Ausgeloescht
Schreibtisch. Seufzt. »Das ist eine große Veränderung für mich, Smoky. Wie gesagt, ich bin nicht mehr der Jüngste. Ich habe dir schon vor ein paar Jahren gesagt, dass ich daran denke, den Job an den Nagel zu hängen, damit ich mehr Zeit für Elaina habe.«
»Ich weiß.«
»Ich will nicht sagen, dass ich schon klapprig bin, aber morgens aufzustehen fällt mir schwerer als vor zehn Jahren. Ich bin einigermaßen in Form, aber mein Cholesterinspiegel und mein Blutdruck sind zu hoch. Mein Arzt sagt, ich muss was dagegen tun.«
»Willst du wirklich aufhören?«
Er zuckt die Achseln. »Ich bin mir nicht sicher. Da liegt das Problem. Dass ich nie so recht weiß, was ich will. Das war immer schon so. Ich habe stets für den Job gelebt, weißt du.« Er grinst mich freudlos an. »Nicht dass ich ihn mir wegen der großartigen Erfolgserlebnisse und der üppigen Bezahlung ausgesucht hätte. Okay, es gab Zeiten, da hatte ich schon mal daran gedacht, aufzuhören. Es gab da ein paar ungelöste Fälle mit ermordeten Kindern, die ich einfach nicht aus dem Kopf bekomme. Aber solche Tiefs gehören dazu. Bis jetzt hat mich noch jedes Mal irgendwas wieder aufgerichtet, und ich habe wieder Witterung aufgenommen. Du weißt, was ich meine.«
»Klar.«
»Aber in letzter Zeit fällt es mir immer schwerer, mich zu begeistern. Nicht dass ich niedergeschlagen wäre, und gelangweilt ist auch nicht das richtige Wort. Ich bin eher ... gesättigt.« Er nickt. »Ja, das ist es. Vielleicht habe ich genug von den Psychopathen, und die Welt muss sich jetzt ohne meine Hilfe drehen.«
Irgendwie beneide ich ihn. Ich habe auch schon daran gedacht aufzuhören, aber dieser Wunsch war immer auf Verzweiflung gegründet. Sich eine Zukunft vorzustellen, in der man glaubt, man habe genug getan? Unmöglich. Ich sehne mich zwar danach, kann es mir aber nicht ausmalen.
»Na ja«, sage ich langsam. »Du weißt, dass du meine Unterstützung hast, egal, wie du dich entscheidest.«
»Ja.«
»Aber ich möchte dich um einen Gefallen bitten.« »Nur zu.«
»Wenn ich beschließe, bei der Sache mitzumachen - was noch nicht raus ist -, kannst du dann noch so lange im Team bleiben, wie wir in Los Angeles sind? Ich verstehe deine Bedenken, was einen Umzug nach Quantico angeht. Das ist auch für mich heftig, aber erst einmal wären wir noch hier.« Ich deute auf die kargen Möbel und verdrehe die Augen. »In all der Pracht und dem Luxus. Ich brauche dich vorerst noch, Alan. Ich könnte es nicht ohne dich schaffen. Nicht zu Anfang.«
Er sagt nichts, betrachtet mich nur. Ich warte. Es ist ein angenehmes Schweigen, wie fast immer zwischen uns. Mit diesem Mann arbeite ich schon seit Jahren zusammen. Wir haben im Angesicht verstümmelter Leichen unsere Empfindungen geteilt. Alan hat mich gehalten, wenn ich geweint habe. Er kannte Matt und Alexa und mochte beide sehr. Er war bei ihrer Beerdigung an meiner Seite, ganz in Schwarz, und hat ohne Scham Tränen vergossen. Er kann Tommy gut leiden, und Bonnie liebt er. Alan ist eines der seltenen Bindeglieder zwischen meiner Vergangenheit und der Gegenwart. Der Gedanke, dass er aufhören könnte, dass ich ihm hinterherschauen muss, wie er sich in ein Leben zurückzieht, mit dem ich kaum noch zu tun habe, macht mich traurig und flößt mir Angst ein. Nach zwölf Jahren kennt man einen Menschen sehr gut. Und bei allem, was Alan und ich zusammen erlebt haben, sind zwölf Jahre fast ein ganzes Leben.
Er lächelt mich an, und ich weiß, was er sagen wird.
»Es geht nicht ohne mich? Na, wenn das kein Grund ist, 'ne Zeit lang weiterzumachen, dann weiß ich auch nicht.«
Kapitel 7
Ich bin fast zu Hause, und wie immer ist es eine Erleichterung für mich. Das Zuhause war stets meine Zuflucht - der Ort, den das Dunkle nicht erreichen konnte.
Natürlich ist es inzwischen ein anderes Zuhause. Tommy und Bonnie sind nicht unschuldig wie Matt und Alexa. Sie haben Morde mit angesehen, und Tommy hat Menschen getötet. Doch ich schiebe die Gedanken an die Vergangenheit beiseite, denn ich habe schon in der Gegenwart Sorgen genug.
Wie soll ich mich in Sachen Sondereinheit entscheiden?
Was ist mit dem Geheimnis zwischen Tommy und mir?
Und was ist mit dem Geheimnis, von dem nur ich alleine weiß?
Ich höre die Reifen meines Wagens auf dem Pflaster scharren, höre das leise Geplärre aus dem Funkgerät. Als ich in die Einfahrt zu meinem Haus einbiege, schiebe ich alle diese unbeantworteten Fragen beiseite.
Was bleibt mir auch anderes
Weitere Kostenlose Bücher