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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Baseball-Mannschaft aufstellten, kam ich immer als letzter dran. Weil sie wußten, daß ich den verdammten Ball bis Denver donnern konnte. Diese Luschen. Waren doch bloß neidisch.
Ich war begabt. Ich bin begabt. Manchmal seh ich meine Hände an und sage mir: Aus dir hätte ein großer Pianist oder so was werden können. Aber was hab ich mit meinen Händen gemacht? Mich am Sack gekratzt, Schecks ausgestellt, Schnürsenkel gebunden, Klosettspülungen betätigt, usw. Ich habe mit meinen Händen nichts angefangen. Und mit meinem Kopf auch nicht. Da saß ich nun im Regen.
Das Telefon klingelte. Ich wischte den Hörer mit einer Mahnung vom Finanzamt trocken und nahm ihn ab.
»Nick Belane«, sagte ich. Oder war ich Harry Martel?
»Hier ist John Barton«, sagte eine Stimme.
»Ja. Sie haben mich empfohlen. Vielen Dank.«
»Sie sind mir aufgefallen. Sie haben Talent. Ein bißchen ungeschliffen, aber das hat auch seinen Reiz.«
»Freut mich zu hören. Der Laden läuft nicht so gut.«
»Ich habe Sie beobachtet. Sie werden es schaffen. Sie müssen nur dranbleiben.«
»Mhm. Und was kann ich für Sie tun, Mr. Barton?«
»Ich suche den Red Sparrow.«
»Red Sparrow? Was’n das?«
»Ich weiß, daß es ihn gibt. Ich will ihn finden. Ich möchte, daß Sie ihn für mich suchen.«
»Irgendwelche Anhaltspunkte?«
»Nein, aber ich weiß, daß er irgendwo da draußen ist.«
»Er hat nicht zufällig einen Namen, oder?«
»Wieso?«
»Ich meine einen Namen. So was wie Henry. Oder Abner. Oder Celine?«
»Nein, einfach Red Sparrow. Ich weiß, daß Sie ihn finden können. Ich verlasse mich auf Sie.«
»Das wird Sie einiges kosten, Mr. Barton.«
»Wenn Sie den Red Sparrow finden, gebe ich Ihnen hundert Dollar im Monat – auf Lebenszeit.«
»Hm. Sagen Sie, wie wär’s, wenn Sie mir alles auf einmal geben?«
»Nein, Nick. Sie würden es nur auf der Rennbahn verspielen.«
»Na schön, Mr. Barton. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer, dann mach ich mich an die Arbeit.«
Barton gab mir seine Nummer. »Sie haben mein volles Vertrauen, Belane«, sagte er. Und legte auf. Na, das ließ sich doch ganz gut an. Aber von der Decke tropfte es stärker denn je. Ich schüttelte ein paar Tropfen ab, trank einen Schluck Sake, drehte mir eine Zigarette, steckte sie an, machte einen Lungenzug und bekam einen Hustenanfall. Ich setzte meinen braunen Derby auf. Stellte den Anrufbeantworter an. Schlurfte zur Tür. Als ich sie aufmachte, stand McKelvey da. Er hatte einen gewaltigen Brustkasten und sah aus, als würde er Schulterpolster tragen.
»Dein Mietvertrag ist abgelaufen, du Strolch!« blaffte er.
»Ich will deinen toten Arsch hier raushaben!«
Jetzt fiel mir sein Wanst auf. Ein wabbeliger, toter Wulst Scheiße. Ich drosch ihm die Faust rein. Er knickte ein, und sein Gesicht traf sich auf halbem Weg mit meinem Knie. Er taumelte seitwärts und fiel um. Ein schauerlicher Anblick. Ich machte einen Schritt und zog ihm die Brieftasche raus. Fotos von Kindern in pornographischen Stellungen. Am liebsten hätte ich ihn erledigt. Statt dessen nahm ich seine goldene Visa-Karte, trat ihn in den Arsch und nahm den Lift nach unten.
Ich beschloß, zu Fuß zu Reds Buchhandlung zu gehen. Wenn ich mit dem Auto fuhr, bekam ich jedesmal einen Strafzettel. Und die bewachten Parkplätze kosteten mehr, als ich mir leisten konnte.
Unterwegs kamen mir trübsinnige Gedanken. Wozu war der Mensch auf der Welt? Zum Sterben. Und was hieß das? Rumhängen und warten. Warten auf den Glückstreffer. Warten auf ein Paar dralle Titten in einem Hotelzimmer in Las Vegas an einem Abend im August. Warten, daß die Maus ein Lied singt. Warten, daß der Schlange Flügel wachsen. Rumhängen. Red hatte offen.
»Du hast Glück«, sagte er. »Hast grade den Süffel Chinaski verpaßt. Er war da und hat mit seiner neuen Briefwaage von Pelouze angegeben.«
»Verschon mich damit«, sagte ich. »Hast du ein signiertes Exemplar von Faulkners As I Lay Dying? «
»Klar.«
»Kostenpunkt?«
»2 800 Dollar.«
»Muß ich mir noch überlegen …«
»Entschuldige mal«, sagte Red und wandte sich an einen Kunden, der in einer Erstausgabe von You Can’t Go Home Again blätterte.
»Tun Sie das Buch wieder in die Vitrine und machen Sie, daß Sie rauskommen!«
Der Bursche war klein und gebeugt und machte einen gebrechlichen Eindruck. Er steckte in einem gelben Overall, der aus Gummi zu sein schien.
Er stellte das Buch zurück und ging mit umflortem Blick an uns vorbei zum Ausgang. Der Regen hatte aufgehört. Jetzt hatte er auch

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