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Ausgewechselt

Ausgewechselt

Titel: Ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Zannoner
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oder zum Friseur!«
    »Zum Friseur«, hatte Patricia mit bitterem Lächeln geantwortet und resigniert mit den Schultern gezuckt, »was hat das für einen Sinn … «
    Viola hatte aufgehört, mit ihr darüber zu reden, es war in der Tat sinnlos, als ob sie mit einer Wand spräche. Ihre Mutter wollte einfach nicht mehr, sie machte es sich in ihrer Opferrolle richtig bequem. Irgendwann würde ihr auffallen, dass sie am Boden lag, das würde ihr die Augen öffnen und sie würde wieder aufstehen.
    Also wartete Viola, dass sich Patricia wieder aufrappelte, dass dieser Albtraum ein Ende hätte. Sie wartete darauf, dass aus diesem Gespenst mit strähnigen Haaren und abgekauten Fingernägeln wieder ihre Mutter würde, eine gepflegte Frau mit mahagonifarbenen Haaren und rot lackierten Fingernägeln, die Frau, die sie früher gewesen war. In der Zwischenzeit hielt sie die Wohnung sauber, kaufte ein, kochte, ging in die Schule und bezahlte die Rechnungen, die Patricia vergessen hatte. Sie ging nicht mehr zur rhythmischen Sportgymnastik, diese Art von Bewegung würde ihr im Leben nicht weiterhelfen. Sie brauchte etwas ganz anderes, kraftvolle Sprünge, hoch genug, um jedes Hindernis zu überwinden, eines nach dem anderen, mit maximaler Präzision und Schnelligkeit. Und Viola wollte die Beste sein.

Training 2
    Der Trainer räusperte sich, die Hände tief in den Taschen seiner Lurexhose vergraben, den Kragen der Windjacke hochgestellt – ein sicheres Zeichen, dass er etwas Wichtiges zu sagen hatte. Er hatte die Mannschaft um sich versammelt, sofort nach dem Training, noch bevor sie in die Kabine gingen. Die Jungs waren nervös, sie lachten, schubsten und stießen sich in die Seite, bis das Räuspern sie zum Schweigen brachte. Was hatte Manlio zu sagen? Der »Mister« wollte absolute Stille und die bekam er auch. Sie nannten ihn »Mister«, weil auch die Profis in Fernsehinterviews ihren Trainern manchmal Spitznamen gaben. Sie waren eine hoffnungsvolle Jugendmannschaft, aus ihren Reihen konnte ein ganz Großer kommen, das wäre nicht das erste Mal, immerhin hatte der Verein eine Zweitligamannschaft. Das war schon was.
    »Der Mister schmeißt heute bestimmt jemanden raus, wenn ihr mich fragt, so finster, wie er aussieht«, flüsterte einer einem Mannschaftskameraden ins Ohr.
    »Schnauze! Er sagt kein Wort, wenn nicht Grabesstille herrscht, das weißt du doch.«
    Dann herrschte Grabesstille. Die Jungs standen reglos, einige hatten die Arme vor der Brust verschränkt, andere stützten die Hände in die Hüften, die nassen Haare hingen ihnen in die Stirn, die durchgeschwitzten Trikots klebten am Körper. Das Training war anstrengend gewesen, härter als sonst. Vielleicht im Hinblick auf das Match am Sonntag, Gegner war eine Mannschaft aus einer anderen Stadt, eine kämpferische Truppe, deren Spieler auch gerne mal zutraten.
    »Nun gut«, begann Manlio wie üblich, »nun gut.« Kurze Pause, dann kam er zum Punkt. »Ich wollte euch darüber informieren, dass bei dem Spiel am Sonntag ein wichtiger Gast auf der Tribüne sitzen wird.«
    Die Jungs lauschten atemlos, während der Trainer eine weitere Kunstpause machte, um die Spannung zu erhöhen. Er wusste, dass sie genau verstanden hatten, wovon er sprach. Ein Gast, ein Scout, ein Beobachter von einem großen Verein, der darauf aus war, neue Talente zu entdecken, zukünftige Champions. In diesem Moment schlugen die Herzen der Jungs bis zum Hals, aber ihr Gesichtsaudruck blieb reglos.
    »Deshalb erwarte ich das Maximum von euch, haben wir uns verstanden?«
    Erst jetzt brach die Begeisterung aus ihnen heraus, sie johlten, während Manlio zufrieden befahl: »Umziehen!«
    Sie stürmten an ihm vorbei, unter ihnen war auch Leo. Manlio nickte ihm zu und Leo blieb stehen.
    »Was gibt’s, Mister?«
    »Von dir erwarte ich besonders viel, das weißt du.«
    »Ich werde alles geben.«
    Der Trainer nickte und Leo ging zu seinen Mannschaftskameraden zurück. In seinem Kopf drehte sich alles, er strahlte vor Glück. Sonntag. Wie viele Tage waren das noch? Morgen war erst Samstag. Wenn er doch morgen früh aufwachen könnte und es wäre schon Sonntag! Das war der Tag, auf den er immer gewartet hatte, der Tag, an dem er zeigen konnte, was er draufhatte, er, der zu Höherem berufen war, als in dieser Vorstadttruppe zu kicken.
    In Windeseile zog er sich um, denn es gab jemanden, dem er diese Sensation sofort erzählen musste. Mit noch feuchten Haaren rannte er aus der Umkleidekabine, um seinen Kopf bildeten

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