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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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äh, sexy?«
»Ein bißchen, ja. Aber nicht viel. Du hörst dich an, als wärst du erkältet. Hast du Schnupfen?«
»Nick, Nick, mein lieber Junge, ich bin viel zu heiß, um ne Erkältung zu kriegen!«
»Was?«
»Ich hab gesagt, ich bin viel zu heiß für ne Erkältung.«
»Na, du klingst aber erkältet. Oder rauchst du zuviel?«
»Ich rauche nur eins, Nick!«
»Und was ist das, Kitty?«
»Kannst du’s nicht raten?«
»Nee.«
»Schau mal an dir runter, Nick.«
»Na gut.«
»Was siehst du?«
»Ein Glas Scotch. Das Telefon …«
»Was noch, Nicky?«
»Meine Schuhe …«
»Nick, und was ist das für ein großes Ding, das da vorne von dir absteht?«
»Ach, das. Das ist mein Bauch.«
»Sprich weiter, Nick. Hör mir zu. Stell dir vor, ich sitz bei dir auf dem Schoß, und mein Kleid ist ein Stück hochgerutscht, und du kannst meine Knie und meine Schenkel sehn. Ich hab lange blonde Haare. Sie flatttern ganz um mich rum. Stell dir das alles vor, Nick …«
»Na schön …«
»Also, und was siehst du jetzt?«
»Dasselbe wie vorhin: Telefon, meine Schuhe, meinen Drink, meinen Bauch …«
»Nick, du bist ja soo ungezogen! Ich hätte große Lust, da rüberzukommen und dir den Hintern zu versohlen! Oder vielleicht laß ich mich von dir versohlen!«
»Was?«
»Pitschi-patschi, Nick!«
»Kitty?«
»Ja?«
»Bleibst du mal ’n Moment dran? Ich muß aufs Klo.«
»Oh Nick, ich weiß, was du vorhast! Aber dazu brauchst du doch nicht aufs Klo, das kannst du doch am Telefon machen und dabei mit mir reden!«
»Nee, kann ich nicht, Kitty. Ich muß pissen.«
»Nick«, sagte sie, »unser Gespräch ist beendet!«
Sie legte auf.
Ich ging pinkeln. Draußen hörte ich noch immer den Regen. Na ja, es war eine lausige Unterhaltung gewesen, aber wenigstens hatte es mich vom Red Sparrow und anderen Dingen abgelenkt. Ich zog die Spülung, wusch mir die Hände, starrte in den Spiegel, zwinkerte mir zu und ging zurück zu meinem Scotch.

45
    Am nächsten Tag im Büro fühlte ich mich ausgesprochen unzufrieden. Ehrlich gesagt, ich fand alles beschissen. Ich kam nicht voran, und der Rest der Welt kam auch nicht von der Stelle. Wir hingen alle nur rum und warteten auf den Tod und vertrieben uns die Zeit mit Kleinkram. Manche von uns hatten nicht mal Kleinkram. Wir waren hoffnungslose Fälle. Ich weiß nicht, was für eine Sorte ich war, aber ich kam mir vor wie eine verhutzelte Steckrübe. Ich zündete mir eine Zigarre an, inhalierte und tat so, als hätte ich den großen Durchblick.
    Das Telefon läutete. Ich nahm ab.
»Ja?«
»Mr. Belane, Sie können einen unserer Hauptpreise gewinnen.
    Sie können wählen zwischen einem Fernseher, einer Reise nach Somalia, fünftausend Dollar oder einem Herrenknirps. Wir haben für Sie ein kostenloses Hotelzimmer mit Frühstück. Sie brauchen nichts weiter zu tun, als an einem unserer Seminare teilzunehmen, wo wir Ihnen eine unbegrenzte Auswahl an günstigen Grundstücken anbieten …«
    »He, Mann«, sagte ich.
»Ja, Sir?«
»Pimper ’n Karnickel.«
Ich legte auf. Ich starrte das Telefon an. Was für ein tödliches,
    verdammtes Ding. Aber man brauchte es für den Polizeinotruf. Man konnte nie wissen.
    Ich brauchte Urlaub. Ich brauchte fünf Frauen. Ich brauchte einen Ohrenarzt, der mir das Schmalz rausmachte. Mein Auto brauchte einen Ölwechsel. Ich hatte meine verdammte Steuererklärung nicht gemacht. An meiner Lesebrille war ein Bügel abgeknickt. In meiner Wohnung machten sich Ameisen breit. Ich mußte mir Zahnstein entfernen lassen. Meine Absätze waren schiefgelatscht. Ich litt an Schlaflosigkeit. Mein Auto war nicht mehr versichert. Ich schnitt mich jedesmal beim Rasieren. Ich hatte seit sechs Jahren nicht mehr gelacht. Ich machte mir grundlos Sorgen. Und wenn ich Grund hatte, mir Sorgen zu machen, betrank ich mich. Wieder klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab.
    »Belane?« fragte eine Stimme.
»Vielleicht«, sagte ich.
»Von wegen«, sagte die Stimme. »Entweder Sie sind Belane,
    oder Sie sind es nicht.«
»Na schön, Sie ham mich kalt erwischt. Ich bin Belane.« »Also, Belane. Wir hören, daß Sie den Red Sparrow suchen.« »So? Und von wem hören Sie es?«
»Das ist vertraulich.«
»Aha«, sagte ich. »Was haben Sie zu bieten?«
»Zehntausend Dollar, und wir liefern Ihnen den Red Spar« »Ich hab keine zehn.«
»Wir können Sie mit jemand zusammenbringen, der Ihnen das
    Geld leiht.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Nur fünfzehn Prozent Zinsen. Im Monat.«
»Aber ich hab keine Sicherheiten.«
»Oh

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