Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
Vom Netzwerk:
Metallisch glitzerte die lange Klinge im unruhigen Schein der
Flammen. »Sie glauben, mich als Jüngere können sie einfach ruhigstellen. Aber
so nicht.«
    »Schsch.« Die Polizistin ging ganz langsam auf die junge Frau
zu. »So ist es gut. Geben Sie mir die Hand. Was haben Sie da? Ein Messer?«
    »Einen Dolch. Der ist mein Eigentum. Selbst verdient. Weil
ich …«
    »Was hast du getan, Rita?« Berenike spürte einen kühlen
Schauer, der ihr den Rücken hochkroch bis an die Haarwurzeln.
    »Nichts, wofür ich mich rechtfertigen müsste.«
    »Geben Sie mir Ihre Waffe«, redete Mara Wander auf Rita ein.
»Lassen Sie den Dolch fallen. Bevor etwas passiert.«
    »Aber …«
    »Bitte.«
    »Vielleicht ist sie die Täterin!«, schrie jemand. »Wollen Sie
sie wieder laufen lassen?«
    »Ganz ruhig, junge Frau. Wie heißen Sie?«
    »Rita«, antwortete Rita brav, wie hypnotisiert.
    »Rita. Ein schöner Name. Sind Sie nach jemandem benannt
worden?«
    »Nach meiner Oma. Sie war …«, Rita stockte und schluckte. Die
Hand mit dem Dolch zuckte heftig. »Sie war Balletttänzerin, bis …«
    »Ganz ruhig, Mädchen.«
    »Bis sie ermordet worden ist.«
    »Waren Sie da schon geboren?« Mara Wander war gut, sehr gut
sogar.
    »Nein.« Rita hob wieder ihre Waffe. »Sie hat sich gegen ein
paar Männer gewehrt, die ihr an die Wäsche wollten. Theaterkollegen. Da haben
sie sie – haben sie – haben sie – einfach kaltgemacht haben sie meine
Oma. Ich lass mich nicht abstechen wie meine Oma! Ich werde mich verteidigen.
Immer.«
    »Schon gut, Rita. Niemand hier bedroht Sie.«
    »Doch. Eben. Im Zug. Jemand hat mich angesprochen, am Bahnhof
hier, bei meiner Heimkehr von Deutschland. So ein schleimiger Typ. Er bot an,
mich nach Hause zu bringen. Aber ich kannte den ja nicht. Als ich höflich
abgelehnt hab, hat er mich mit Gewalt in sein Auto zerren wollen. Ich hab mich
gewehrt, bin schnell zum Bahnhofsvorsteher. Der hat mir geholfen. Zum Glück.
Und die Polizei gerufen.«
    »Sie haben alles richtig gemacht, Rita«, sagte Mara Wander.
»Man konnte den Täter verhaften.«
    »Ja.« Rita nickte. »Der Bahnhofsvorsteher hat ihn in Schach
halten können.«
    »Und wer war es?«, fragte Gerhild.
    »Nagelreiter«, sagte die Polizistin. »Rita, die Gefahr ist
vorbei. Sie können mir den Dolch jetzt geben. Okay? Tun Sie das? Bitte! Ich bin
Polizistin, ich sorge dafür, dass Ihnen nichts geschieht. Glauben Sie mir.« Zu
den anderen gewandt, fuhr die Polizistin fort, ohne dabei Rita aus den Augen zu
lassen.
    Langsam, wie in Zeitlupe, ließ Rita ihren Dolch in die Hand
der Polizistin gleiten. »Wie heißt du eigentlich, Frau Polizei?« Sie kratzte
sich plötzlich hektisch am Arm.
    »Mara.«
    »Auch ein schöner Name.«
    »Wo warst du so lange, Rita, verdammt? Wir haben uns solche
Sorgen gemacht!« Berenike hatte eine Tasse umgestoßen, aber das war jetzt egal.
    »Ich hatte«, Rita keuchte noch einmal auf, beruhigte sich
aber ein wenig, nur den Dolch in Maras Händen beobachtete sie genau, »ich hatte
Auftritte in Deutschland, ganz was Tolles.« Sie zerrte den Ärmel hoch und
kratzte sich hektisch. »Mein Handy ist leider kaputtgegangen, ich hab das erst
nach Tagen bemerkt, weil mich niemand angerufen hat. Im Ausland wollt ich«, sie
zog den Ärmel wieder herunter, »kein neues kaufen, erst wenn ich zurück hier
war. Daheim hab ich dann den Anrufbeantworter abgehört. Und so hab ich von dem
Treffen heute erfahren. Ich hab solche Angst gehabt nach dem Überfall. Also hab
ich die Waffe eingesteckt.«

     
    Es wurde ziemlich schnell kalt im Wald, als nun
der Tau fiel. Berenike reichte Rita eine Tasse. Mit zittrigen Händen drehte sie
die leere Schale in den Händen. Ihre Augen flogen hektisch von einer zur anderen.
    »Schon gut«, Gerhild drückte Ritas Hand kurz. »Eine
Überreaktion.«
    Berenike erhitzte frisches Wasser auf ihrem Campingkocher.
    Mara Wander zog eine Ausgabe der Kleinen Zeitung aus ihrer
Tasche. ›Der Mörder von Hallstatt‹, titelte das Blatt. Dazu ein Foto von Sven
Gerling. Gemeinsam beugten sie sich im Licht der Fackeln über die Seiten.
›Indizien deuten darauf hin‹, stand da, ›dass er auch in zwei weiteren Fällen
der Täter war. Der Verdächtige, für den die Unschuldsvermutung gilt, wurde vor
Kurzem aus Bulgarien nach Österreich überstellt. Sven Gerling hat seine Frau
bei einer Reise in das Balkanland nicht zum ersten Mal verletzt. Dass dies gut
dokumentiert war, hat die Verhandlungsbasis der österreichischen Behörden um
die

Weitere Kostenlose Bücher