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Ausgeweidet (German Edition)

Ausgeweidet (German Edition)

Titel: Ausgeweidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Lamberts , Annette Reiter
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sind sie bisher immer gut miteinander ausgekommen. Da sind andere Staatsanwälte oft schwieriger.
    Clemens klopft auf den Tisch und beginnt: »Vorab kann ich euch eins versprechen: Das hier ist einer der spannendsten Fälle, die wir je gehabt haben. Noch steht die Identität des Opfers nicht fest. Es liegt auch keine passende Vermisstenanzeige vor. Deswegen müssen wir es anders probieren. Ich fasse jetzt die ersten Ergebnisse der Leichenschau zusammen.« Der Hauptkommissar schaut in sein Notizbuch.
    »Bei der Leiche handelt es sich um einen Mann zwischen 48 und 54 Jahren, er ist gut durchtrainiert, hat ein markantes Gesicht, Geheimratsecken und beginnende Glatze, die Kopfhaare sind ganz kurz rasiert, er ist 1,80 Meter groß, dazu gepflegte Hände. Es ist anzunehmen, dass er keiner körperlich schweren Arbeit nachgegangen ist. Sein Gebiss ist in gutem Zustand, er scheint regelmäßig zur Zahnvorsorge gegangen zu sein.« Ein Blick hinüber zu Flemming signalisiert diesem, Kontakt zu Zahnärzten aufzunehmen. Mithilfe des Zahnstatus die Identität eines Toten herauszufinden, ist zwar aufwendig, aber die letzte Möglichkeit, wenn die anderen Methoden erfolglos sind. »Das endgültige Ergebnis der Obduktion liegt noch nicht vor, frühestens heute Abend können wir mit weiteren Fakten rechnen. Fest steht, dass unser Opfer durch einen Kopfschuss getötet wurde.« Clemens räuspert sich und spricht dann konzentriert weiter: »Die Kopfwunde wurde manipuliert, die Patrone entnommen und der Einschusskanal verstümmelt. Das Ausnehmen wurde post mortem ausgeführt, ebenso das zumindest teilweise Ausbluten der Leiche. Schnittwunden am Hals, an den Handgelenken und in der Leiste sind so ausgeführt, dass möglichst viel Blut herausfließen konnte. Bei der Masse, die wir neben der Leiche gefunden haben, handelt es sich um organische Substanzen, aller Wahrscheinlichkeit nach um die Organe des Opfers. Sie sind allerdings durch Tierfraß arg mitgenommen.« Das Team hört aufmerksam zu. Schon in dieser ersten Phase der Ermittlungen zählt jedes Detail.
    »Dr. Hummel bestätigt die Einschätzung des Gerichtsmediziners vor Ort, grenzt aber den vorläufigen Todeszeitpunkt auf Freitag, also gestern, zwischen vierzehn und zwanzig Uhr ein. Armin, machst du bitte weiter?«
    Schoeller, der kleine Kriminaltechniker, setzt sich schwungvoll seine Lesebrille auf und schaut kurz in seine Unterlagen.
    »Nach den Spuren zu urteilen, wurde der Leichnam vom Weg der Lichtung über eine Grasnarbe in die etwa zwei Meter tiefe Mulde gerollt. Habe mich mit Hummel kurzgeschlossen. Schürfwunden und leichte Post-mortem-Prellungen an der Leiche bestätigen dies. Der Tote wurde entkleidet, die Sachen wurden ordentlich zusammengelegt und neben der Leiche platziert. Zudem war der Tote mit kleineren Ästen, na ja, ich sage mal ›geschmückt‹. Jogginganzug, Turnschuhe, Socken und Unterwäsche sind keine Markenfabrikate und können bei jedem Discounter gekauft worden sein. Anders der MP3-Player, ein iPod von der teuren Sorte, der neben der Leiche gelegen hat. Falls es jemanden interessiert, es war Wagner programmiert.«
    Er macht eine kurze Pause und schiebt seine Lesebrille, die während seines Vortrags gefährlich weit nach vorne gerutscht ist, nach oben.
    »Weder bei den Sachen noch im Umkreis der Leiche wurden irgendwelche Papiere gefunden, die uns helfen, die Identität des Opfers zu klären. Lediglich ein Schlüsselbund steckte in einer Tasche der Jogginghose, mit zwei Schlüsseln. Nachgemachte Schlüssel, deren Rohlinge Standardware sind, werden in jedem Schnellservice für Schuhreparatur und Schlüsseldienst verwendet. Verwertbare Spuren am Tatort sind durch den starken Regen nicht so üppig. Das wird dauern, bis wir hier zu handfesten Ergebnissen kommen. Dennoch konnten wir Schuhabdrücke sichern, wenn auch allesamt nur Fragmente. Sie ergeben ein Profil von Wanderschuhen Größe 43. Das Profil wird an der Ferse und an der Fußspitze undeutlicher, kann sein, dass die Schuhe dem Täter zu groß waren. Der Mörder schoss vom Hochsitz aus, dort wurden die gleichen Schuhabdrücke gefunden, auch Schmauchspuren. Wie es aussieht, hat der Schütze die Schusswaffe auf der Brüstung abgestützt. Mehr lässt sich zurzeit noch nicht sagen.«
    Maria meldet sich zu Wort. »Habt ihr auf dem Hochsitz oder in der näheren Umgebung keine Patronenhülse gefunden?«
    »Nein, nichts. Die Kollegen haben alles abgesucht. Sonst hätte ich es ja erwähnt. Vermutlich hat der Täter

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