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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sie in der merkbar schlechter werdenden Luft ersticken zu lassen. So weit reichte unsere Einsatzwilligkeit nicht!
    Ich warf der Medizinerin einen ausdruckslosen Blick zu. Sie war eine gute Beobachterin. Ihr Intellekt war wesentlich höher ausgebildet als der des Kapitäns. Vor allem war sie argwöhnischer.
    Das war nicht nur ein Produkt ihres scharfen Verstandes und ihrer Beobachtungsgabe, sondern auch eine Reaktion ihres Selbsterhaltungstriebs.
    Niemand wußte besser als sie, daß sie in den Reihen der uns noch unbekannten Bio-Verbrecher eine exponierte Stellung einnahm. Wenn die Organisation jemals ausgehoben werden sollte, wozu wir unter Einsatz aller Mittel bereit waren, mußte sie gewissermaßen den »Schwarzen Peter« ziehen. Von einer qualifizierten Fachärztin für Pädiatrie erwartete selbst der nachsichtigste Richter eine andere Handlungsweise. Das wußte und berechnete sie.
    Schmal, mittelgroß, beide Hände in den Seitentaschen ihrer weißen Kunstfaserkombination verborgen, wartete sie auf meine Entgegnung. Selbstverständlich hatte ich meiner Maske treu zu bleiben.
    Welcher biologisch aufgestockte Übermensch mit einem hochgepeitschten Intelligenz-Quotienten von über fünfzig Neu- Orbton hätte sich über Versuchsobjekte erregt! Für Männer mei ner Art hatten die Kinder nicht mehr zu bedeuten als Versuchstiere in irgendeinem Labor dieser Welt. Gegensätzliche Äußerungen mußten uns verraten.
    Miria war durch Hannibals Tobsuchtsanfall beim Ausschleusungsmanöver aus der Jacht schon argwöhnisch geworden. Ich konnte mir keine weiteren »Entgleisungen« erlauben. Sie würden den so mühevoll begonnenen Großeinsatz ernsthaft gefährden.
    Ich starrte sie immer noch an, bis ich schließlich entgegnete:
    »Ich habe mich entschlossen, Sie wegen Ihrer unqualifizierten Äußerung nicht zu bestrafen. Das ist ein Gesetz der Logik.«
    »Ach!«
    Als Hannibal eine jähe Wendung machte und in gebeugter Haltung auf sie zuging, verfärbte sie sich. Ihre tiefschwarze Haut nahm einen grauen Farbton an.
    Hannibals großer, haarloser Kopf und die hervorquellenden Augen boten keinen schönen Anblick. Der aufgeworfene Mund war jetzt wutverzerrt. Die Rechte des Kleinen schwebte verdächtig nahe über dem Griffstück der Strahlwaffe.
    »Zurück, Bockosch!« wies ich ihn an. »Wir benötigen sie noch. Das Versuchsmaterial muß betreut werden. Damit, Dr. Flabtone, haben Sie die Erklärung für Ihre unverschämte Bemerkung. Haben Sie mich verstanden oder benötigen Sie eine weiterführende Lektion?«
    »Hauen Sie ab!« schrie Menere plötzlich. »Kümmern Sie sich gefälligst um die Formbaren, oder es werden keine mehr sein. Hauen Sie ab!«
    Ich amüsierte mich über Meneres heftige Reaktion. Hier war er der Kommandant – und nicht nur das! Er wußte sehr wohl, daß ihn seine Auftraggeber gnadenlos töten würden, wenn uns, den angeblich von Professor Marcus Owen Toterlay »Erhobenen«, das kleinste Unheil zustieß. Das ging soweit, daß er nicht einmal Mirias Reaktion dulden durfte.
    Ich versuchte nochmals, seinen Bewußtseinsinhalt telepathisch zu erfassen, stieß aber erneut auf die Mauer seiner Immunität. Sie ließ sich anscheinend auch nicht in seinem jetzigen Erregungszustand überwinden.
    Ich gab die fruchtlosen Bemühungen auf. Leute seiner Art waren anscheinend grundsätzlich para-immunisiert worden, und zwar mit Geräten, die aus dem schier unerschöpflichen Nachlaß der Marsianer stammten.
    Sie hatten während des großen Weltraumkriegs vor etwa 187 000 Jahren zahlreiche atlantische Erdenmenschen als Hilfstruppen eingesetzt. Viele von ihnen hatten sich nach erfolgter Hypnoschulung als fähiger erwiesen als die Marsianer selbst und dadurch hohe bis höchste Vertrauensstellungen gewonnen.
    Da die denebischen Invasoren – ebenso wie die Marsianer – alle Mittel der Spionage einsetzen, war es für die Strategen des Roten Planeten nur natürlich gewesen, wichtige Personen gegen Verhördrogen aller Art und gegen parapsychische Angriffe zu schützen. So war es zu einer Mentalimmunisierung auf technischem Wege gekommen.
    Gegen Ende des Krieges waren selbst die unbedeutendsten Besatzungsmitglieder marsianischer Kampfschiffe in diesen Prozeß miteinbezogen worden.
    Die Wissenschaftspriester des Sehenden Calthur hatten die marsianischen Immunisatoren entdeckt und ihre Funktion enträtselt.
    Es hatte aber lange gedauert, bis wir das begriffen hatten! Als wir die von den Calthur-Priestern herangezüchteten Übermenschen aus

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