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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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zurück zum Highway, weiter Richtung Norden, und hielt Ausschau nach einem Rastplatz. Ein Zimmer in einem Hotel konnte er sich nicht leisten. Er war zwar nicht richtig pleite, aber richtig nicht pleite war er auch nicht. Das aus Big River mitgebrachte Geld hatte er längst aufgebraucht. Nachdem er das Essen bezahlt hatte, besaß er noch genau achtundvierzig Dollar und zweiundzwanzig Cent, sowie fünfhundertdreißig Dollar für die nächste Miete, die er in einem leeren Fischkarton im Gefrierfach versteckt hatte.
    Er fuhr mit dem großen Wagen runter vom Highway auf einen Picknickplatz. Dabei passierte er ein Schild, auf dem stand, dass es verboten war, hier zu campen oder im Auto zu übernachten.
    Walker lenkte den Caddy auf den durchweichten Rasen, manövrierte ihn zwischen zwei Picknicktischen durch und blieb hinter einer kleinen Toilettenanlage stehen. Mit etwas Glück würde sich die Polizei nicht die Mühe machen, die Rastplätze zu überprüfen, besonders nicht in einer regnerischen Nacht Ende Oktober.
    Er schaltete Scheinwerfer und Motor aus. Es war stockdunkel. Er konnte nicht einmal das Lenkrad sehen. Gegen die Feuchtigkeit hatte er die Heizung auf die kleinste Stufe gestellt. Er fühlte, wie sich Kälte und Nässe langsam breitmachten. Er war hellwach.
    Je mehr sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, desto deutlicher konnte er das dunkle Bernsteingelb des Lenkrads erkennen. Durch das Fenster der Beifahrertür bemerkte er einen schwachen Lichtschein nahe dem Highway. Eine Telefonzelle.
    Lange blickte er sie an. Er dachte an Krista und starrte noch ein bisschen länger hin. Er ließ den Motor wieder an, schaltete die Scheinwerfer ein und fuhr ganz nahe an die Telefonzelle heran. Er stellte den Motor ab, saß da und dachte nach.
    Wenn er sie anrief, dann nur, um hallo zu sagen und dass alles in Ordnung war und dass Alphonsos kostbares Gefährt unversehrt war. Das war’s.
    Er stieg aus, platschte um das Auto herum und betrat die Telefonzelle. Die einzige Nummer in der Firma, die er auswendig wusste, war die Nummer für den Taxidienst. Er meldete ein R-Gespräch an.
    »A. P. Taxis«, hörte er Krista sagen. Sie schien sehr weit weg.
    Die Automatenstimme der Vermittlung verkündete: »Sie haben ein R-Gespräch von …«, und dann kam eine Pause, in der Walker seinen Namen sagen konnte. Er überlegte, ob er Walker Devereaux oder Walker Nuremborski sagen sollte. Schließlich sagte er nur: »Walker.«
    Die Aufnahme lief weiter: »Wenn Sie die Gebühren für diesen Anruf übernehmen wollen, drücken Sie bitte die Eins. Oder sagen Sie nach dem Signalton deutlich ja oder nein. Übernehmen Sie die Gebühren?«
    Walker hörte den Ton und dann … nichts. Sein Mut sank. Die Vermittlung meldete sich wieder, eine letzte Chance. »Wir haben keine Antwort gehört, bitte sagen Sie nach dem Signalton entweder ja oder nein. Übernehmen Sie die Gebühren?« Wieder hörte Walker den Ton.
    »Ja«, sagte Krista kaum vernehmbar.
    »Danke«, antwortete das Band. »Bitte fahren Sie fort.«
    »Hi«, sagte Walker.
    »Hi«, sagte Krista. »Wo bist du?«
    »Vielleicht dreißig Kilometer vom Fluss entfernt. Ich fahre heute nicht mehr weiter. Ich habe schon gedacht, du nimmst den Anruf nicht an.«
    »Ich hab beim ersten Mal das Piepen nicht gehört.«
    »Aha«, sagte er, wenig überzeugt. »Ich habe mir gedacht, ich rufe dich an, damit du Mr. Piattelli sagen kannst, sein Auto ist noch ganz.«
    »Und du bist noch nicht tot.«
    »Nein.«
    »Hast du gesehen, ob dir jemand gefolgt ist?«
    »Nein.«
    »Gibt es Grund zur Annahme, dass dir niemand folgt?«
    »Nein.«
    Krista seufzte. »Wollt ich nur wissen. Was ist das für ein Geräusch?«
    »Regen. Hier schüttet’s. Ich bin in einer Telefonzelle.«
    »Dann bist du also in einem Motel?«
    »Ich habe kein Telefon im Zimmer«, antwortete Walker ausweichend.
    »Also in einem billigen.«
    »Genau. Na egal, ich dachte eben, ich rufe dich an.«
    »Es regnet also?«
    Langes Schweigen folgte. »Was genau erhoffst du dir da oben eigentlich?«, fragte Krista schließlich.
    »Ich hoffe, jemanden zu finden, der all die Jahre etwas wusste, es aber nicht für wichtig hielt. Oder vielleicht jemanden, der Angst hatte, den Mund aufzumachen.«
    Eine Windbö rüttelte an der Telefonzelle. Regen strömte die Scheiben hinunter.
    Walker sah einen Wagen kommen. Der verlangsamte, blieb beinahe stehen und fuhr dann, eine kleine Kielwelle auf der überfluteten Fahrbahn hinterlassend, weiter, hinein in die

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