Ausgesetzt
nicht.« Bobby fühlte, wie sein ganzer Körper bebte. »Ich weiß, wo wir ein Seil herkriegen«, sagte er.
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17
K rista hatte sich endlich mit der Versicherung wegen ihres Toyota geeinigt. Man hatte ihr einen Scheck über achthundertvierundzwanzig Dollar ausgestellt.
»Was soll ich damit, verdammt noch mal, mir einen Roller kaufen?«, hatte sie erst mal aufgeschrien. Man hatte ihr gesagt, sie könne sich sehr glücklich schätzen, denn ihr Wagen sei in Wirklichkeit keinen Pappenstiel mehr wert gewesen. Man sei ihr da wirklich sehr entgegengekommen.
»Tolles Entgegenkommen«, hatte sie sich bei Walker beschwert.
»Ja«, antwortete er, noch zerstreuter als sonst, lehnte sich an den Tresen von A. P. Taxis und sah ihr bei der Arbeit zu. »Ich weiß, wo das Sommerhaus der Nuremborskis ist.«
Sie sah zu ihm hoch. »Wie hast du denn das angestellt?«
»Ich habe Kim angerufen. Sie hat mir den Weg beschrieben.«
»Warum willst du da hinfahren? Wahrscheinlich haben sie’s verkauft, oder es wurde abgerissen wie das in Mary’s Point.«
»Vielleicht erinnere ich mich an irgend etwas.«
»Und was sollte das sein? Das ist sechzehn Jahre her.«
»Ich weiß es auch nicht!« Walker schrie es fast heraus. »Ich muss irgendwas tun. Vielleicht war das mein Vater im Rollstuhl.«
»Walker, du bringst dich noch um den Verstand! Es gibt nur einen Menschen, der Bescheid weiß, Jake Nuremborski, und der macht den Mund nicht auf. Drum geh zur Polizei, erzähl denen, was du weißt. Wenn die dir nicht helfen können, dann …« Krista hielt inne. Sie wusste nicht, wie dieses »dann« aussehen könnte.
Das Telefon läutete. Sie rollte hinüber. »A. P. Taxis. Ja. Ja.O. K. Cowboyhüte. Im Ernst. Willkommen in Toronto. Sie sind ja nicht schwer zu erkennen. Zehn Minuten.«
Sie legte auf. »Willst du drei Cowboys einsammeln, die einen draufmachen, Ecke Victoria und Dundas?«
»Kanadische oder amerikanische?«
Sie lächelte. »Klappe. Willst du jetzt arbeiten oder nicht? Deine Schicht hat nämlich begonnen, falls du’s nicht mitgekriegt hast.«
»Ich fahre zum French River.«
»Walker, jemand hat deine Katze umgebracht«, sagte sie ohne große Hoffnung.
Er gab keine Antwort.
Krista wusste, dass sie ihn nicht aufhalten konnte. Und sie konnte auch nicht die ganze Zeit bei ihm sein. Sie konnte ihn nicht beschützen. »Nummer Neunzehn schafft es nie im Leben bis dahin«, wandte sie ein. »Außerdem wird Joe dich erschießen.«
Die Zigarre in Alphonso Piattellis Mund sackte herunter, fiel ihm aber nicht heraus, als Krista ihn fragte, ob Walker sich seinen Caddy ein paar Tage ausleihen könne. Er riss seine braunen Augen auf und runzelte die Stirn. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und kratzte sich heftig am Kopf. Einmal pfiff er sogar, während Krista ihm Walkers wahre Geschichte erzählte, aber er sagte nicht nein. Er hörte nur zu. Und als Krista fertig war, öffnete er die mittlere Schublade seines Schreibtisches und fischte die Wagenschlüssel heraus. Er ließ sie in der Luft baumeln.
»Deine Idee, zu den Bullen zu gehen, is Blödsinn«, sagte er.
»Das hab ich mir gedacht, dass du das sagen wirst.«
»Er hat nix Belastendes gegen irgendwen in der Hand. Was soll’n die denn tun? Verrückte Geschichten hör’n die jeden Tag.«
»Das weiß ich auch.«
»Und der Typ im Rollstuhl war wahrscheinlich eh nicht sein Alter«, fügte er sicherheitshalber noch hinzu.
»Vielleicht war er’s. Vielleicht auch nicht«, erwiderte Krista, plötzlich irgendwie ausgelaugt.
»Und ihr zwei, seid ihr jetzt ein Paar, oder was?«
»Was spielt das denn für eine Rolle?«
»Weiß ich nicht. Er is halt ein kleiner Spinner, mehr nicht, mit dieser Geschichte über seine verschwundenen Eltern. Eins is sicher, er wird nicht lang hierbleiben, ein Junge wie der.« Alphonso sah Krista an. Anscheinend hatte sie nicht verstanden, worauf er hinauswollte. »Also verbieg dich nicht zu sehr wegen ihm, klar?«
Ihre Augen verengten sich. »Du meinst, wegen einer wie mir wird er nicht hierbleiben? Meinst du das?«
»Nein!«
Sie nahm die Schlüssel und zog sich, auf ihre Krücken gestützt, vom Stuhl hoch. Alphonso kam ihre Hüfte noch stärker verdreht vor als sonst. Wie sie sich so abstützte und zur Tür schwang, hatte sie die Schultern hochgezogen wie ein Vogel.
»Ich mein nur, dein Alter hetzt mir einen Killer auf den Hals, wenn irgendwas schiefgeht.«
Krista wandte sich zu ihm um. In ihren Augen glänzten Tränen. »Leck mich«,
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