre Schultern. Ihr Gesicht – ihre Wangenknochen und ihr Kinn – hatte etwas Kantiges, was sie aussehen ließ, als würde sie sich angestrengt konzentrieren. Sie lächelte kurz, aber das machte ihre Züge nicht weicher. Sie setzte sich.
    Er nahm ihr gegenüber Platz.
    »Detective Coady hat mir gesagt, dass Sie bei den Ermittlungen helfen«, sagte sie.
    »Das stimmt«, bestätigte Clevenger.
    »Danke. Das bedeutet uns mehr, als Sie ahnen können.« Sie faltete die Hände unter dem Kinn, als würde sie beten.
    »Ich muss so viel wie möglich über Ihren Mann erfahren«, begann Clevenger. »Ich muss ihn verstehen, um zu verstehen, was passiert ist.«
    »Sie meinen, ob er Selbstmord begangen hat«, sagte sie. Sie seufzte tief.
    »Das auch.«
    »Detective Coady hat bereits davon gesprochen.« Sie beugte sich vor und legte die Hände auf ihr Knie. »Sie müssen mir glauben: Mein Mann hätte niemals Selbstmord begangen.«
    Clevenger fiel auf, dass sie als einzigen Schmuck einen schlichten Solitär-Diamanten und einen schmalen Ehering trug. »Warum sagen Sie das?«, fragte er.
    »Weil er ein Narziss war.«
    Das war kein Kompliment, aber Snows Frau klang nicht verbittert. Sie klang so, als würde sie eine Tatsache feststellen – ihr Mann liebte sich selbst über alles. »Interessierte er sich nicht für andere Menschen?«, fragte Clevenger.
    »Nur insofern sie seine Ansichten über sich und seine Umwelt bestätigten. Er hat Menschen als Spiegel benutzt, um sein Selbstbild in ihnen reflektiert zu sehen.«
    »Und wie sah dieses Selbstbild aus?«, fragte Clevenger und warf einen Blick auf das Ölgemälde, das hinter Theresa Snow über dem Kaminsims hing. Es war die Silhouette einer nackten Frau, die in der Abenddämmerung hinter einer Spitzengardine stand und auf eine von Laternenlicht beleuchtete Bostoner Straße schaute. Etwas daran kam ihm vertraut vor, so als hätte er das Bild schon mal gesehen, vielleicht in einem Buch.
    »Dass er unfehlbar war, allmächtig«, sagte Mrs. Snow. Sie lehnte sich wieder auf dem Sofa zurück. »Er fehlt mir schrecklich. Ich weiß nicht, wie es ohne ihn weitergehen soll. Aber ich möchte unser gemeinsames Leben nicht schönreden. Er war ein schwieriger Mann.«
    »Was wird Ihnen fehlen?«
    »Sein Selbstvertrauen. Seine Kreativität. Er war brillant. Wirklich brillant. Wenn man einmal einem solch überragenden Verstand nah war, fällt es einem sehr schwer, sich mit anderer Gesellschaft zu begnügen. Mir zumindest.«
    Nicht nur, dass Clevenger keine Verbitterung aus Theresa Snows Worten und Tonfall heraushören konnte, er konnte auch nur sehr wenig Trauer

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