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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Sie sich. Darf ich jetzt Ihren Namen erfahren?«
»Lady Death.«
»Lady Death? Sind Sie beim Zirkus? Beim Film?«
»Nein.«
»Wo geboren?«
»Tut nichts zur Sache.«
»Geburtsort?«
»Kommen Sie mir nicht auf die komische Tour.«
»Ich versuch mir nur ein Bild zu machen …«
Ich verlor irgendwie den Faden. Mein Blick wanderte an ihren Beinen hoch. Für Beine hatte ich schon immer eine Schwäche. Es war das erste, was ich gesehen hatte, als ich geboren wurde. Aber damals versuchte ich rauszukommen. Seither arbeitete ich in die andere Richtung. Und hatte elendes Pech dabei. Sie schnalzte mit den Fingern.
»He, wachen Sie auf!«
»Hnn?« Ich schaute hoch.
»Der Fall Celine. Erinnern Sie sich?«
»Oh. Klar.«
Ich bog eine Büroklammer auseinander und legte damit auf sie an.
»Ich brauchte erst mal einen Scheck für meine Bemühungen.«
»Selbstverständlich.« Sie lächelte. »Was nehmen Sie?«
»Sechs Dollar die Stunde.«
Sie zückte ihr Scheckheft, kritzelte was, riß den Scheck raus und warf ihn mir hin. Er landete auf dem Schreibtisch. Ich nahm ihn. 240 Dollar. Soviel Geld hatte ich nicht mehr gesehen, seit ich 1988 in Hollywood Park eine Exacta-Wette gewonnen hatte.
»Danke, Lady …«
»… Death.«
»Ja«, sagte ich. »Also, dann erzählen Sie mal ein bißchen von diesem angeblichen Celine. Sie sagten was von einer Buchhandlung …«
»Na ja, er läßt sich manchmal in Reds Buchhandlung blicken. Sieht die Regale durch. Erkundigt sich nach Faulkner, Carson McCullers. Charles Manson …«
»Treibt sich in der Buchhandlung rum, wie? Hmm …«
»Ja. Sie kennen ja Red. Er hat die Angewohnheit, seine Kunden zu verscheuchen. Man kann tausend Dollar bei ihm ausgeben, aber wenn man sich zwei Minuten zu lange aufhält, sagt er prompt: ›Verdammt, warum verschwinden Sie nicht endlich?‹ Red ist ganz in Ordnung, nur ein bißchen eigen. Jedenfalls wirft er Celine dauernd raus, und der geht rüber zu Musso’s, und dort sitzt er dann an der Bar und läßt den Kopf hängen. Am nächsten oder übernächsten Tag kommt er zurück, und dasselbe passiert wieder.«
»Celine ist tot. Celine und Hemingway waren einen Tag auseinander, als sie gestorben sind. Vor zweiunddreißig Jahren.«
»Das mit Hemingway weiß ich selber. Den hab ich mir gegriffen.«
»Sind Sie sicher, daß er es war?«
»Oh ja.«
»Warum sind Sie dann nicht sicher, daß dieser Celine der richtige ist?«
»Ich weiß nicht. Irgendwie hab ich damit Schwierigkeiten. Das ist mir noch nie passiert. Vielleicht mache ich es schon zu lange. Deshalb komme ich zu Ihnen. Barton sagt, Sie sind gut.«
»Sie glauben also, der richtige Celine lebt noch. Und Sie wollen ihn.«
»Und zwar sehr, Buster.«
»Belane. Nick Belane.«
»Na schön. Belane. Ich will auf Nummer Sicher ’gehn. Es muß der richtige Celine sein, nicht irgendein falscher Fuffziger. Es gibt zu viele von der Sorte.«
»Wem sagen Sie das.«
»Na, dann mal los. Ich will den größten Schriftsteller Frankreichs. Ich hab lange genug gewartet.«
Sie stand auf und ging. So einen Hintern hatte ich noch nicht erlebt. Unvorstellbar. Jenseitig. Stört mich jetzt nicht. Ich will drüber nachdenken.

3
    Am nächsten Tag.
Ich sagte den Vortrag ab, den ich vor der Handelskammer von
Palm Springs halten sollte.
Es regnete. Durch die Decke. Die Tropfen fielen von der
Decke und machten spät, spät, spät, a-spät a-spät, spät, spät,
spät, a-spät, spät, spät, a-spät, a-spät, a-spät, spät, spät, spät … Der Sake hielt mich warm. Aber als was? Eine warme Null.
Ich war 55 und besaß nicht mal einen Pott, in dem ich
Regenwasser auffangen konnte. Mein Vater hatte mir angedroht,
    daß ich mal auf der Veranda eines Fremden in Arkansas enden und mir einen abzittern würde. Das ließ sich immer noch machen. Die Greyhound-Busse fuhren jeden Tag. Aber in Überlandbussen kriegte ich immer Verstopfung, und es saß unweigerlich irgendein alter Union Jack drin, der einen ranzigen Bart hatte und schnarchte. Vielleicht war es besser, an dem Fall Celine zu arbeiten. War es der richtige Celine, oder war es ein anderer? Manchmal hatte ich das Gefühl, daß ich selbst nicht wußte, wer ich war. Na gut, ich bin Nick Belane. Aber es könnte ohne weiteres passieren, daß jemand ruft »Hey, Harry! Harry Martel!«, und ich würde wahrscheinlich antworten »Ja, was ist?«
    Ich meine, ich könnte sonstwer sein. Aber was soll’s? Was ist schon ein Name.
Komisch, wie’s im Leben so geht, nicht? Wenn sie in der Sportstunde die

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