Ausgespielt
mitzumachen.«
211
»Sie hat eingewilligt, mit Vince zu sprechen?«
»Das hat sie jedenfalls vor einer halben Stunde gesagt.«
»Wie kam’s denn dazu? Ich weiß, dass sie gern redet, aber das fällt doch in die Kategorie ›zu schön, um wahr zu sein‹, findest du nicht?«
»Nein, da vertraue ich ihr. Vor allem weil ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie alles abgelaufen ist. Beck hat jede Menge Stuss erzählt, ihr eine Lüge nach der anderen aufgetischt, und Reba hat ihn in jedem Punkt widerlegt. Natürlich hat sie ihm das nicht ins Gesicht gesagt. Er hat sie ständig nur hingehalten. Das hätte sie ja vielleicht noch verkraftet –
wahrscheinlich ist sie es gewohnt, dass er sie nach Strich und Faden belügt. Was das Fass allerdings zum Überlaufen gebracht hat, war, als sie kapiert hat, dass er Tracy mit nach Panama nimmt, obwohl er ihr weisgemacht hat, er würde allein fahren.«
»Wie ist sie darauf gekommen?«
Ich zögerte. »Wir haben ein paar private Nachforschungen angestellt.«
»Davon will ich gar nichts hören.«
»Das dachte ich mir. Der Punkt ist jedenfalls, dass sie sich mit den Leuten vom FBI treffen will, sobald du es arrangieren kannst.«
»Mann, das ist ja großartig. Ich sage Vince Bescheid, sobald ich ihn erwische. Könnte ein paar Tage dauern. An den Wochenenden ist er schwer zu erreichen.«
»Je früher, desto besser. Wir wollen ja nicht, dass sie es sich wieder anders überlegt.«
»Wo wir gerade dabei sind: Vince hat sich nach diesem FBI-Typ umgehört, der mit den Fotos bei Reba aufgetaucht ist.
Offenbar ist er aus einem anderen Büro versetzt worden und wollte zeigen, wie gut er ist, wenn’s darum geht, die Initiative zu ergreifen. Er hat ziemlich eins auf die Mütze gekriegt.«
212
»Freut mich zu hören.«
»Und, was machst du gerade? Liegst du schon flach?«
»Du meinst, ob ich schon im Bett bin? Nein, ich bin noch auf.«
»Ich meine, dass ich dich nicht am Telefon festhalten will, wenn du dich jetzt gleich aufs Ohr legen willst.«
»Absolut nicht. Ich bin gerade zur Tür reingekommen.
Außerdem habe ich schon befürchtet, ich erwische dich nicht mehr, ehe du ins Bett gehst.«
Einen Moment lang schwiegen wir beide.
»Hallo?«, sagte ich schließlich.
»Ich bin noch dran. Was würdest du von ein bisschen
Gesellschaft halten?«
»Jetzt gleich?«
»Ja.«
Ich dachte an die Erschöpfung, seine ebenso wie meine. »Viel.
Ich würde viel davon halten – vorausgesetzt, es handelt sich um deine Gesellschaft und nicht um die von jemand anders.«
»Lass mir zehn Minuten.«
»Lieber fünfzehn. Dann kann ich mich noch umziehen.«
Ich sauste die Wendeltreppe hinauf, indem ich zwei Stufen auf einmal nahm, riss mir die Kleider vom Leib, stopfte alles in den Wäschekorb, duschte, rasierte mir die Beine, wusch mir die Haare, säuberte mir die Zähne erst mit Zahnseide und putzte sie dann noch mit der Bürste – das alles innerhalb von acht Minuten, womit mir genug Zeit blieb, um in einen sauberen Jogginganzug (ohne Unterwäsche) zu schlüpfen und das Bett frisch zu beziehen. Wieder unten angelangt, legte ich gerade die Einzelteile der Zeitung zusammen, als er an die Tür klopfte.
Ich warf den Dispatch in den Abfalleimer und ließ ihn herein.
Seine Haare waren lockig und feucht, und er roch nach Seife. In der Hand hielt er einen Pizzakarton, aus dem es himmlisch 213
duftete. »Ich habe noch nicht zu Abend gegessen«, sagte er, während er die Tür hinter sich schloss. »Die ist gerade erst gebracht worden. Hast du Hunger?«
»Immer. Sollen wir sie mit nach oben nehmen?«
Er lächelte und schüttelte freundlich den Kopf. »Nicht so hastig. Wir haben Zeit.«
Um ein Uhr morgens schnitt er mir wie versprochen die Haare, während ich mit einem Handtuch über den Schultern auf einem Hocker im oberen Badezimmer saß. Ein zweites Handtuch hatte sich Cheney um die Hüften geschlungen.
»Meistens mache ich es mit einer Nagelschere selbst«, sagte ich.
»Das sehe ich.« Er arbeitete gelassen und konzentriert und schnitt nur ganz wenig Haar ab, aber irgendwie schaffte er es, dass hinterher alles in akkuraten Stufen fiel.
Ich musterte ihn im Spiegel. So ernst. »Wo hast du gelernt, wie man Haare schneidet?«
»Ein Onkel von mir lebt vom Haareschneiden. Er hat einen Salon namens ›Hair Cutter to the Stars‹ auf der Melrose Avenue.
Vierhundert Mäuse pro Sitzung. Manchmal habe ich mir gesagt, wenn ich aus der Polizeischule fliege, kann ich immer noch das machen. Ich weiß
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