Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
meinen. Ich versuchte, eine Menge Speichel zu produzieren und meine Zunge zu schonen, aber ich hatte kein Glück. Es erwischte mich voll. Grauenhaft, diese Schmerzen! Ich mußte würgen und spuckte das Ding aus.
»Gar nicht brav«, sagte Dante. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst sie drinlassen, bis ich dir sage, daß du sie wieder rausnehmen kannst. Jetzt müssen wir’s nochmal machen.«
»Leck mich«, sagte ich. »Leg mich doch um!«
»Okay«, sagte Dante.
In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Lady Death kam herein. Sie war schwer aufgetakelt. Ich vergaß fast, daß mir der Mund weh tat.
»Hey«, sagte Dante, »is’ ja ne tolle Alte. Kennst du sie, Belane?«
»Flüchtig.«
Sie nahm sich einen Stuhl, setzte sich, schlug die Beine übereinander, und ihr Rock rutschte hoch. Wir starrten fassungslos diese Beine an. Selbst ich konnte es nicht fassen. Dabei hatte ich sie schon mal gesehen.
»Wer sind diese Clowns?« fragte sie mich.
»Abgesandte von einem Typ namens Tony.«
»Schicken Sie sie weg. Ich bin Ihre Klientin.«
»Tja, Jungs«, sagte ich, »Zeit zum Gehen.«
»Ach nee«, sagte Dante.
»Ach nee«, sagte Fante.
Beide lachten. Und hörten wie auf Kommando wieder auf.
»Ein richtiger Witzbold, der Kerl«, meinte Fante.
»Yeah«, sagte Fante.
»Ich helf’ euch auf die Sprünge«, sagte Lady Death. Sie sah Dante durchdringend an. Augenblicklich wurde er blaß und kippte auf seinem Stuhl langsam nach vorn.
»Mensch«, sagte er, »mir ist nicht gut …«
Er wurde weiß, dann gelb.
»Mir ist elend«, sagte er. »Mir ist kotzelend …«
»Vielleicht liegt’s an dem Fisch, den du gegessen hast«, meinte Fante.
»Fisch, Smisch. Ich verschwinde hier. Ich brauch ’n Arzt …«
Dann sah ich, daß sie Fante anstarrte. Und Fante sagte: »Mir ist schwindelig … was ist los? Ich seh’ Sternchen … Feuerwerk … wo bin ich?«
Er wankte zur Tür. Dante folgte ihm. Als sie draußen waren, ging ich vor die Tür und sah ihnen nach, wie sie zum Fahrstuhl schlichen. Sie stiegen ein, und ehe die Fahrstuhltür zuging, drehten sie sich um, und ich konnte noch ihre Gesichter sehen. Sie sahen fürchterlich aus. Fürchterlich. Ich ging wieder rein.
»Danke, daß Sie meinen Arsch gerettet haben …«
Ich sah mich um. Sie war nicht mehr da. Ich schaute unter den Schreibtisch. Nichts. Ich schaute ins Klo. Nichts. Ich öffnete das Fenster und sah auf die Straße. Nichts. Na gut, es waren allerhand Leute da unten, aber sie war nicht dabei. Hätte wenigstens tschüs sagen können. Immerhin, es war eine nette Heimsuchung gewesen.
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, nahm den Telefonhörer ab und wählte Tonys Nummer.
»Ja?« meldete er sich. »Hier ist …«
»Tony, hier ist Mr. Slow Death.«
»Was? Du kannst noch reden?«
»Ich rede wie ein Wasserfall, Tony. Hab mich nie besser gefühlt.«
»Das begreif ich nicht …«
»Deine Boys waren da, Tony.«
»Ja? Und?«
»Diesmal hab ich sie noch davonkommen lassen. Das nächste Mal mach ich sie alle.«
Ich hörte ihn atmen. Klang sehr stockend. Dann legte er auf.
Ich holte eine Halbliterflasche Scotch aus der linken unteren Schublade und genehmigte mir einen ordentlichen Schluck.
Wer sich mit Belane anlegte, bekam Ärger. So einfach war das.
Ich machte den Schraubverschluß auf die Flasche, verstaute sie im Fach und überlegte, was ich als nächstes tun sollte. Ein guter Schnüffler hat immer was zu tun. Kennt man ja aus dem Kino.

9
    Es klopfte. Fünfmal, rasch hintereinander. Laut. Hartnäckig. Wenn jemand anklopft, weiß ich immer gleich Bescheid. Manchmal ist mein Eindruck so schlecht, daß ich nicht reagiere.
    Diesmal hatte ich nur einen mäßig schlechten Eindruck. »Herein«, sagte ich.
Der Mann, der reinkam, war Mitte fünfzig, sah einigermaßen
    betucht und nervös aus, hatte zu große Füße, eine Warze an der linken Stirnseite, braune Augen und eine Krawatte um. Zwei Autos, zwei Häuser, keine Kinder. Swimmingpool und Sauna. Spekulierte an der Börse und war ziemlich einfallslos. Stand einfach da, schwitzte ein bißchen und starrte mich an.
    »Setzen Sie sich«, sagte ich.
»Ich bin Jack Bass«, sagte er, »und …«
»Ich weiß schon.«
»Wie?«
»Sie glauben, Ihre Frau treibt es mit einem anderen. Oder mit
    mehreren.«
»Ja.«
»Sie ist Mitte zwanzig.«
    »Ja. Ich möchte, daß Sie’s ihr nachweisen. Dann lasse ich mich scheiden.«

    »Wozu die Umstände, Bass? Reichen Sie doch gleich die
    Scheidung ein.«
»Ich will beweisen können, daß sie … daß sie

Weitere Kostenlose Bücher