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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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mir als Nächstes den gebrochenen kleinen Finger ab. Ein Fingergelenk nach dem anderen.
    Bis zum zweiten Gelenk gelingt es mir noch, der Vorstellung beizuwohnen. Beim dritten werde ich bewusstlos.
    Die Frage ist nicht, ob ich wieder aufwache. Die Frage ist, ob dann noch was von mir übrig sein wird.
     
    Ich werde sterben.
    Klar, das ist jetzt nicht gerade eine Sensationsmeldung. Schließlich stirbt jeder irgendwann. Aber ich werde hier und jetzt sterben. Oder zumindest ziemlich bald. Wie lange Predo eben braucht, bis er mich zu Tode gestutzt hat.
    Ich weiß, dass es so ist, weil ich schon ziemlich oft an diesem Punkt war. Inzwischen weiß ich genau, wie es sich anfühlt, demnächst den Löffel abzugeben. Doch nur ein einziges Mal ist es tatsächlich passiert, und das hat nicht mal eine Minute gedauert. Das stimmt mich in Bezug auf meine Überlebenschancen nicht unbedingt optimistischer, aber ich habe gelernt, für den Fall der Fälle immer ein paar Asse im Ärmel zu haben.
    Ich muss wohl ein paar Leute ans Messer liefern.
     
    Ich wache auf.
    Und zähle meine Finger.
    Fünf an der linken, drei an der Rechten.
    Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass Predo immer noch auf meiner Brust sitzt, die Hufzange am obersten Gelenk meines linken Ringfingers angesetzt und anscheinend nur darauf gewartet hat, dass ich das Auge öffne.
    – Ah, Sie sind wieder bei uns, Pitt. Willkommen zurück.
    Er trennt den Knöchel ab, und wieder verliere ich einen Fingerabdruck.
    Er setzt die Hufzange ein paar Zentimeter tiefer an.
    Da liefere ich den Ersten ans Messer.
    – Digga wird auf den Waffenstillstand nur eingehen, um Ihnen dann in den Rücken zu fallen!
    Er verzichtet darauf, das Glied abzutrennen, doch die Zange bleibt, wo sie ist.
    Immerhin runzelt er die Stirn.
    – Ich habe mir etwas vorgenommen.
    Er schließt die Zange nur so weit, dass die Haut um den Knöchel reißt.
    – Ich habe mir vorgenommen, erst die ganze Hand zu Ende zu bringen.
    Er verstärkt den Druck, und ich spüre, wie der Stahl auf dem Knochen kratzt.
    – Und Sie erst danach zu fragen, was Sie wohl gedacht haben, als Sie so eine kolossale Dummheit begingen.
    Er lockert den Griff um die Zange.
    – Dabei wissen wir wohl beide, dass Sie trotz Ihrer aufopferungsvollen Bemühungen, mir das Gegenteil zu beweisen, ganz und gar nicht dumm sind. Außerdem...
    Er schließt die Augen und schüttelt fast unmerklich den Kopf.
    – Außerdem bin ich ganz und gar nicht erfreut, dass Sie mich gerade jetzt unterbrechen und mich dadurch zwingen, meine Pläne zu ändern.
    Er öffnet die Augen.
    – Das verstehen Sie doch, nicht wahr, Pitt?
    Ich nicke.
    – Jawohl, Sir, Mr. Predo. Ich verstehe.
    Er verzieht die Mundwinkel.
    – Ach, wie ich diesen unterwürfigen und doch vor Sarkasmus triefenden Ton vermisst habe.
    Er trennt mir das Fingerglied ab.
    – Schmerzlich vermisst.
    Dann lässt er die Zange sinken, richtet sich auf und sieht auf mich herab.
    – Aber wie es scheint, bekommen Sie noch eine letzte Chance, uns alle mit diesem Tonfall zu beglücken.
    Er entfernt sich ein paar Schritte, deutet mit dem Kinn auf seine Männer, die mich daraufhin loslassen.
    Ich bleibe liegen und hebe die verstümmelte rechte Hand.
    Zeigefinger, Mittelfinger und den Rest des Ringfingers.
    – Ich danke Ihnen, Mr. Predo. Sie haben mir denjenigen Finger gelassen, mit dem ich meine Meinung am besten zum Ausdruck bringen kann.
     
    Wie sich herausstellt, braucht man zwei opponierbare Daumen, um sich eine Zigarette zu drehen.
    – Pitt, sind Sie selbst jetzt noch nicht willens, diese abscheuliche Angewohnheit aufzugeben?
    Ich ziehe ein neues Paper aus der Packung und verstreue dabei noch mehr Tabak auf dem Boden.
    – Momentan wäre ich für jede Hilfe dankbar, Mr. Predo.
    Mit verschränkten Armen sieht er seine drei Lakaien an, die alle nur mit den Schultern zucken.
    Dann stößt er sich von der Limousine ab, gegen die er sich gelehnt hat, und nimmt den Tabak aus meiner unversehrten Hand.
    – Eine vergessene Kunst, wie mir scheint.
    Er nimmt ein Paper aus dem Päckchen.
    – Aber ich selbst bin auch etwas eingerostet.
    Er platziert Tabak auf den Falz, wickelt das Paper in Zylinderform darum, drückt es leicht in Form und rollt das Ganze fest zusammen.
    – Genau wie Fahrradfahren.
    Er leckt über die Gummierung, klebt das Paper zu und reicht mir die Zigarette.
    – Haben Sie Streichhölzer?
    Ich ziehe das Briefchen aus der Tasche, knicke eines der Hölzer so weit um, dass es die

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