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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wie zwei Zigarettenkippen auf der Suche nach Frischluft. In diesem Teil von Montebello war es finster – es gab weder Straßenlampen noch Gehsteige, noch vorbeifahrende Autos. Begleitet wurden wir vom Zirpen der Grillen und dem Duft der Eukalyptusbäume.
    Vor Becks Einfahrt blieb sie stehen.
    Durch die Eisentore bot sich mir der volle Panoramablick. Die efeubewachsene Steinfassade sah so würdevoll aus wie ein Kloster. Darüber erhob sich ein Mansardendach in Fachwerk-bauweise, während sich eine lange Reihe von erleuchteten Sprossenfenstern die Vorderfront entlangzog. Ich schätzte das ganze Anwesen auf ein bis zwei Hektar. Auf der einen Seite sah man einen Tennisplatz und auf der anderen einen
    Swimmingpool. Reba ging zur rechten Seite des Tors und drängte sich zwischen der Hecke und einem Steinpfosten hindurch, wo trotz der dichten Büsche eine Lücke das Durchkommen erlaubte. Ich folgte ihr und quetschte mich durch ein Drehkreuz aus Ästen, das mir fast das T-Shirt vom Leib riss.
    Reba schritt mit gelassener Vertrautheit weiter über den Rasen.
    Offenbar war sie sicher, dass es weder Bewegungsmelder mit Flutlicht noch auf Angriff trainierte Hunde gab. Ich hatte Angst, die automatische Rasensprenganlage (mit ihren fußgefährdenden Sprühköpfen) würde auf einmal losgehen und uns in einem künstlichen Wolkenbruch bis auf die Haut durchnässen.
    Neben dem Haus spannte sich ein Schutzdach über die
    Einfahrt und diente als überdachter Gehweg, auf dem Bewohner und Gäste trockenen Fußes zu ihren Autos und wieder zurück gehen konnten. Reba mied den Hauseingang und bezog Position zwischen zwei viereckig beschnittenen Büschen auf der anderen 207
    Seite. Die Buchsbäume waren so geformt, dass sie eine Nische vom ungefähren Umfang einer Telefonzelle bildeten, also groß genug, dass wir uns beide hineinkauern konnten. Ein breiter Streifen Finsternis schirmte uns ab.
    Schweigend warteten wir. Ich liebe nächtliche Beschattungs-aktionen, solange nicht meine Blase nach Erleichterung schreit.
    Wer hat schon Lust, sich in die Büsche zu hocken, wo die hoch eingestellten Scheinwerfer jedes vorbeifahrenden Autos die Halbkugeln deines wie Perlmutt schimmernden Hinterteils anstrahlen können? Rechnet man noch die Wahrscheinlichkeit hinzu, sich auf die eigenen Schuhe zu pinkeln, ist der Begriff
    »Penisneid« nicht mehr allzu schwer zu verstehen.
    Ein Paar Scheinwerfer tauchte am unteren Ende der Einfahrt auf, und ein mechanisches Summen begleitete das langsame Aufgehen der schmiedeeisernen Tore. Eine schwarze Stretch-Limousine kam in Sichtweite, fuhr langsam die Einfahrt entlang und näherte sich dem Haus mit der Gesetztheit des ersten Wagens in einem Trauerzug. Der Fahrer hielt unter dem Vordach und löste die Verriegelung der Kofferraums, der wie von selbst aufzuspringen schien.
    Wie auf ein Stichwort ging das Verandalicht an, ehe sich die Haustür öffnete. Beck sprach über die Schulter mit jemandem, trug drei große Koffer heraus und stellte sie auf die Veranda.
    Bei laufendem Motor stieg der Chauffeur in Smoking und Mütze aus und ging nach hinten, wo Beck mit dem Gepäck wartete. Der Fahrer hob die Koffer einen nach dem anderen in den Kofferraum, schlug den Deckel zu und öffnete die hintere Tür der Limousine. Beck blieb stehen und blickte zum Haus, während seine Frau auf die Veranda heraustrat. Sie hielt kurz inne, wohl um das Schnappschloss zu überprüfen, ehe sie die Tür hinter sich zuzog. »Ist das alles?«
    »Ja, alles bestens. Die Koffer sind hinten drin.«
    Sie ging zum Wagen und schlüpfte auf den Rücksitz. Beck 208
    folgte ihr. Der Fahrer schloss die hintere Tür, kehrte nach vorn zurück, nahm seinen Platz am Steuer wieder ein und schlug seine Tür ebenfalls zu. Ein leises Ploppen ertönte, als er die Handbremse löste, und schon glitt die Limousine die Einfahrt entlang und auf die Straße hinaus. Auf dem beleuchteten Nummernschild stand ST LIMO-1, was besagte, dass es sich um Wagen Nummer eins des Santa Teresa Limousine Service handelte. Die Tore schwangen auf, der Wagen verschwand, und die Tore schlossen sich hinter ihm wieder.
    Neben mir ließ Reba ihr Dunhill-Feuerzeug aufflackern, und die Flamme wärmte kurz ihr Gesicht, ehe sie den ersten langen Zug an einer frischen Zigarette nahm. Sie steckte Zigaretten-schachtel und Feuerzeug ein und stieß eine lange Rauchfahne aus. Ihre Augen waren erstaunlich groß und dunkel, und ihre Lippen zogen sich in einem zynischen Grinsen nach oben.
    »Dieser

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