Ausgezählt
aufgegeben.
Nun lag er in seinem zurückgeklappten Rudersitz und hielt den unförmigen Kasten mit der Kalifüllung auf den Bauch gepreßt. Die Nasenklemme wirkte grotesk und der aus seinem Mund baumelnde Schnorchelschlauch nicht weniger. Wenn er etwas zu hastig ausatmete, neigte das Abluftventil zum Flattern.
Die Kalipatrone filterte das hochgiftige Kohlenoxyd aus der Luft. Wir atmeten das Giftgas seit drei Tagen aus. Das war nun einmal menschlich. Die Verunreinigung näherte sich bereits dem Grenzwert von vier Prozent. Wenn der Gehalt an Kohlenoxyd über vier Prozent anstieg, wurde er äußerst gefährlich und nahezu übergangslos tödlich.
Das wußten wir, aber wir hatten bislang auf den widerwärtig stinkenden Kunststoffschlauch der Kalibehälter verzichtet.
Menere schaute uns mit rollenden Augen an. Er konnte nicht mehr sprechen. Deshalb deutete er auf die rechteckigen Kästen. Ich schüttelte verneinend den Kopf. Noch konnten wir es ertragen; aber das hatten wir nur unserem harten Kosmonautentraining zu verdanken.
Dr. Flabtone kam aus dem vorderen Teil der Grundstation zurück. Dort lagen die meisten Kinder auf den heruntergeklappten Wänden der Einbauregale.
Sie nahm endlich einen der Kästen und hängte ihn sich über die Schulter. Ehe sie das Atemstück in den Mund schob, rief sie keuchend:
»Sie haben zwei Möglichkeiten, Sir. Einmal kann ich Ihnen eine volle Preßluftflasche abgeben, andererseits könnten Sie aber auch Ihren marsianischen Schirmprojektor einschalten. Meines Wissens enthält er eine Sauerstoffpatrone von enormer Druckleistung. Man sagt, der Träger eines in sich hermetisch abgeschlossenen Individualschirms könnte mindestens fünfundzwanzig Stunden lang einwandfrei atmen.«
»Länger«, entgegnete ich zurückhaltend. »Das MA-Metall des Roten Planeten hält unvorstellbar hohe Drücke aus. Das hat noch etwas Zeit, Doktor.«
»Wie Sie wollen. Das Boot muß bestimmt bald kommen, oder …?«
Sie unterbrach sich. Zum erstenmal sah ich sie nervös.
»Sie glauben doch auch daran, nicht wahr?« wollte sie wissen.
»Nein! Sie werden schon allein sterben müssen, Madam. Sie und Menere. Oder nehmen Sie ernsthaft an, Bockosch und ich würden Sie und den Kapitän in unsere Energieschirme aufnehmen, um sie auf diese Weise unauffällig und ortungssicher aus der Grundstation zu bringen?«
Menere richtete sich hastig auf. Ich vernahm ein heftiges Keu chen. Die Medizinerin umklammerte haltsuchend eine Stützstre be. Allmählich geriet sie in Panik.
»Ach so ist das«, stieß sie hervor. »Jetzt verstehe ich endlich Ihre eigentümlichen Reaktionen. Sie haben das Auftauchmanöver abgeschrieben, nachdem Ihnen klargeworden ist, daß wir oben sofort geortet und verhaftet werden.«
»Sie haben es erfaßt. Bleiben Sie stehen, oder ich töte Sie!«
Sie wich zurück. Ein Blick des Hasses, der aber von ihrer Pa nik noch überlagert wurde, traf mich.
Mein Spiel war riskant, aber ich hielt es für notwendig. Wenn das Bergungsboot kam, woran ich nicht mehr zweifelte, würde man diese kluge Frau genau nach meiner Verhaltensweise befragen. Sie sollte das sagen, was wir einsatztechnisch für gut hielten. Ich mußte sie weiterhin deprimieren.
»Wissen Sie«, fuhr ich wie gelangweilt fort, »wissen Sie, Dok tor, Ihre und Meneres Reaktionen waren für uns interessant, lassen sie doch auf Ihren Umgang mit Ihren Auftraggebern schließen. Wir haben an sich an Ihnen nichts auszusetzen! Sie handeln im Interesse der Sache korrekt. Sie bemühen sich sogar, die Versuchs- oder Aufzuchtexemplare am Leben zu erhalten, da Sie wissen, daß die Beschaffung durch die gestiegene Aufmerksamkeit der Großasiatischen Behörden sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich geworden ist. Insofern bewundere ich Ihren klaren Verstand. Ihre Argumente bezüglich der von mir erwogenen Frischluftaufnahme waren ebenfalls richtig. Nun müssen Sie mir erlauben, Sie und Menere vorerst abzuschreiben.«
Der Kapitän begann unvermittelt an seinem Atemschlauch zu zerren. Das Mundstück glitt aus seinem Mund. Menere hatte plötzlich seine Luftnot vergessen.
»Was wollen Sie damit ausdrücken, Apoll?« erkundigte er sich hastig. »Muß ich Sie daran erinnern, daß wir im gleichen Boot sitzen?«
Meine Hand umklammerte den Griff der Waffe. Unter meinem »kalten« Übermenschenblick wagte er nicht näher auf uns zuzukommen.
»Sie verkennen die Situation, Kapitän. Ich bin nicht bereit, die Vorsichtsmaßnahmen Ihrer Auftraggeber bis zum körperlichen
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