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Ausgewechselt

Ausgewechselt

Titel: Ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Zannoner
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aufschreibt!
    In ihren Augen sind wohl deine Eltern das Problem, denn Silvia fragt dich häufig, wie es mit ihnen so läuft. Gut, sagst du. Gisella hat beschlossen, dass du wieder ein kleiner Junge von etwa drei oder vier Jahren bist, und spricht mit ganz sanfter Stimme, außerdem benutzt sie all die Kosenamen, die eigentlich schon lange aus ihrem Sprachgebrauch verschwunden waren: »Schätzchen«, »Spätzchen«, »Mäuschen« und sogar »Dickerchen«, was du schon immer gehasst hast. Deine Mutter weicht nicht von deiner Seite, und du hast dabei ähnlich viel Spaß wie der Einsiedlerkrebs mit der Schmarotzerrose: Du bist auf sie angewiesen, aber du willst es nicht sein. Ohne sie ist alles kompliziert, du fühlst dich verletzlich und einsam, und sie ist der Blitzableiter für deine Launen. Aber genau diese Abhängigkeit ist unerträglich für dich. Gisella ist wegen jeder Kleinigkeit besorgt, eine spontane Bewegung, ein Zucken in deinem Gesicht, schon ein winziger Seufzer macht ihr Angst und sie fragt sofort, ob etwas nicht stimmt.
    Enrico hat alle Verantwortung auf sie übertragen und spricht nur das Nötigste mit dir. Es ist offensichtlich, dass er keine Ruhe mehr findet, seitdem ihn die Ärzte mit der Realität konfrontiert haben. Du wirst nicht mehr gehen können. Bis zu diesem Urteil hat es lange gedauert. Zuerst haben die Ärzte geschwiegen, dann gab es vorsichtige Versuche, auf das Unvermeidliche vorzubereiten: »Es könnte doch schlimmer sein als angenommen«, »Wir müssen noch weitere Tests machen«, in der Hoffnung, dass du und deine Eltern selbst bemerken würdet, was mit dir los ist. So wie bei einem Quiz, bei dem man dich fragt: »Stell dir vor, du befindest dich auf der Station für Rückenmarksverletzungen und kannst deine Beine nicht bewegen … Was könnte dir passiert sein? Hast du dir vielleicht einen Lendenwirbel gebrochen?« Dein Vater hat die Realität bisher ignoriert, er will nicht an diese neue Wahrheit glauben, obwohl er mit eigenen Augen sieht, wie du mit den Händen die Räder des Rollstuhls zum Laufen bringst oder deine Beine zurechtrücken musst, wenn du im Bett oder auf dem Stuhl sitzt. Sein fanatischer Widerstand gegen die Wahrheit macht dich verrückt, am liebsten würdest du dich vor seinem misstrauischen Blick verstecken. Aber trotzdem willst du ihn bei dir haben und jedes Mal hoffst du, dass er dich als das sehen kann, was du schon immer gewesen bist: Leo, sein Sohn.
    Deshalb sagst du zu Silvia, dass alles in Ordnung ist. Aber sie ist ein schlauer Fuchs, wer weiß, was sie deinen Eltern erzählt hat. Denn warum hat sich Enrico gerade gestern bemüht, dir zu helfen, als du dich im Bett aufsetzen wolltest? Und du hast genau beobachtet, wie deine Mutter ihm einen Blick zugeworfen hat, als wollte sie ihn an etwas erinnern, und wie er daraufhin gesagt hat: »Warte, ich helfe dir.«
    Seine Verkrampfung war deutlich zu spüren und du hast gesagt: »Danke, es geht schon, Papa.« Dabei hättest du dir so sehr gewünscht, dass er dir hilft, so wie früher: Während du schon den Helm aufhattest, half er dir in die Jacke, er band dir die Fußballschuhe zu, damit deine Hände sauber blieben, und zog dir die regennassen Strümpfe hoch. Aber wenn du eines kapiert hast, dann ist es die Tatsache, dass zwischen dem Davor und dem Danach Welten liegen.
    Du blickst auf die Uhr an der Wand und stellst mit fast sadistischer Freude fest, dass bereits eine gute halbe Stunde vergangen ist. Du siehst Silvia fest in die Augen und fragst: »Wann werde ich wieder laufen können?«
    Sie hält deinem Blick stand, mit einer Mischung aus fürsorglicher Teilnahme und Entschlossenheit, sie ist richtig gut, bestimmt hat sie viel Erfahrung und eine lange Ausbildung hinter sich, du bist sicher nicht der erste traumatisierte Patient, der sie das fragt.
    »Wir arbeiten daran, Leo. An deinem Bewusstsein, an der Akzeptanz der neuen Situation, der Tatsache, dass du dich zwar bewegen kannst, aber eben auf eine andere Art und Weise, als du es gewohnt bist. Aber du wirst dich wieder bewegen und alles tun können, was du willst.«
    »Aber Fußball werde ich nie wieder spielen, oder?«
    »Du kannst Basketball spielen, Volleyball, alles Mögliche.«
    »Aber nicht

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