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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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abgegrenzten Areals standen hunderte von Grablichtern und ein paar Unentwegte hatten Blumen abgelegt.
    Ich stellte die Transportkiste ab. Doktor Thoma war augenblicklich still. Auf der anderen Seite des Kreises stand ein Mann in weißer Schürze, der sich den Kopf kratzte, als wisse er nicht, wohin mit sich. Als er mich sah, kam er auf mich zu. Endlich konnte ich erkennen, was auf seiner Schürze geschrieben stand:
Landmetzgerei Freimersdorf
, und mir dämmerte, wen ich da womöglich vor mir hatte. »Hallo«, sagte ich. »Sind Sie etwa der Ochsenlieferant?«
    »Der bin ich. Wo ist denn der Chef?« Er warf einen Blick auf seinen Lieferschein. »Äh ... Heibuch, Günter Heibuch.«
    »Warum kommen Sie erst heute? Sie sollten vor drei Tagen den Ochsen anliefern. Der Markt ist morgen zu Ende.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Maggie Abendroth. Ich bin eine Mitarbeiterin von Heibuch-Catering.«
    »Auf Ihrem T-Shirt steht aber, Sie sind Bestatter.«
    Ich versuchte, die Jeansjacke über Mattis T-Shirt, das ich ausnahmsweise richtig herum angezogen hatte, zuzuknöpfen. Aber da fehlten glatt drei Zentimeter Stoff. »Ach das ... ja, ja. Das tut hier nichts zur Sache ... Wo waren Sie denn die ganze Zeit?«
    »Es gab ein Versehen ... also, es gab Probleme mit der Lieferung. Eine Autopanne ... Und ... wo ist denn nun das Zelt von Heibuch?«
    »Es war hier. Jetzt ist es nicht mehr hier«, sagte ich. »Haben Sie denn nicht bei Heibuch angerufen?«
    »Doch, aber da ist keiner ans Telefon gegangen. Da geht nie einer ans Telefon! Ich habe auf den Anrufbeantworter gesprochen. Mehrmals. Und auf den Rückruf gewartet. Und jetzt hab ich gedacht, egal, ich fahr da mal hin. Den Ochsen bezahlen muss der sowieso. Nicht ans Telefon gehen, geht gar nicht.«
    »Jetzt kommen Sie mal runter«, sagte ich. »Es hat einen schrecklichen ... Unfall ... gegeben. Sie müssen sich auf der Stelle bei der Bochumer Polizei melden und nach Hauptkommissar Winfried Blaschke fragen.«
    »Ich? Einen Teufel werd’ ich«, schnaubte der Mann und machte Anstalten zu gehen. »Ich schick dem Heibuch eine Mahnung. Das ist alles, was ich tun werde.«
    Wie gerufen lief der gelbe Zwerg an mir vorbei. Dem kleinen Mann wäre beinahe das Tablett mit Brot und Schinken entglitten, als er mich sah.
    »Kannst du mal den Kerl da aufhalten?«, sagte ich. »Ja, den da, mit der Schürze.«
    Er drückte mir das Tablett in die Hand und stellte sich Freimersdorf in den Weg.
    »Und jetzt brauch ich dein Handy«, sagte ich zum gelben Zwerg.
    »Ich hab doch gar kein ...«
    »Natürlich hast du eins.«
    Der Zwerg schüttelte den Kopf und sagte: »Vielleicht hat er ja eins«, und zeigte auf den Metzger.
    »Und? Haben Sie eins?«, fragte ich Freimersdorf. Aber bevor der antworten konnte, hatte der Zwerg ihm schon in die Hosentasche gegriffen und hielt mir das Handy hin.
    Ich gab dem Metzger das Tablett in die Hand. Während ich Winnies Nummer wählte, sah ich, wie der Mann sich vorbeugte und an dem Schinken roch. Dann verzog er das Gesicht und sagte: »Der riecht ja übel.« Er hielt dem Zwerg das Tablett hin, aber der verschränkte die Arme vor der Brust und tat beleidigt.
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte ich ihn.
    »Gregorius Bombastikus.«
    »Geht auch dein richtiger Name?«
    »Gregor.«
    »Gregor, pass auf, dass er nicht wegläuft. Er ist ein wichtiger Zeuge.«
    Ohne eine Miene zu verziehen, klammerte sich Gregor an das rechte Beine des Landmetzgers, der das Tablett hob und nach unten sah. »Was ist das denn hier für eine Posse? Warum rufen Sie die Polizei? ... Lassen Sie mein Bein los!«
    Ich wartete darauf, dass Winnie endlich abnahm. Es klickte und ich hörte seine Stimme: »Blaschke, Kommissariat ...!«
    »Winnie, ich bins, Maggie. Ich weiß, wo der Ochse ist.«
    »Ich auch«, sagte Winnie knapp. »Auf der Autobahn liegengeblieben und deswegen nicht geliefert worden. Ich versuche grad den Lieferanten zu erreichen, aber bei dem ist besetzt.«
    »Der Lieferant ist hier, und ich telefoniere mit seinem Handy. Wir stehen da, wo vorher Heibuchs Zelt gewesen ist. Was soll ich machen?«
    »Halt ihn fest. Ich schicke dir jemanden. Augenblick ...« Ich hörte Papier rascheln und dann wieder Winnies Stimme: »Karin, wo ist Peter?« Ich konnte nicht verstehen, was sie antwortete, aber Winnie sagte: »Okay, soll sofort zur Absperrung. Maggie steht da mit dem Ochsenlieferanten ... So, da bin ich wieder. Was machst du da überhaupt?«
    »Ich geh mit Doktor Thoma spazieren. Das ist ja wohl nicht

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