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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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für später. Ich hatte mir nie viele Gedanken über die Körper von Männern gemacht, aber
    schließlich hatte ich auch noch nie Bekanntschaft mit einem Körper geschlossen, wie ihn Cheney besaß. Er war so herrlich gebaut – Haut so glatt wie feines Leder, eng anliegend über einem Gerüst aus Stein.
    Auf der Straße vor meinem Haus küssten wir uns ein letztes Mal, ehe ich ausstieg und ihn davonfahren sah. Bei jedem anderen Mann hätte ich womöglich schon begonnen, mir über all das dumme Zeug den Kopf zu zerbrechen, mit dem sich Frauen üblicherweise herumplagen: Würde er anrufen, würde 167
    ich ihn wiedersehen, hatte er auch nur einen kleinen Teil von dem gemeint, was er gesagt hatte? Bei Cheney kümmerte mich nichts davon. Was auch immer das hier war und was auch immer als Nächstes käme, mir war alles recht. Falls die ganze Beziehung eine Essenz der Stunden blieb, die wir gerade gemeinsam verbracht hatten, konnte ich mich dann nicht trotzdem glücklich schätzen, nur weil ich das hatte erleben dürfen?
    Ich schlief bis zehn, ersparte mir das Joggen, trödelte im Haus herum und fuhr schließlich kurz vor zwölf ins Büro, genau rechtzeitig zur Mittagspause. Ich wollte gerade mein Käse-Gurken-Sandwich auspacken, als jemand die äußere Tür aufriss und donnernd wieder zuschlug. Schon stand Reba in der Tür, mit wutentbrannter Miene und einem braunen Umschlag in der Hand. »Haben Sie die gemacht?«
    Ein Anflug von Angst durchzuckte mich beim Anblick des Umschlags, dessen identisches Gegenstück in meiner Schublade lag.
    Sie beugte sich über den Schreibtisch, durchschnitt die Luft vor meinem Gesicht mit einer Ecke des Umschlags und
    schüttelte ihn so dicht vor meinen Augen, dass sie mir eines hätte ausstechen können. »Waren Sie das?«
    »War ich was? Ich weiß ja nicht mal, wovon Sie sprechen.«
    Das war Lügen auf Weltklasseniveau – in Höchstform stellte ich mich der Herausforderung und gab im Kampfgetümmel keinen Millimeter Boden preis.
    Sie löste die Klammer, zerrte die Abzüge heraus und knallte sie vor mir auf die Tischplatte. Dann lehnte sie sich erneut vor, stützte sich aber diesmal mit beiden Händen ab. »Da ist so ein widerlicher kleiner Drecksack zu mir nach Hause gekommen und hat nach mir gefragt. Ich dachte, es ist ein Mitarbeiter der Bewährungsbehörde, der einen Hausbesuch macht, also habe ich ihn ins Wohnzimmer geführt, ihm einen Platz angeboten und 168
    einen auf freundlich gemacht, um zu demonstrieren, was für eine brave kleine Bürgerin ich bin. Und auf einmal drückt er mir die hier in die Hand und lässt dazu noch einen unglaublichen Scheiß ab. Das ist übrigens Beck, für den Fall, dass die Beleuchtung zu düster ist.«
    Ich nahm die Schwarzweißfotos zur Hand, blätterte sie betont aufmerksam durch und überlegte, wie ich die Sache anpacken sollte. Schließlich legte ich die Bilder auf den Tisch und blickte zu ihr auf. »Hat er sich also eine Hure geschnappt. Was haben Sie erwartet?«
    »Von wegen Hure.« Sie hob eines der Bilder am Rand hoch und zeigte derart hasserfüllt auf die Frau, dass sie den Abzug fast durchbohrt hätte. »Wissen Sie, wer das ist?«
    Ich schüttelte den Kopf, während mir das Herz bis zum Hals schlug. Natürlich wusste ich es. Ich wollte es nur ihr gegenüber nicht zugeben.
    »Das ist Onni. Meine beste Freundin.«
    »Ah.«
    Sie verzog das Gesicht. »Es ist mir scheißegal, ob er mit irgendwem im Bett war, aber mit ihr? «
    »Ja, eigentlich hätte er schon aus Höflichkeit eher seine Frau bumsen sollen statt Ihre beste Freundin«, erwiderte ich.
    »Genau. Ich habe nicht erwartet, dass er wie ein Mönch lebt.
    Hab ich ja auch nicht.«
    Ooh, was wollte sie denn damit sagen? Mit wem hatte sie wohl was getrieben? Im Gefängnis war die Auswahl doch sicher begrenzt.
    »Wissen Sie, was mich ankotzt? Ich bin mit Onni zum Essen verabredet. Und zwar heute Abend. Können Sie sich das vorstellen? Ich würde locker mit ihr plaudern und mich freuen, dass ich mit ihr zusammen sein kann, weil sie mir so gefehlt hat.
    Und die ganze Zeit würde sie dahocken und sich ins Fäustchen 169
    lachen. Diese miese Ratte. Sie weiß doch, dass ich in ihn verliebt bin. Sie weiß es ganz genau!« Auf einmal nahm ihr Gesicht diesen gequälten Ausdruck an, der Tränen ankündigt.
    Abrupt setzte sie sich hin. »O Gott, was mache ich denn jetzt?«
    Ich wartete kurz und lauschte dem gepressten Geräusch ihres Weinens. Es zog sich eine Weile hin, bis sich das Schluchzen gelegt hatte.

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