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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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ich werde wie jeden Morgen ins Büro fahren. Der Wecker gibt keinen Mucks von sich. Allmählich wird’s ganz schön warm hier unter dem Daunenbett. Mein letzter Gefährte nannte diese Decke liebevoll den Walfisch, als er nach minutenlangem begehrlichem Wühlen im Federberg lediglich meinen Fuß fand. Schließlich gab er schwitzend und entkräftet auf. Bedauerlicherweise verzichtete er auch auf die unanständige Handlung, die ihm vorschwebte. Ich gebe zu, der liebestötende Walfisch war ein Fehlkauf. Wer ahnt schon, dass das auf 40 x 40 Zentimeter eingeschweißte Sonderangebot beim Kontakt mit Sauerstoff massemäßig explodiert und sich seither einbildet, die Zugspitze zu sein. Davor besaß ich ein Plumeau aus schwarzen Gänsedaunen, das ich abgöttisch liebte. Olga hat mein geliebtes Stück gewaschen. Genau dreimal. Und sagte dann völlig verzweifelt und wild gestikulierend in mein entgeistertes Gesicht, „Ist ihhmmärr noch schmuuutzig!“, während ich den harten Klumpen Federbett in den Händen hielt und ein Trauertränchen zerdrückte. So viel zu teurem Gänseflausch. Geschenkt.
    In der Kuhle zwischen meinen Brustansätzen sammelt sich ein See. Ich schnappe nach Luft und werfe den Wal auf die leere Seite meines Doppelbetts. Der erste Morgen meines neuen Lebens blinzelt träge. Er gähnt mich an und fängt direkt an, endlos anzudauern. Ich könnte mich ja mal vorsichtig aufsetzen. Vielleicht kann ich sogleich die geniale Idee von gestern zu Papier bringen ...
    Na gut. Eventuell später. Ohne Kaffee und ein Frühstück im Magen geht es ja auch nicht so gut. Mein Kopf braucht meistens länger. Ich schwinge die Beine aus dem Bett und achte sorgsam darauf, mit dem rechten Fuß zuerst den Boden zu berühren. Nicht, dass ich abergläubisch wäre. Doch man sollte das Schicksal nicht herausfordern. Nur so zur Sicherheit.
    Der Spiegel meint, dass ich schon mal besser aussah. Ich muss ihm widerwillig beipflichten. Abgesehen von einem Haarschnitt steht Farbe an, damit das hässliche Straßenköterblond nicht mal ansatzweise eine Chance bekommt. Ein sonnengebräunter Teint wirkte sich bestimmt ebenfalls vorteilhaft aus. Unter der Unterlippe am linken Kinnansatz ertaste ich den monatlichen Periodepickel. Die Leserin wird mir zustimmen: Dieses lästige Ding erscheint zuverlässig immer zur gleichen Zeit an derselben Stelle. Dem Drang widerstehend, an der erbsengroßen Beule herumzudrücken, betrachte ich lieber den erfreulicheren Rest meines Körpers. Der besticht zwar nicht durch Größe, lässt klassische Problemzonen jedoch vermissen. Das kleine Bauchröllchen zählt nicht. Wenn ich den Bauch einziehe, verschwindet es sofort. Meine Fitness verdanke ich meinem Sportstudio und dem horrenden Beitrag, den sie einem dort abknöpfen. Die monatliche Summe lässt sich erst bei mindestens drei Trainingseinheiten in der Woche vor meinem Gewissen rechtfertigen. So pilgere ich artig von Pontius zu Pilates. Sprich, von Kurs zu Kurs. Inzwischen gehöre ich sogar zu den Fortgeschrittenen. Für Brüste Körbchengröße A gibt es bedauerlicherweise kein Trainingsangebot, das einen Aufstieg in Gruppe C ermöglicht. Andererseits, wer will schon große Möpse. Um ihre Rückenschmerzen beneide ich Britta weiß Gott nicht. Stattdessen beneidet die mich um meine wirklich wunderschönen braunen Rehaugen, die ziemlich viel Platz in meinem Gesicht benötigen, sodass es nur noch für eine kleine Stupsnase gereicht hat. Die Sommersprossen hätten allerdings darauf verzichten können, sich dazwischen zu schummeln.
     
    Leider verpasst mir deshalb jeder Mann das Prädikat „niedlich“ oder „süß“.
    Als ob es erstrebenswert wäre, so genannt zu werden. Ich bin nicht süß! Ich bin vielmehr ... äh ... geheimnisvoll. Genau. Eine Vollblutfrau mit einer Menge Leidenschaft und verborgenen dunklen Seiten. Blöderweise schüttelt man(n) dann nachsichtig den Kopf und ich höre so etwas wie: „In dir liest man wie in einem offenen Buch, Schatz.“ Manchmal auch: „Du bist eine ausgesprochene Frohnatur und besitzt bestimmt keine dunklen Seiten, Darling.“ Ich weiß überhaupt nicht, was das heißen soll. Darling! Ich biete dem Spiegel mit einem verführerischen Augenaufschlag Paroli und strecke ihm die Zunge raus. Ich jedenfalls finde mich schön. Geheimnisumwittert und erotisch. Ab heute setze ich den ersten Schritt in mein neues Leben. Ab sofort mache ich Pläne. Garantiert ohne den Hennemann und bar aller übrigen, spießigen Anwälte dieser

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