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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Reibefläche berührt, und zünde es mit einem Schnippen an.
    – Das krieg ich hin.
    Er nickt.
    – Sehr nützlich, gesetzt den Fall, dass Ihnen noch etwas Lebenszeit bleibt.
    Er lässt den Tabak in die klebrige Pfütze aus meinem eigenen Blut fallen, in der ich sitze.
    – Was eher unwahrscheinlich sein dürfte.
    Er geht zur Limousine zurück, lehnt sich wieder gegen den vorderen Kotflügel, verschränkt die Arme vor der Brust und schlägt die Beine übereinander.
    – Und was den von Ihnen erwähnten Waffenstillstand angeht: Eine derartige Vereinbarung existiert nicht.
    Meine Hand hat aufgehört zu bluten. Die Wunden an den Fingerstümpfen haben sich geschlossen. Schon ist unter dem abblätternden Schorf frisches rosa Narbengewebe zu erkennen. Die Finger werden nicht nachwachsen. Vielleicht wird an der Stelle, an der mein Daumen war, so etwas wie eine dünne Warze sprießen, aber das ist auch schon alles. Und darauf könnte ich auch gut verzichten. Die Schnitte in meinem Gesicht sind ebenfalls verheilt. Ich wische das getrocknete Blut ab und ertaste die weiche Haut darunter. Wenn ich mich nicht zu heftig bewege, werden auch die Rippen wieder zusammenwachsen, wenn auch nicht unbedingt so gerade wie vorher. Außerdem habe ich immer noch den Geschmack des Pfeffersprays im Mund und kann es überall an mir riechen; doch das Brennen in meiner Kehle und in meinem Magen hat aufgehört. Gut so.
    Ich frage mich, wie es ist, jemanden mit einer aus zweieinhalb Fingern bestehenden Faust zu verprügeln.
    – Ach so, der Waffenstillstand. Über den werden Sie bald verhandeln.
    – Details, bitte.
    – Mr. Jammer ist tot.
    Er betrachtet seine Schuhe.
    – Wie bedauerlich.
    Ich nehme einen Zug.
    – Ja, das habe ich auch so empfunden.
    Er blickt von seinen Schuhen auf. Lange Haarsträhnen hängen ihm in die Stirn.
    – Natürlich haben Sie damit nichts zu tun, nehme ich an.
    – Oh, ganz im Gegenteil. Ich hab ihm ein paar Kugeln verpasst und dann skalpiert. Gute Arbeit, würde ich sagen.
    Er streicht sich das Haar aus der Stirn.
    – Ich würde ja Ihrem Sündenregister die Eliminierung eines weiteren Koalitionsoffiziers hinzufügen, wenn das zu diesem Zeitpunkt nicht bereits reine Makulatur wäre.
    – Aber nicht, dass noch jemand anderes die Lorbeeren dafür einstreicht, das Arschloch gekillt zu haben.
    – Gut, ist vermerkt. Ich versichere Ihnen hiermit, dass dieses Vergehen zusammen mit den anderen Anklagepunkten verlesen wird, bevor man Sie bei Tagesanbruch auf den Asphalt nageln und den Sonnenstrahlen aussetzen wird.
    Seine Hand berührt die Hufzange, die er vorhin auf die Motorhaube der Limousine gelegt hat.
    – Um noch einmal auf diesen nichtexistenten Waffenstillstand zurückzukommen: Weshalb sind Sie sich so sicher, dass er bald zustande kommen wird?
    Ich kratze noch mehr Schorf von meinen Fingerstümpfen.
    – Mr. Jammer ist tot. Seine Leute sind tot. Der Hood hat den Norden von Manhattan zurückerobert. Jetzt sind sie da oben völlig ungestört. Keine ständige Bedrohung mehr innerhalb der eigenen Grenzen. Jetzt kann Digga anfangen, in Ruhe aufzuräumen. Die Opposition auszuschalten. Zum Beispiel Papa Doc, ihr kleines Schoßhündchen da oben. So wie ich Digga kenne, wird er ihn inzwischen exekutiert haben. Bis morgen hat er seine Reihen geschlossen und wird seine Aufmerksamkeit auf die 110th richten. Und dann macht er ernst mit seinem Krieg. Sie werden keine andere Wahl haben, als einen Deal mit ihm zu einzugehen. Einen offiziellen Waffenstillstand und die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen.
    Er berührt die Spitze der Zange.
    – Diggas Leute sind dem Hungertod nahe.
    – Stimmt genau. Daher werden sie entweder kämpfen und versuchen, ihre Grenzen und damit auch ihr Jagdgebiet zu erweitern. Oder sie geben Ruhe und kaufen wie früher Ihr Blut.
    Er nimmt den Finger wieder von der Zange.
    – Digga hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er an unserem Blut nicht interessiert ist.
    Er sieht mich an.
    – Nachdem er erfahren hat, woher es stammt.
    Meine Zigarette ist fast aufgeraucht. Da es nicht leicht sein wird, eine neue zu drehen, nehme ich sie wie einen Jointstummel zwischen die Fingerspitzen und versuche, noch ein paar letzte Züge rauszukitzeln.
    – Tja, was passiert ist, ist passiert. Wollen Sie jetzt wirklich diese alte Geschichte aufwärmen?
    Er nimmt die Hufzange in die Hand.
    – Nein. Nein, das will ich nicht.
    Er stößt sich von der Limousine ab.
    – Sie erzählen mir also, dass Mr. Jammer tot und

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