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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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verboten. Und woher weißt du jetzt von dem Ochsen?«
    »Der Mann hat zigmal auf die Mailbox von Heibuchs Mobiltelefon gesprochen. Daher weiß ich das.«
    »Wo habt ihr es gefunden?«
    »In seinem Transporter. In der Tiefgarage. Ungefähr da, wo du jetzt stehst, nur zwei Etagen tiefer.«
    »Oh«, war alles, was ich herausbrachte.
    »Sag jetzt nur ja oder nein. Ist der Mann kooperativ?«
    »Muss er wohl, Gregor Bombastikus hängt an seinem Bein. Ah, da kommt Peter mit einem Beamten in Uniform.«
    Winnie hatte ohne Danke und Tschüss zu sagen aufgelegt. Da findet man einen ganzen Ochsen und einen wichtigen Zeugen – vielleicht sogar einen Verdächtigen, und dann ist es kaum von Interesse für den Herrn Kriminalkommissar?
    Der Ochsenlieferant wurde von Peter freundlich in Obhut genommen und vom Platz geführt. Der Beamte in Uniform gab Gregor das Tablett zurück, bevor er den beiden im Laufschritt folgte.
    »Und jetzt?«, fragte Gregor und roch an dem Schinken.
    »Was ist damit?«
    »Riecht wirklich nicht gut.«
    »Dann schmeiß doch weg.«
    »Der rote Phoenix hat aber Kohldampf.«
    »Aber bestimmt nicht auf schlechten Schinken. Geh zum schwarzen Ritter und bestell ihm einen schönen Gruß. Im Café Madrid, was nicht weit von hier ist, gibt es jeden Abend sämtliche Köstlichkeiten Spaniens. Zubereitet von Raoul dem Unwiderstehlichen. Ich bin heute Abend da ... ich meine ... ich bin eigentlich jeden Abend da ... fast ...«
    »Hey, Bombastikus, wo bleibt mein Mahl?«, hörten wir den schwarzen Ritter rufen. Wir drehten uns beide um. Roland hatte die schwere Rüstung abgelegt und trug so etwas Ähnliches wie einen Ritterfreizeitdress aus weichem Leder, der ihm außerordentlich gut stand. »Ach, die Pesthexe. Sieh mal an. Und vollständig von der üblen Geißel genesen, wie man sieht. Mein Auge ist hocherfreut über Ihren Anblick.«
    Gregor trat einen Schritt beiseite, und Roland vom roten Phönix verbeugte sich vor mir. »Und den Beruf hat sie auch gewechselt«, feixte er mit Blick auf mein T-Shirt.
    »Das sieht aber nicht gut aus da in deinem Gesicht«, sagte ich und zeigte auf sein blaues Auge. »Ich konnte mir die Pest wenigstens abwaschen.«
    »Du solltest erst mal meinen Hintern sehen«, sagte er und grinste.
    Und ob ich mir den angucken möchte, dachte ich und sagte: »Na ja, das Ritterleben ist hart und schwer. Augen auf, bei der Berufswahl.«
    Roland verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Muskeln spannten sich unter dem engen Lederhemd. »Verstimmt?«
    »Nein, nein«, sagte ich und lächelte ihn an. Ich hätte meine linke Hand für einen kleinen Spiegel hergegeben, nur um sicherzugehen, dass meine Locken auch richtig lagen.
    »Ach so ... Verstehe. In dieser Stadt flirtet man anders.«
    »Erwischt«, sagte ich.
    »Und was war das für eine Einladung? Es war doch eine Einladung, oder hab ich mich verhört?«
    »Vermutlich habe ich es für einen guten Witz gehalten, einen gelb gewandeten Zwerg mit einer Botschaft an einen schwarzen Ritter loszuschicken. Wann hat man schon mal die Gelegenheit?«, sagte ich.
    Gregor trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich bin kein Zwerg, ich bin kleinwüchsig.«
    »Was ungefähr aufs Selbe rauskommt. Aber bitte. Wie wäre es mit vertikal herausgefordert? Ich meine, gibt’s dafür eine mittelhochdeutsche Vokabel? Anderswüchsig?«
    »Is alles diskriminierend, wenn du mich fragst«, sagte Gregor zu mir, und wandte sich Roland zu: »Wir müssen gehen.«
    »Mein Boss sagt, wir müssen gehen, holdes Fräulein. War schön, mit Ihnen geplaudert zu haben.«
    »Und was ist jetzt mit dem Café Madrid? Kommst du? Ich wollte nur nett sein. Und ich schulde dir noch zwei Schachteln Zigaretten.«
    »Hm ... was für eine seltsame Begründung«, sagte Roland und fing an zu lachen.
    »Was gibt’s denn da zu lachen?«
    »Ich habe schon davon gehört ... von modernen Frauen.«
    »Du hast doch nicht etwa Schiss, mal für einen Abend ins einundzwanzigste Jahrhundert zu wechseln?«
    Roland schaute Gregor auffordernd an. Der rollte die Augen und sagte: »Wenn sie aufhört, mich einen Zwerg zu nennen ...« Dann verbeugte er sich und spielte seine Mittelalterrolle weiter: »Wir werden da sein, verehrtes Fräulein. Um die siebte Stunde. Im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
    »Na, dann. Bis heute Abend.«
    Rendezvous mit einem Ritter und einem beleidigten laufenden Meter. Wer hätte das gedacht? Hauptsache, der Zwerg muss seinem Herrn nicht überall aufs Pferd helfen.

Kapitel 9
    Wenig später kam ich

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