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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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extremer Sauerstoffnot auf Kodeprogramm. Melden Sie sich!«
    Ehe eine Antwort erfolgte, vernahm ich das jählings anschwellende Tosen eines Atomtriebwerks. Meine Anzeigen bewiesen, daß der U-Körper mit vollaufenden Maschinen fast auf der Stelle drehte. Dann kamen die Ortungsimpulse gut hörbar und schließlich mit einem konstanten Pfeifen herein.
    »Apoll an Bergungsboot. Sie sind auf Kurs und nähern sich. Sie müßten etwa einundneunzig Grad steuern. Ich kann Ihre Durchsage nicht hören.«
    Das Tosen wurde noch lauter. Weiter vorn saß Menere auf dem Boden und umklammerte seinen schmerzenden Arm. Ich hatte ihn hart anfassen müssen.
    Schließlich sprach der Unterwasser-Sprechfunk an. Ein Fernbild kam jedoch nicht durch.
    »Bergungsboot an Apoll, Kommandant spricht. Wir haben Sie auf den Schirmen der Materie- und Konturtaster. Sie sind fast von Sandmassen verschüttet. Ihr Liegeplatz ist schlecht gewählt. Versuchen Sie, mit Schraubenkraft aus der Düne herauszukommen, oder meine Panzertaucher kommen nicht an Ihre Turmschleuse heran. Haben Sie verstanden, Apoll?«
    »Verstanden. Kapitän Menere ist unpäßlich. Atemnot. Er hat sich ferner beim Sturz wahrscheinlich den linken Arm verletzt. Dürfte gebrochen sein. Ich übernehme hier das Kommando.«
    »Einverstanden. Wir sind sofort bei Ihnen. Es hat länger gedauert als beabsichtigt. Wieviel Kohlenoxyd haben Sie in der Luft?«
    »Die Vier-Prozent-Grenze ist überschritten. Darüber reden wir noch. Die Preßlufttanks und Turbo-Treibstoffbehälter sind leer. Das machen Ihre Auftraggeber mit mir nur einmal. Sehen Sie zu, wie Sie uns aus dem Sand herauswühlen. Unsere Batteriekapazität ist erschöpft. Der E-Motor schafft es nicht mehr. Beeilen Sie sich!«
    »Sofort, Sir. Bitte anschnallen. Ich wirbele Sie mit der Heckschraube des Hilfstriebwerks frei. Das kann Sie ziemlich heftig durchschütteln.«
    Auf meinen Relieftastern erschienen die Konturen eines Rumpfes von etwa hundertachtzig Meter Länge. Das war ein U-Kreuzer von beachtlicher Größenordnung, aber noch längst nicht ein wirklich großer Typ.
    Immerhin besaß er Wasserstrahltriebwerke mit atomarer Aufheizung. Ich bemerkte an den Konturen deutlich die weit aus dem Rumpf hervorragenden Auffangtrichter und nahe dem spitzen Heck die kleineren Ausstoßdüsen.
    Dort war auch die Schraube des Hilfstriebwerks angebracht. Sie drehte nunmehr mit mindestens vierhundert Umdrehungen; einem Wahnsinnswert so nahe dem gefährlichen Ozeangrund.
    Das schnelle »Schwipp-Schwipp-Schwipp« der Schraube mäßigte sich plötzlich. Der Kreuzer sank in den langen Graben ab, ortete ununterbrochen und glitt nur dreißig Meter höher über uns hinweg.
    Als das Heck erkennbar wurde, begann die Schraube mit AK rückwärts zu drehen. Ich vernahm das Heulen der leistungsstarken E-Motoren, die ihren Arbeitsstrom von den Umformerbänken des Fusionsreaktors bezogen.
    Menere schrie. Er hatte sich natürlich nicht angeschnallt!
    Wir wurden unvermittelt von einem gewaltigen Sog erfaßt, an scheinend mühelos aus unserem bisherigen Liegeort gerissen und wie ein welkes Blatt davongewirbelt. Diesen Gewalten hatten die Sandmassen nicht standhalten können.
    Ich klammerte mich an den Sessellehnen fest und bemerkte dabei aus den Augenwinkeln, daß Miria Flabtone über sich selbst hinauswuchs.
    Sie stand im Bugraum und sorgte dafür, daß die Kleinkinder nicht von ihren Lagern geschleudert wurden. Sehr viel Mühe bereitete ihr das allerdings nicht, denn die rollenden Bewegungen der Druckstation ließen schon wieder nach. Ein knirschendes Geräusch zeugte davon, daß wir erneut den Grund berührt hatten.
    Die Bildschirme der Außenbordaufnahme zeigten emporgewirbelte Sandmassen. Sie sanken aber rasch ab. Der Blick wurde wieder freier.
    Dicht über uns schwebte das fremde U-Boot mit nunmehr gestoppten Maschinen. Es pendelte langsam aus, wurde aber exakt in Schwebelage Null gehalten.
    Das zeugte vom Können des Leitenden Ingenieurs, der trotz aller Automatiken immer noch der wichtigste Mann an Bord ei nes U-Kreuzers war; genauer gesagt: der betriebswichtigste! Ohne sein Können war auch ein guter Kommandant nicht viel mehr als ein Nautiker mit taktischer Erfahrung bei Angriffs- oder Verteidigungsaufgaben.
    Im vorliegenden Fall schienen LI und Kommandant ein eingespieltes Team zu sein. Mir sollte es recht sein, gewährleistete es doch eine schnelle und reibungslose Bergung.
    »Kommandant Kreuzer TATO spricht«, vernahm ich die fremde Stimme erneut. »Sie

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