Ausgesetzt
Schild schwebte vorbei. Walker fuhr soeben hinein in den Staatsforst, Parzelle 189.
Hier schien das Gelände anzusteigen, nicht abrupt, sondern langsam, aber kontinuierlich. Walker bewegte sich im Blindflug, bis der große Wagen in strahlenden Sonnenschein hinausfuhr.
Unten im Tal stieg der Nebel über dem Fluss spiralförmig auf und verdunstete in der wärmer werdenden Luft. Zum ersten Mal glitzterten Wasserflecke wie polierter Stahl durch.
Walker fuhr an einem Aussichtspunkt vorüber. Kim hatte ihm erzählt, dass das Haus der Nuremborskis das erste nach dem Aussichtspunkt war. Er kam immer näher.
Ein anderes grünes Schild teilte ihm mit, dass er jetzt den Staatsforst, Parzelle 189, verließ. Ein kleineres Schild, an einem Telegrafenmasten befestigt, verkündete Weirtown: 3 km. Aber es wies auf eine schmale Seitenstraße rechts.
Walker hielt an. Die Straße, auf der er sich befand, verlief anscheinend parallel zum Fluss, machte vielleicht sogar einen Knick davon weg. Aber die Seitenstraße führte direkt hinunter ins Tal.
Er war ziemlich sicher, dass Kim sich zwar an den Aussichtspunkt erinnert, die Abzweigung aber vergessen hatte. Er schlug ein und manövrierte den Cadillac zwischen zwei dichten Baumreihen hindurch. Die große Limousine rollte stetig abwärts und schließlich eine leichte Anhöhe hoch. Der Fluss lag direkt vor ihm.
Wieder schlug Walker das Lenkrad ein und folgte der Straße, die eine scharfe Linkskurve machte. Und im gleichen Augenblick, als hätte jemand einen Vorhang hochgezogen und es enthüllt, sah er das Sommerhaus der Nuremborskis.
Der Anblick war so unerwartet, die Wirkung so gewaltig, dass er beinahe über das Ufer hinaus in den Fluss gefahren wäre. Der Cadillac schleuderte ein wenig, dann stand er still.
Ein schmales Haus stand ganz oben auf einer Anhöhe zu seiner Linken. Es hatte zwei Stockwerke und einen großen, quadratischen Eckturm mit Aussicht auf den Fluss, nicht zwei oder drei, wie Kim sie in Erinnerung hatte. Der zartgelbe Anstrich schälte sich. Eine breite, elegante Veranda, das einladendste Detail des ganzen Hauses, umgab es auf mindestens drei Seiten. Die Fenster waren mit Brettern verschlagen, ebenso die Haustür.
Ein Silberahorn, des Großteils seiner Blätter beraubt, stand im Vorgarten. Ein dickes Seil hing von einem der unteren Äste, die ausgefransten Enden strichen ziellos über den Boden.
Walker bog von der Straße ab in die laubbedeckte Auffahrt und hielt an. Er stieg aus.
Ein an den Baum genageltes Schild verkündete: Privateigentum – Widerrechtliches Betreten wird strafrechtlich verfolgt. Ein weiteres Schild mit genau derselben Botschaft war an einen Verandapfosten genagelt. Aber das spärliche, nunmehr braune Gras war gemäht, und die Sträucher unter den vernagelten Fenstern waren gestutzt. Alles sah gepflegter aus als auf dem Grundstück der Nuremborskis in Forest Hill.
Walker sah sich um. Nirgendwo waren andere Häuser, groß oder klein, zu sehen. Er blickte zum Fluss hinunter. Er sah, dass sich der Sandweg, der vom Haus zur Straße führte, auf der anderen Straßenseite fortsetzte und dann hinter einem Felsvorsprung verschwand. Er beschloss, dem Weg zu folgen.
Auf der anderen Straßenseite führte eine kurze Holztreppe den Felsvorsprung hinunter. Jetzt sah er den Sandweg wieder.
Er folgte ihm bis zum Ufer. Ein langer Holzsteg – von vielen Wintern arg in Mitleidenschaft gezogen, die Pfähle von Eis und Frühjahrshochwassern teilweise weggerissen, stand halb im, halb aus dem Wasser. An einem Ende des Stegs hing ein Bootshaus von der Größe einer kleinen Scheune windschief über den Fluss. Der Dachfirst war eingeknickt und aufgesprungen und gab den Blick frei auf die verwitterten, moosbedeckten Balken darunter.
Walker ging zum Bootshaus und spähte durch ein verstaubtes Seitenfenster. Anfangs sah er gar nichts, doch dann machte er in dem spärlichen Licht, das durch das kaputte Dach fiel, an der gegenüberliegenden Wand altes Segel- und Tauwerk aus und sah das Wasser unten schimmern. Der Bug eines halbversunkenen Boots ragte in die Luft. Wasser schlug sanft gegen den Fahrersitz. Das hölzerne Steuerrad war halb unter Wasser.
Mit seinem schlanken Rumpf aus Holz und dem langen eleganten Bug sah das Boot aus wie eines der altmodischen Rennboote, die Walker von Fotos kannte. Aber bei diesem Exemplar hatten Wachs, Öl und Beize sich gelöst, waren blasig geworden und abgeblättert. Das Holz darunter war fleckig und kaputt. Und Walker sah
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