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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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Wir hatten nur ein Blockhaus.« Dieser Gedanke schien sie irgendwie zu demoralisieren. Wieder gab es ein Geknister am anderen Ende.
    »Kim?«
    »Mhm?«
    »Können Sie sich noch erinnern, wo genau Lennies Haus stand? Wie man da hinkommt?«
    Stille. Er sprach weiter. »Ich habe Ihnen doch erzählt, dass ich ungefähr fünfzehn Kilometer südlich des French River gefunden wurde. Und wir waren uns doch alle einig, dass ich nur aus einem einzigen Grund da oben war, weil nämlich das Sommerhaus der Nuremborskis dort stand.« Er wartete.
    Schließlich sagte Kim: »Mhm. Ich erinnere mich.«
    »Ich fahre da jetzt hin«, sagte er.

[home]
    16
    B obby sah zu, wie Alex sich mit einem Stück Treibholz abmühte, das beinahe so groß war wie er selbst. Es hatte sich zwischen zwei Felsen verkeilt und ragte nur zur Hälfte aus dem Wasser. Alex stand hüfttief im Fluss. Die Arme um das Stück Holz geschlungen, versuchte er, es herauszubekommen.
    »Hilf mir«, rief er Bobby zu.
    Bobby saß ein wenig abseits von Alex am Ufer. Von einem flachen Felsen aus sah er auf ihn herab. Alex versuchte seit etwa einer halben Stunde, ein Floß zu bauen.
    Sie hatten Bobbys Vater, dessen Kopf noch immer im Maschinenraum der
Chestnut Alley
steckte, allein gelassen. Gemeinsam waren sie an der Westseite vom Steg heruntergeglitten und einem Pfad am Ufer gefolgt.
    Der Weg, den sie benutzten, führte durch das
Revier
, wie es von den Einheimischen genannt wurde – fünfundzwanzig Quadratkilometer Staatsbesitz, unerschlossen und unberührt, westlich vom Anwesen seines Vaters. Das Revier war seinem Vater sehr wichtig, denn es war die Garantie dafür, dass auf dieser Seite niemand in der Nähe seines Grundstücks bauen durfte. Und da ihnen auch noch achttausend Quadratmeter am Ufer gehörten, war selbst das nächstgelegene Haus stromaufwärts im Osten bis auf seinen lästigen Fahnenmast unsichtbar.
    Sein Vater schätzte die Ungestörtheit, so wie sein Vater vor ihm, der das Familienunternehmen 1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs, in Kanada gegründet hatte. Er hatte sich das Ferienhaus 1924 bauen lassen, in dem Jahr, in dem Bobbys Vater zur Welt kam.
    Bobby und Alex waren unter der Führung von Alex hintereinander dem nadelbedeckten Pfad gefolgt. In der süßduftenden, einschläfernden Sommerluft marschierten sie durch schattige Kiefern- und Fichtenbestände bis zu einer grasbewachsenen Lichtung. Genau unterhalb der Böschung, auf der der Pfad verlief, schmiegte sich eine kleine weißbekieste Bucht an den Fluss. Hier hatte Alex versucht, sein Floß zu bauen, und dafür Treibholz an den Strand geschleppt.
    »Na los, Bobby. Hilf mir!« Er rang noch immer mit dem Holzstück.
    »Es ist sowieso durch und durch nass«, sagte Bobby.
    »Ist es nicht«, rief Alex und schlug im Wasser um sich. Es sah aus, als hielte der Stock ihn fest und nicht umgekehrt.
    Bobby verließ seinen Felsensitz und schlenderte ans Wasser.
    »Ich hab ihn fast«, ächzte Alex.
    Ins Wasser steigen würde Bobby auf keinen Fall. Doch er ging das Ufer entlang auf Alex zu, kniete sich dort hin, wo der Stock eingekeilt war, und hob einen der Steine ein paar Zentimeter an. Der Stock lockerte sich, Alex fiel hintenüber, kam wieder auf die Füße. Sein rotes T-Shirt war jetzt völlig durchnässt, aber er scherte sich nicht darum.
    »Hab ihn«, jaulte er triumphierend auf und ließ das Stück Holz zu den anderen treiben. »Hab dir ja gesagt, dass er schwimmt«, sagte er.
    Alex machte sich daran, die Treibholzstücke nebeneinander auf den trockenen Strand zu legen, doch sie hatten alle verschiedene Längen und Stärken.
    »Ich weiß, wo’s Heidelbeeren gibt«, sagte Bobby.
    »Wo denn?«, gab Alex zurück, nicht übermäßig interessiert, noch immer damit beschäftigt, seine Stöcke und Klötze zu ordnen.
    »Weiter oben«, sagte Bobby. »Das wird sowieso nicht funktionieren.«
    »Warum nicht?«
    »Wie willst du die zusammenhalten? Du brauchst ein Seil und Nägel. Du brauchst eine Säge. Du musst dir Querhölzer zurechtschneiden.«
    »Weiß ich«, erwiderte Alex. »Ich hab mir nur erst das Holz zusammengesucht. Mein Vater hat das ganze Zeug. Wir können es rausschmuggeln. Nach dem Abendessen können wir wieder herkommen.« Alex sah zu Bobby hoch, die Augen voller Erwartung. Er war immer voller Tatendrang, und besonders gefiel ihm das, was ihm gefährlich erschien. »O. K.?«
    »Gehen wir erst mal zu den Heidelbeeren«, sagte Bobby.
    »O. K.« Alex dachte, er habe gerade ein Geschäft mit einem

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