Ausgeträumt
anderen, und der Barmann stand in der Mitte. Ich konnte ihn schließlich auf mich aufmerksam machen, indem ich einen Aschenbecher nahm und zweimal fallen ließ. Er blinzelte und kam zu mir her. Er hatte einen Kopf wie ein Frosch. Aber er machte keine Hüpfer, sondern wankte auf mich zu und blieb vor mir stehen.
»Scotch und Wasser«, sagte ich.
»Woll’n Sie das Wasser im Scotch?«
»Nee, ich hab gesagt Scotch und Wasser.«
»Hä?«
»Scotch und Wasser. Getrennt, wenn ich bitten darf.« Die drei Jungs sahen zu mir her. Der mittlere machte den
Mund auf. »He, Alter, willste mal Aua ! schrei’n?«
Ich sah ihn nur an und lächelte.
»Wir machens dir umsonst«, sagte er. Alle drei grinsten
höhnisch. Der Barmann brachte meinen Scotch. Und das Wasser.
»Ich glaub, ich komm da runter und trink dein Glas aus«, sagte der Typ von vorhin.
»Rühr meinen Drink an, und ich brech dich übers Knie wie ne Stange trockene Scheiße.«
»Ach je, ach je«, sagte er.
»Ach je«, sagte der zweite.
»Ach je«, sagte der dritte.
Ich kippte den Scotch und ließ das Wasser stehen.
»Der Alte hält sich für stark«, sagte der in der Mitte.
»Vielleicht sollten wir mal sehn, wie stark er is«, sagte ein anderer.
»Ja«, meinte der letzte.
Gott, wie sie mich langweilten. Wie fast alle anderen. Nichts Neues mehr, keine Überraschungen. Alles platt und tot. Wie im Kino.
»Dasselbe nochmal«, sagte ich zum Barmann.
»War das ’n Scotch und Wasser?«
»War es, ja.«
»Der Alte sieht nach nix aus«, sagte der in der Mitte.
»Nichts«, sagte ich.
»Was?«
»Nach nichts. «
»Dann sind wir uns ja einig, hm?«
»Nee, ich korrigier dich. Und ich hoffe, es war das letzte Mal für heut abend.«
Der Barmann brachte meinen Drink und trollte sich wieder.
»Vielleicht können wir deinen Arsch korrigieren«, sagte der, der den Wortführer mimte.
Ich ließ das an mir abprallen.
»Vielleicht stopfen wir dir den Kopf in den Arsch«, sagte einer der beiden anderen.
Verdammte Langweiler. Die weitere verdammte Langweiler zeugten. Wo man hinsah. Was für eine Horror-Show. Die Erde war voll davon.
»Vielleicht zwingen wir dich, einen zu lutschen«, sagte einer.
»Vielleicht lutscht er gern drei hintereinander«, kam es von einem anderen.
Ich sagte nichts. Ich trank meinen Scotch, einen Schluck Wasser hinterher, stand auf und wies mit einer Kopfbewegung auf den Hintereingang.
»Ach, da schau her! Er will mit uns raus!«
»Vielleicht will er uns lutschen!«
»Schau’n wir doch mal!«
Ich ging hinten raus und hörte, wie sie mir nachkamen. Dann das Klicken eines Schnappmessers. Ich fuhr noch rechtzeitig herum und kickte es dem Kerl aus der Hand. Dann drosch ich ihm eine hinters Ohr. Er ging zu Boden, und ich machte einen Schritt über ihn weg. Die beiden anderen drehten sich um und rannten los. Sie liefen durch die Bar und zum Vordereingang raus. Ich ließ sie gehen. Der Typ am Boden war noch immer bewußtlos. Ich hievte ihn über die Schulter, trug ihn nach draußen und legte ihn an einer Bushaltestelle auf die Bank. Dann zog ich ihm die Schuhe aus und warf sie in den nächsten Gully. Mit seiner Brieftasche machte ich dasselbe. Ich ging wieder in die Bar, hob das Schnappmesser auf, steckte es ein, setzte mich auf meinen Barhocker und bestellte noch einen Drink.
Die Ische räusperte sich. Sie zündete sich gerade eine Zigarette an.
»Mister«, sagte sie, »das hat mir gefallen. Ich mag richtige Männer.«
Ich ging nicht darauf ein.
»Ich heiß Trachea«, sagte sie.
Sie griff sich ihr Glas, kam an der Bar lang und setzte sich neben mich. Sie war zu stark parfümiert und hatte eine Wochenration Lippenstift auf einmal aufgetragen.
»Wir könnten uns näher kennenlernen«, meinte sie.
»Würde sich nicht lohnen. Es wär bloß fad.«
»Woher wissen Sie das?«
»Aus Erfahrung.«
»Vielleicht haben Sie immer nur die falschen Frauen getroffen.«
»Vielleicht hab ich dafür ne Schwäche.«
»Aber ich könnte die Richtige sein.«
»Ja, sicher.«
»Spendieren Sie mir ’n Drink?«
Meiner kam gerade. »Einen Drink für die Dame«, sagte ich zum Barmann.
»Gin-Tonic, Bobby …«
Bobby trollte sich.
»Sie haben mir noch gar nicht Ihren Namen gesagt«, lispelte sie.
»David.«
»Oh, das mag ich. Ich hab mal einen David gekannt.«
»Was ist aus ihm geworden?«
»Ich weiß nicht mehr.«
Sie drückte ihren Schenkel an mich und hatte ungefähr zehn Kilo Übergewicht.
»Sie sind süß«, sagte sie.
»Wieso?«
»Ach, ich weiß nicht …« Sie machte eine Pause. »Mögen Sie
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