Ausgerechnet Souffle'!
überlegen.”
Die Qualmwolke zieht von der rechten in die linke Ecke des Raums und nebelt die kleine Spinne ein, die dort ihr Netz webt. Ich schwebe hinterher. Unwillkürlich fülle ich meine Lungen mit Luft. Wie damals, als meine Mutter mich ermutigte, zum ersten Mal im Schwimmbad vom Beckenrand in das für eine Sechsjährige beängstigend tiefe Wasser zu springen. Mit zusammengekniffenen Augen schmecke ich Chlor, als ich gedanklich mein früheres Leben loslasse.
Britta stupst mich leicht an. Der zweite Korken ploppt an diesem Abend aus dem Flaschenhals. Bedeutungsvoll erhebt sie ihr Glas und rezitiert:
„Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“ Mein Lieblingsgedicht von Herrmann Hesse verzaubert mich nach wie vor. „... der uns beschützt und uns hilft, zu leben“, ergänze ich und zerdrücke eine winzige, sentimentale Träne.
Ein paar Worte zerren die alte, unbekümmerte Katta ans Licht. Ich betrachte die Schale mit den angeklebten Resten meiner Schokoladenmousse. Wieder rumort etwas in meinem Hinterkopf und drängt sich fordernd in mein Bewusstsein. Leider verscheucht Britta das scheue Gedankentierchen, noch ehe ich ihm einen Namen geben kann. Sie rutscht von der Stuhlkante und macht sich ungefragt an meinem Kühlschrank zu schaffen.
„Was kochen wir?“
Das Ereignis eines Neuanfangs, - wie auch immer geartet - braucht ein erhabenes Gericht. Will man Gefühle kulinarisch umsetzen, wende man sich am besten an die Nation, die in puncto Emotionen jedweder Art ganz weit vorne liegt. Wer sich an Farben, Gerüchen, Musik und herrlich kitschigen Liebesgeschichten berauschen möchte, schaue sich einen Bollywoodfilm an. Und wer diesen bunten Taumel der Sinne in der Pfanne auszuleben gedenkt, wähle ein indisches Rezept. Fragt man nach Assoziationen für die indische Küche, dächten die meisten Menschen vermutlich an Curry, Reis und Elefanten. Zwar haben die Dickhäuter nichts mit Essen zu tun. Aber mit Indien sehr wohl. Außerdem hatte Britta bereits einen im Tee. Viele Leute meinen durchaus von Garam Masala oder Baghar gehört zu haben, während sie blind nach dem Taschentuch fischen, weil der Sharuk Khan so schön singt. Haben jedoch keine Ahnung, was das überhaupt ist.
Tatsächlich sind Masalas unverzichtbarer Bestandteil der indischen Küche. Es handelt sich dabei um Gewürzmischungen, die als Pulver oder Paste hergestellt werden. Es gibt sie in mild, duftend und scharf. Die einzelnen Komponenten werden für ein besonders intensives Aroma vorher ohne Fett geröstet. Es ist nicht schwer, eine solche Mischung selbst herzustellen. Garam Masala („heiße Gewürze“) besteht aus Kardamomkapseln, Korianderkörnern, Kreuzkümmel, Gewürznelken, Pfefferkörnern, Lorbeer, Zimt und Bockshornklee. Man streut es in Nordindien über fertige Speisen.
P.S. Sharuk Khan ist so was wie Brad Pitt, bloß auf Indisch. Zum Glück wissen wir ziemlich genau, was wir uns vorstellen, wenn wir an Indien denken. Masala haben wir ebenfalls. Und dank meiner Kopflosigkeit auch massenweise frisches Grünzeug. Ich fische nach dem Wok. Britta zieht das große Haiku-Messer aus dem Block. Im Kühlschrank friert das arme Huhn noch immer. Ich werde ihm eine schöne, heiße Pfanne anbieten. Absprache ist nicht nötig. Ohne Worte macht jede den Teil, den sie am besten kann. Ich zerlege das Geflügel und kümmere mich um den Reis, Britta schneidet Gemüse und gießt Erdnussöl in den Wok. Innerhalb von einer halben Stunde durchdringt ein herrlicher Duft die Küche. Wir schwitzen im Aromanebel, der von den Töpfen aufsteigt. Ich wische mir die Stirn. Meine Freundin nickt mir gut gelaunt zu. Dabei quietscht sie wie die singende Schauspielerin, die in den Sharuk verliebt ist und wackelt mit ihren Hüften. Jetzt geht es mir blendend.
Salam.
Indisches Hähnchencurry mit Masala
Man nehme:
4 Hähnchenbrustfilets oder die Teile eines zerlegten Hähnchens,
Erdnussöl, Chilipulver,
2 Möhren,
1 Handvoll Zuckerschoten
1 Babyzucchini,
2 Zwiebeln, Knoblauch,
1 Dose Kokosmilch,
Ingwer, Kurkuma
und die Gewürzmischung Garam Masala.
Die Hähnchenteile mit etwas Erdnussöl, Chili, Garam Masala, Salz und dem klein gehackten Knoblauch etwa eine Stunde marinieren.
Die Zwiebel in der Pfanne glasig dünsten. Mit Wasser auffüllen und die restlichen Gewürze unterrühren. Dann das in Würfel geschnittene Gemüse hinzugeben und die Kokosmilch einrühren, sanft aufkochen.
Erst jetzt das Fleisch in die Soße geben und bei milder
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