Ausgeträumt
auf, und die zwei Affen nahmen mich zwischen sich. Temple ging hinter uns. Wie verließen das Büro und gingen den Flur runter zum Lift. Ich machte den Arm lang und drückte auf den Knopf.
»Danke, Punk«, sagte Johnny.
Der Lift kam. Die Falttüren öffneten sich. Leer. Sie stießen mich rein. Abwärts. Mulmiges Gefühl. Erdgeschoß. Foyer. Wir gingen raus auf die Straße. War belebt. Überall Leute. Ich überlegte, ob ich schreien sollte. He, die Typen wollen mich umlegen! Aber ich hatte Angst, daß sie’s dann gleich an Ort und Stelle tun würden. Also ging ich mit. Es war ein herrlicher Tag.
Wir standen neben dem Wagen. Die beiden Affen setzten sich mit mir in der Mitte auf den Rücksitz. Johnny Temple klemmte sich hinters Lenkrad und fuhr los.
»Das ist doch alles ein sinnloser schlechter Traum«, sagte ich.
»Es ist kein Traum, Belane«, sagte Temple.
»Wo bringt ihr mich hin?«
»Griffith Park. Zu nem kleinen Picknick. Auf einem von den abgelegenen Pfaden. Ganz isoliert und privat.«
»Wie könnt ihr Scheißtypen so eiskalt sein?« fragte ich.
»Ist ganz leicht«, sagte Johnny. »Wir sind schon so geboren.«
»Yeah«, lachte einer der Affen.
Wir fuhren. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Vielleicht würde es doch nicht passieren. Vielleicht sagten sie mir im letzten Moment, daß alles nur ein Scherz gewesen war. Daß sie mir nur eine Lektion erteilen wollten. Irgendwas in der Art.
Schließlich waren wir da. Johnny parkte.
»All right, bringt ihn raus, Jungs. Wir machen einen kleinen Spaziergang.«
Einer der Affen zerrte mich seitwärts aus dem Wagen. Dann packten mich beide unter den Armen. Johnny folgte uns. Wir kamen auf einen alten Reitweg, der seit langem nicht mehr benutzt wurde. Er war teilweise von Gestrüpp überwuchert, und durch die überhängenden Zweige der Bäume drang kaum ein Sonnenstrahl.
»Hört mal, Jungs, das reicht jetzt«, sagte ich. »Sagt mir, daß es bloß ein Witz war, und dann gehn wir alle irgendwo was trinken.«
»Es ist kein Witz, Belane. Sie sind fällig«, sagte Johnny.
»Wegen sechshundert Dollar? Das kann ich nicht glauben. Ich kann nicht glauben, daß es auf der Welt so zugeht.«
»Tut es aber. Wir haben Ihnen den Grund gesagt. Gehn Sie weiter«, sagte Johnny.
Wir gingen weiter. Dann sagte Johnny: »Das sieht nach einer guten Stelle aus. Drehn Sie sich um, Belane.«
Ich drehte mich um und sah die Waffe in seiner Hand. Er drückte ab. Viermal hintereinander. Die Kugeln gingen mir in den Bauch. Ich fiel platt aufs Gesicht, aber es gelang mir, mich auf den Rücken zu wälzen.
»Na vielen Dank, Temple«, brachte ich grade noch heraus. Die drei gingen weg.
Ich muß wohl das Bewußtsein verloren haben. Als ich wieder zu mir kam, wußte ich, daß ich nicht mehr lange hatte. Ich verlor eine Menge Blut.
Auf einmal war mir, als hörte ich Musik. Eine Musik, wie sie mir noch nie zu Ohren gekommen war. Und dann passierte es.
Vor meinen Augen erschien etwas und nahm Gestalt an. Es war rot. Aber ein Rot, wie ich es noch nie gesehen hatte. Das war er also. DER RED SPARROW.
Gigantisch. Strahlend. Schön. Nie hatte es einen gegeben, der so groß war, so real, so prachtvoll.
Er stand vor mir, und plötzlich erschien neben ihm noch etwas. Lady Death. Die hatte auch nie schöner ausgesehen.
»Belane«, sagte sie, »du hast dich ja übel aufs Kreuz legen lassen.«
»Ich kann nicht viel reden, Lady … Sag mir schnell, was da war.«
»Dein John Barton ist ein schlauer Mensch. Er hat geahnt, daß der Red Sparrow wirklich existiert und irgendwo sein muß. Und daß du ihn finden wirst. Jetzt hast du ihn gefunden. Die meisten Andern – Deja Fountain, Sanderson, Johnny Temple – waren Betrüger, die dich reinlegen und ausnehmen wollten. Du gehörst mit Musso’s Restaurant zum letzten Rest des alten Hollywood – des unverfälschten Hollywood –, da kam ihnen der Gedanke, daß du steinreich sein könntest.«
Ich lächelte in mich hinein.
»Lady, und was sollte die aufgepumpte Puppe in meiner Wohnung?«
»Die? Das war der Briefträger. Er hat mitgekriegt, daß du auf den Red Sparrow angesetzt bist, und wollte sich noch schnell für die Abreibung revanchieren, die du ihm verpaßt hast. Er hat deine Tür aufgebrochen und dir das Ding hingelegt.«
»Und was jetzt, Lady?«
»Ich überlaß dich dem Red Sparrow. Da bist du gut aufgehoben. Wiedersehn, Belane. Es hat Spaß gemacht.«
»Yeah …«
Ich war allein mit dem gigantischen, strahlenden Vogel, der vor mir stand.
Das kann nicht wahr sein, dachte
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