Ausgetanzt
verstreichen
und sich dann von mir scheiden lassen, und all mein Besitz hätte ihm gehört.
Diese Hepsen schrieb ihm, er müsse aber darauf achten, dass alle Immobilien auf
seinen Namen eingetragen würden. Mah, wenn ich denke, dass ich fast darauf
reingefallen wär! Wenn ich nicht zusammengeschlagen worden wär …«
»Ach, Amélie, das ist aber …«
»Zwei Jahre haben die sich schon gekannt, bevor er mich
aufgerissen hat. Ja, aufgerissen. Bezness nennen’s das, wenn sie mit einer
Europäerin Liebe machen, um zu Geld zu kommen. Ich hab das in so einem Forum im
Internet gelesen. Wo sich Frauen austauschen, die zum Beispiel Türken oder
Tunesier heiraten. Die Flugtickets hat Mehmet schon gekauft gehabt. Und von
einem Termin beim Notar hat er mir auch erzählt. Einem türkischen Notar. Er hat
alles gestanden, als ich ihm gedroht hab, ihn anzuzeigen. Auch dass er mir die
Liebe nur vorgespielt hat, der Mistkerl.«
»Arbeitet er weiterhin bei Koromar?«
»Was weiß ich, das kümmert mich jetzt nicht mehr.«
Berenike schenkte Tee nach. Sieglinde stellte ihre Tasse ins
Gras. »Wir betreuen grad einen neuen Fall für das Frauenhaus in Ischl. Eine
entführte junge Frau, gerade 14 Jahre alt. Der Vater will sie in der Türkei,
besser gesagt, in den kurdischen Bergen verheiraten. Weil die Mutter nicht einwilligt,
entführt er sie. Die Spur verliert sich, die Mutter hier in Österreich wurde
von einem Freund des Vaters gefangen gesetzt, bedroht, und wer weiß was noch.«
Peri nickte. »Was ich ermittelt hab! Ich hab in der Türkei
gute Kontakte, schließlich kommt meine Familie von dort. Aber nichts. Die junge
Frau ist wie vom Erdboden verschluckt. Und offizielle Amtshilfe, da sieht’s
mager aus. Das dauert … die Bürokratie ist erschreckend. Und derweilen passiert
wer weiß was mit dem Mädchen.«
»Wir müssen was tun.« Düster und grimmig sah Gerhild ins
Feuer.
Ja, dachte Berenike. Gegenwehr war notwendig. Was blieb, wenn
die Polizei sich nicht imstande zeigte, Frauen zu schützen, wie es ihr Auftrag
war. Jedem Staatsbürger und jeder Staatsbürgerin gegenüber.
»Sieglinde, erzähl, was es mit Caros Flucht aus Amerika auf
sich hat!«
»Es war, so absurd es klingen mag, tatsächlich die Mafia
hinter ihr her. Eine undurchsichtige Geschichte. Zum Glück hat uns ein
befreundeter Detektiv geholfen. Caro hat Auftritte bei einer Tanzshow platzen
lassen. Ihr Manager, ein windiger Typ, wollte sie als Nackttänzerin nach Vegas
vermitteln. Ohne ihr Wissen. Er ist untergetaucht, hat Caro sich selbst
überlassen. Ihr habt sie gekannt, sie wäre nie in einer Puffshow aufgetreten.
Die Mafiatypen, mit denen die sogenannten Auftraggeber dort verbandelt waren,
wollten Caro zu den Auftritten zwingen. Man hat sie entführt, sie sollte als
Prostituierte die Summe abarbeiten, die die Typen angeblich an ihren Manager
gezahlt hatten. Wie im Viehhandel, na echt.« Sieglinde schüttelte sich
angewidert. »Den Pass haben sie ihr weggenommen, sie eingesperrt, um ihren
Willen zu brechen. Wild! Irgendwie ist sie entkommen und hat sich zu einem
österreichischen Konsulat durchgeschlagen. Die haben ihr geholfen und so ist
sie nach Österreich zurück, Hals über Kopf.«
»Na, bumm. Was für eine Geschichte.«
»Und Sven? War er der Mörd …«, Gerhild, die die
Frage hervorgestoßen hatte, verharrte mitten in der Bewegung. Berenike folgte
ihrem Blick. Eine Frau stand plötzlich am Rand der Lichtung. Irrer Blick, das
Haar zerzaust. Im Dunkel wirkte sie wie ein Geist.
»Ihr seid wahnsinnig!« Eine Stimme, so schrill wie
unbeschreiblich. Und dieses Glitzern in ihrer Hand, es sah aus wie eine Waffe.
»Rita?« Berenike hatte sich als Erste wieder gefangen. »Bist
du das?«
»Mir reicht es. Schon lange reicht’s mir! Das führt alles zu
nichts! Ich habe es euch gesagt!«
»Beruhig dich, Rita. Was ist denn?«
»Nein, ich werd nicht ruhig sein. Euch kann man nicht
zuschauen. Eurem Männerhass. Ihr habt es euch selbst zuzuschreiben, wenn ihr
angegriffen werdet. Der Tod ist gerecht.«
»Was willst du damit sagen? Hast du …?«
»Ich?«
»Was ist hier los?« Noch jemand war aus dem Dunkel des Waldes
hinter Rita aufgetaucht.
»Frau Inspektor, Sie kommen im richtigen Moment.« Die
Polizistin, Mara Wander.
»Wir sind alle überdreht.« Berenike machte einen Schritt auf
Rita zu.
»Lass mich. Lasst mich alle. Ich habe euch etwas zu sagen!
Ihr bringt mich nicht mehr zum Schweigen. Nicht wie Caro und Selma und …!« Sie
hob die Waffe.
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