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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Geringsten für problematisch. Die Jugend heutzutage ist ganz anders als wir. Stimmt doch, Joe?
    Ich betrachte immer noch das Foto. Es ist ein ziemlich junges und ziemlich hübsches Mädchen. Sie hat Chubbys schöne goldene Augen, der Rest kommt wohl eher nach der Mutter. Schlanke Gliedmaßen, schmales Gesicht, aber ein ziemlich dicker Bauch. Siebenter Monat, würde ich schätzen.
    Chubby nickt.
    – Ändert das deine Meinung, Joe?
    Ich sage nichts.
    Er nickt erneut.
    – Evie hat gesagt, das würde deine Meinung ändern.
     
    Chubby kennt jeden.
    Auch einen einarmigen Friseur namens Percy. Percy ist ein Vampyr durch und durch. Er gehört zum Hood, ist einer von Grave Diggas Leuten. Jedenfalls glauben das die meisten. Aber wie jeder in der Vampyrwelt fährt auch Percy zweigleisig und hat eine Menge geheimer Verbindungen.
    Percy ist Mitglied der Enklave.
    Allerdings haust er nicht wie der Rest von ihnen Downtown in diesem Lagerhaus. Dort hungern sie sich selbst zu Tode, setzen sich der verzweifelten Überlebensgier des Vyrus aus, wollen eine Veränderung des Körpers herbeiführen, die außer ihnen niemand nachvollziehen kann. Percy gehört schon seit Ewigkeiten zur Enklave. Soweit ich weiß, hatte er dann irgendwann eine Erleuchtung, als sich der Hood unter dem ursprünglichen Anführer Luther X formierte: Percy war die Farbe seiner Haut wichtiger als die Zusammensetzung seines Bluts. Er verließ das Territorium der Enklave und zog nach Norden. Aber genau wie ein Mann, der seine Kirche verlässt, um in einem fremden Land für etwas zu kämpfen, das nichts mit seinem Gott zu tun hat, konnte auch Percy dem Dunstkreis seiner Religion nicht entkommen. Einmal Enklave, immer Enklave. Daher weiß er auch Bescheid, was sie so treiben und was in ihrem Lagerhaus vor sich geht.
    Ich habe selbst eine gewisse Vorstellung, was dort abläuft.
    Ich kenne nämlich ein paar Leute, die dort rumhängen.
    Evie.
    Die Frau, die meine Jacke hat. Aber das ist nur recht und billig. Sie hat sie mir schließlich geschenkt.
     
    Chubby hat seine beiden Taschentücher zusammengebunden, damit er sie um Dallas’ Kopf wickeln kann. Dallas ist noch zu belämmert, um das nötige Fingerspitzengefühl dafür aufzubringen. Leider ist er nicht so belämmert, als dass er sich nicht mehr erinnern könnte, wer den Zementbrocken auf ihn geworfen und ihm damit eine Platzwunde auf der Stirn verpasst hat, die seiner Attraktivität einen gewissen Abbruch tun wird. Er sitzt auf dem Boden und versucht, mir böse Blicke zuzuwerfen. Leider schielt er dabei ab und an, was dem beabsichtigten Effekt nicht gerade zuträglich ist.
    Chubby steht hinter ihm. Er ist mit überraschend wenig Hilfe wieder auf die Beine gekommen. Jetzt ist er dabei, den improvisierten Verband so zurechtzurücken, dass er Dallas die Ohren nicht einklemmt.
    – Ihre Mutter war vor Jahren bei mir unter Vertrag. Damals, als es noch Videokassetten gab. Finsterstes Mittelalter. Als sofortige Befriedigung noch nicht das Gebot der Stunde war. Man stelle sich vor, Porno war einmal ein gesellschaftliches Ereignis. Es gab Junggesellenabschiede, Pornokinos. Erinnerst du dich an den Times Square, Joe? Die 42 nd Street? Das alte Rotlichtviertel?
    Klar erinnere ich mich – der Block an der 42 nd zwischen der Seventh und der Eighth. Eine Peepshow neben der anderen, Sexläden, Pornokinos. Als ich dreizehn war, herrschten dort so lockere Sitten, dass ich nicht mal so tun musste, als würde ich mich reinschleichen. Ich warf einfach das Eintrittsgeld auf den Tresen und schon konnte ich anfangen zu arbeiten. Ich setzte mich in die letzte Reihe und verlangte fünf Dollar für einen Handjob. Meine Geschäftsausgaben bestanden aus einer Dose Vaseline und einer Großpackung Taschentücher. So habe ich einen ganzen Sommer auf der Straße überlebt. Aber dann haben sie mich hochgenommen, ich geriet wieder in die Fänge des Jugendamts, landete schließlich bei einer weiteren Pflegefamilie, die mich nach ein paar Wochen rausgeschmissen hat. Inzwischen ist das Rotlichtviertel total kommerzialisiert. Ich bin seit Jahren nicht mehr dort gewesen, es liegt außerhalb meines Territoriums, aber ich hab Fotos davon gesehen.
    Ich bin nicht nostalgisch. Jetzt ist es nicht besser oder schlechter als früher. Es gibt neue Nutten und neue Geschäfte. Manche Kunden stehen aufs Ficken, andere auf Fastfood. Mir doch egal, auf welche Weise sich die Leute ruinieren.
    Chubby ist das nicht egal.
    Er breitet die Arme aus.
    – Damals waren

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