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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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dreht sie zwischen den Fingern, um eine gleichmäßige Glut zu erhalten.
    – Genau. Darauf wollte ich hinaus.
    – Und sie hat es rausgefunden.
    Er nimmt den Daumen vom Knopf an der Seite des Feuerzeugs. Die Flamme erstirbt mit einem Schnappen, und das Feuerzeug verschwindet in seiner Faust.
    – Stimmt genau.
    – Und sie fand es toll.
    Er nimmt die Zigarre von den Lippen und stößt eine Rauchwolke aus.
    – Ja. Entgegen aller Vernunft.
    Ich stehe auf und klopfe mir den Schmutz vom Hintern. Nicht dass es einen Unterschied machen würde.
    – Ein Mädchen, das so was erfährt und gleich bedingungslos akzeptiert, muss ziemlich flexibel sein. Stell dir vor, du erzählst einer Frau aus heiterem Himmel, du bist ein Vampyr; ich meine, im Normalfall wird sie dich sofort für verrückt erklären. Die meisten Frauen würden entweder lachend oder schreiend davonrennen, kommt ganz auf den Typen an.
    Er schweigt.
    Ich nicht.
    – Es sei denn, sie hält so was nicht von vornherein für völlig unwahrscheinlich. Wäre das möglich, Chubby?
    Er betrachtet wieder die Zigarre.
    – Es ist durchaus im Bereich des Möglichen, dass ich, in dem Versuch, sie zu unterhalten und zu beeindrucken, ein paar Worte zu viel verloren habe. Und dies mit einem unnötig hohen Maß an Glaubwürdigkeit.
    Er sieht von seiner Zigarre auf.
    – Jeder Vater, ob er es sich nun eingestehen will oder nicht, sehnt sich danach, von seinen Kindern für cool gehalten zu werden. Vampire haben einen großen popkulturellen Wert. Sie sind verbotene Früchte – in jeder erdenklichen Farbe und Größe. Offenbar habe ich, ohne ins Detail zu gehen, angedeutet, dass an diesem Mythos mehr dran ist als schwarze Capes, Eckzähne oder taufeuchte Teenagerträume.
    Ich wühle durch den Verschlag, suche meinen Kram zusammen, den ich in allen Ecken und Enden verteilt habe.
    – Nur so aus Neugier – du weißt nicht zufällig, auf welcher Website sie sich kennengelernt haben?
    Er macht eine vage Geste mit der Hand, wobei der Rauch seiner Zigarre eine undefinierbare Form in die Luft zeichnet.
    – Irgendetwas mit Verdammt oder Unstillbarer Durst oder Ewige Sehnsucht oder so. Dot com.
    Endlich finde ich eines der Dinge, nach denen ich gesucht habe: zwei kleine Stahlringe, verbunden mit einem etwa siebzig Zentimeter langen geflochtenen Stahldraht. Auch das hab ich von einem Tunneltouristen, so einem Großstadtsafaritypen. Keine Ahnung, wozu er eine Drahtsäge dabeihatte. Gehörte wohl zu seiner Standardausrüstung. Vielleicht dachte er, er könnte damit sein eigenes Bein abschneiden, wenn es mal eingeklemmt wäre. Keine Angst, dem Kerl geht’s gut. Er weiß nicht, wer ihn bewusstlos geschlagen hat, und den halben Liter Blut, den ich ihm abgezapft habe, wird er auch nicht vermissen. Ich wollte ihn nicht völlig aussaugen – dafür war seine Ausrüstung zu gut, außerdem hatte er Papiere dabei. Wahrscheinlich wussten Gott und die Welt, dass er auf Expedition in der Kanalisation war. Hätte er sich auch nur einen Tag verspätet, hätten sie wahrscheinlich Suchtrupps losgeschickt. Die Säge allerdings sah brauchbar aus, also hab ich sie eingesteckt. Wahrscheinlich war er nach dem Aufwachen heilfroh, dass er nicht abgestürzt war und sich das Genick gebrochen hatte. Da wird ihm das fehlende Inventar nicht weiter aufgefallen sein.
    Bisher hatte ich noch keine Verwendung dafür, aber in meiner Branche können manchmal die seltsamsten Dinge recht nützlich sein.
    Also stecke ich die Drahtsäge in die Tasche.
    – Verdammterunstillbarerdurstderewigensehnsucht. Dot Com. Man könnte wohl sagen, dass meine Tochter auf der Suche nach etwas ganz Speziellem war.
    Er starrt auf den Boden.
    – Was ist mit dem Jungen? Ist er einer von diesen Infizierten, die sich auf der Suche nach einer Lucy auf den Gruftie- und Vampirseiten rumtreiben? Immer auf ein paar schnelle Liter aus?
    Chubby sieht zu mir auf.
    – Nein. Nein, das glaube ich nicht. Man möge mir meine Sentimentalität nachsehen, aber ich glaube, der Junge brauchte nur jemanden zum Reden. Mir fiel in erster Linie seine penetrante Ernsthaftigkeit auf. Himmel, vermutlich war er einsam. Abgesehen von seiner Tendenz, seine Rolle als Verdammter und Untoter gewaltig zu überdramatisieren, fühlte er sich mit Sicherheit völlig alleingelassen. Verwirrt. Verzweifelt auf der Suche nach so etwas wie Normalität. Solche Leute sind mir schon öfter begegnet, in meinem Geschäft sind sie sogar ziemlich verbreitet. Junge Männer und Frauen, die dem

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