Ausgeträllert (German Edition)
seinen sterblichen Überresten vorbeidefiliert waren, hatten ihrem Freund und Geschäftspartner noch einige lebenswichtige Dinge in den Sarg gelegt, sodass er jetzt mit einem neuen Vergaser, Stoßdämpfern und Gaspedal ausgerüstet war. Nur mit Mühe hatte Matti einen Zuhälter aus Gelsenkirchen davon abhalten können, einen vollen Benzinkanister dazuzugeben. Die Damen, die für Ladislaus gearbeitet hatten, waren etwas zartfühlender gewesen. Sie hatten ein Gruppenfoto machen lassen, auf dem alle ihre heißesten Dessous trugen, und es als Grabbeilage unter sein Kopfkissen geschoben. Das alles mutete wie die Bestattung eines großen Pharao an, der mit dem Notwendigsten ins Jenseits verabschiedet wurde. Wie mir von Winnie berichtet worden war, hatte sich sogar ein Fotograf der BILD-Zeitung auf dem Friedhof blicken lassen und ein paar Aufnahmen von dem Großereignis gemacht.
Nur das Catering, das dank meiner Bekanntschaft mit Elli und Matti an
Heibuch Catering
gegangen war, war soeben in die Kritik geraten, was bei den Auftraggebern zu einem deutlichen Stirnrunzeln führte. Ich sah Mattis Adlatus, Rudi Rolinski, mit einer Rolle Haushaltspapier unterm Arm auf Elli zustolpern. Die nahm Rudis kahle Murmel in ihre Hände, hob den kaum eins fünfundsechzig großen kleinen Kerl etwas in die Höhe, versenkte sein Gesicht zwischen ihre enormen Brüste und quiekte: »Mal nicht so schüchtern ... Die guten Sachen im Leben muss man teilen.«
Die Trauergesellschaft applaudierte, Rudi zappelte, Wolfi machte sich von mir los und tapste wie Frankenstein Junior mit ausgestreckten Pranken auf Elli zu. »Wolfi will auch teilen«, verkündete er. Prompt bauten sich ein paar sehr große und sehr breite Männer vor Elli und dem Rest der Damen auf.
Aus dem Hinterzimmer, wo der Nachschub für das Buffet lagerte, kam Dennis Heibuch, der Juniorchef, herausgeschossen und blaffte mich an: »Was hast du gemacht?«
Als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, dass jede Panne, die hier passieren konnte, einzig mir zuzuschreiben war.
»Guck mich nicht so an, Dennis. Dein Bruder sprengt grad die Trauerfeier, weil er seine ungraden Griffel nicht aus dem Schokobrunnen halten konnte.«
»Ja, und was machst du? Herrgott! Kannst du nicht mal fünf Minuten auf Wolfi aufpassen?«
»Ich bin hier fürs Grobe zuständig, Kinderbetreuung steht nicht in meinem Arbeitsvertrag, Dennis. Dein Bruder gehört nicht nach vorne ans Buffet. Ich weiß überhaupt nicht, was dein Vater sich dabei gedacht hat. Ausgerechnet heute schmeißt der Dimi und Stojko raus, und Jorgo muss deswegen die Pommesbude übernehmen ... Herrgott, hätte Günni mit dem Großreinemachen nicht bis morgen warten können ...?«, fluchte ich.
Normalerweise arbeiteten Dimi und Stojko in der Pommesbude von Heibuch, dem
Pommes King
. Und Jorgo, der eigentlich mit mir hinterm Buffet hätte stehen sollen, war deswegen spontan in die Pommesbude abkommandiert worden. Er war immerhin ein richtiger Koch – und er konnte arbeiten bis zum Umfallen. Was man von Dimi und Stojko, den beiden anderen unserer Yugo-Mafia eben nicht sagen konnte. Ihr Rausschmiss war schon längst überfällig gewesen – da wäre es auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht angekommen.
Dennis hörte mir schon nicht mehr zu, sondern angelte sich eine Banane aus dem Obstkorb, ging auf seinen Bruder zu und hielt sie ihm vor die Nase. Wolfi war sofort fasziniert von dem neuen Spielzeug, und Elli war vergessen. »Wolfi taucht Banane in Schokolade. Das ist lecker«, rief er und ließ sich von seinem Bruder ins Hinterzimmer bugsieren.
Ich atmete auf. Nach ein paar Minuten kam Dennis mit einem Tablett frisch gegrillter Bratwürstchen heraus und zischte mich an: »Bring endlich das verschmierte Schokoladendings nach hinten ...«
»Der ist noch zu heiß! Guckt sowieso keiner mehr hin.«
Dennis lächelte in die Runde und präsentierte das Tablett. Elli warf einen strengen Blick auf die Würstchen.
»Wo ist dein Vater eigentlich hinverschwunden?«, fauchte ich und schnitt die Brötchen auf.
»Jetzt reg dich mal ab. Ist ja nix passiert. Und Elli kriegt die ersten drei Würstchen serviert und alles ist tutti.«
»Wie gut, dass du alles im Griff hast. Wo hat dein Vater das Schmalz für die Stullen hingepackt?«
»Weiß ich nicht. Ruf ihn doch an, der ist in der Ochsenbraterei auf dem Mittelaltermarkt, alles fertig machen für morgen. Der Ochse wird geliefert und muss angegrillt werden. Ich muss da nachher auch noch mal
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