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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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ihn bereit. Aber Doktor Thoma bequemte sich immer noch nicht. Ich schaute im Badezimmer nach. Der Kater hockte auf der bösen Fliese und tätzelte nach den grünen Zahlen. 8,2 Kilo. An seiner Stelle hätte ich die auch plattmachen wollen.
    »Sieh es mal so – die überflüssigen Pfunde bist du bald wieder los, mein Lieber. Wasser und Brot, so werden sich unsere nächsten Wochen und Monate gestalten. Vielleicht passe ich dann in einem Monat in die Korsage und mache einen auf Dita von Teese, und du wirst der drahtigste Bolzen vom ganzen Kiez.«
    Doktor Thoma schaute mich mit einem vernichtenden Blick an, marschierte steifbeinig an mir vorbei in die Küche und stürzte sich auf seinen Fressnapf.
    Nachdem die Verhältnisse im Hause Abendroth/Thoma fürs Erste geklärt waren, hatte ich mich auf eine 1-Euro-Shoppingtour begeben und bog eine Stunde später, bepackt mit Lebensmitteln und einer kleinen Tüte vom Textilmarkt wieder in die Johanniterstraße ein. Elli stand in ihrer mauvefarbenen Latzhose vor der Tür und hatte die Arme vor ihrer ausladenden Oberweite verschränkt. Irgendwie kam es mir so vor, als würde sie auf jemanden warten. Ihre roten Haare standen ihr unordentlich vom Kopf ab, und die paar Haarnadeln, die ihre Bienenkorbfrisur hätten halten sollen, standen spitz aus dem Wust heraus. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Elli sauer auf mich war, obwohl ich keine Idee hatte, wieso. Es sei denn, Doktor Thoma hatte sich aus der Wohnung geschlichen, war in den neuen Hundesalon eingebrochen und hatte sein Geschäft auf dem pinkfarbenen, mit eingewebten weißen Pudeln gemusterten Teppichboden verrichtet.
    Ich sah, wie Elli in ihre Hosentasche griff, ein großes Taschentuch hervorholte und sich die Augen abwischte. Dann winkte sie mir mit dem Taschentuch zu.
    »Was ist denn?«, rief ich.
    »Wo warst du?«, sagte sie.
    »Was ist denn um Himmels willen?«
    »Katastrophe.«
    Ich packte meine Plastiktüten fester und folgte ihr ins Haus.
    Wie es aussah, stand der Pudelsalon kurz vor seiner Vollendung. Alles war rosa und weiß angestrichen, die Regale standen an der Wand. Ein paar Kartons mit Hundespielzeug und Pudelbekleidung waren auch schon geliefert worden. Das Firmenschild, das eindeutig die Handschrift von Rudi erkennen ließ, lag im Schaufenster. Elli hatte wirklich keine Zeit verloren, um ihr neues Leben zu beginnen. Noch ein paar Handgriffe, und der Pudelsalon
Schickobello
konnte eröffnet werden.
    Ich stand mit meinen Tüten unschlüssig im Pudelparadies und wartete darauf, dass Elli mir erklärte, um was für eine Katastrophe es sich handelte.
    »Das sieht doch alles hervorragend aus«, sagte ich, als sie endlich damit fertig war, sich die Nase zu schnäuzen. »Also? Ich hoffe nicht, dass die Bundesregierung die Haltung von Pudeln verboten hat.«
    Elli wirbelte zu mir herum und guckte mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Matti hat mich eben angerufen. Die sind bei dem angerückt, und dann haben die den Rudi einfach mitgenommen. Wegen Diebstahl, und dem Matti haben’se die Reifen vom Beerdigungswagen abmontiert, sonst wär’ der längst hier.«
    »Wie ist der Knipser dahinter gekommen?«, sagte ich spontan.
    »Aha! Du weißt also, worum es geht!«, wurde ich von Elli unterbrochen.
    »Ja«, sagte ich gedehnt und stellte die Einkaufstüten ab. Es schepperte. »Oh nein, mein Wodka«, rief ich und hob die leckende Tüte hoch.
    »Nich’ auf den neuen Fußboden, verdammich!« Sie riss mir die Einkäufe aus der Hand und verschwand im Hinterzimmer des Salons, wo sie die Tüten in ein großes metallenes Waschbecken stellte. Ich folgte ihr und stand im Luxus-Pudel-Badezimmer mit Föhn, jeder Menge Bürsten und Kämmen und einer Auswahl von Trimmscheren, die sogar Wilma die Tränen in die Augen getrieben hätten.
    »Sag mal, das ist doch eigentlich deine Wohnung, Elli. Wo wohnst du denn jetzt?«
    »Eins höher. Das hier war nie meine Wohnung. Das war sozusagen meine Filiale. Blaskonzert für die Stammkundschaft, verstehsste? Aber jetzt lenk nich’ ab. Was weißt du über die Reifen?«
    »Fast alles, befürchte ich.«
    Elli ließ sich auf einen Drehstuhl fallen, der bedenklich unter ihrem Gewicht schwankte. »Dann is das also wahr, was der Seidel sagt?«
    »Wieso überhaupt der Seidel? Ich denk, der ist bei der Mordkommission?«
    »Nicht mehr. Wie ich das verstanden hab, haben’se den nach der letzten Pleite, du weißt schon, mit der Geschichte mit dem Van der Baak, wo der ja nix auf die Reihe

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