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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Reuegefühl. Ich bin, wie ich bin. Hören Sie mich?«
    Ich ging schleunigst in den Erfassungsbereich ihrer Kamera.
    »Ich höre Sie. Hier spricht Oberst TS-20, generalbevollmächtigter Einsatzschatten der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr. Was haben Sie zu sagen, Doktor?«
    »Sie möchten in den Sektor der Energieversorgung und des Transmitterwesens vordringen, um Kojastnakow zu fassen. Sie ahnen, daß er sich dorthin auf dem Weg befindet. Ich sah das ebenfalls voraus, als die schwerwiegende Funknachricht aus Chi na kam, die Sie entlarvte. Ich habe mich daher sofort in das interne Schaltzentrum des Energiesektors begeben. Ich befinde mich hinter der Stahlwand. Ich kann das Tor öffnen – unter einer Bedingung.«
    Ich ertappte mich bei einem anerkennenden Nicken. Diese Frau war eine Gesetzesbrecherin ersten Ranges, wahrscheinlich auch eine mehrfache Mörderin; aber sie konnte denken. Niemand außer ihr war auf diese Idee gekommen.
    »Ich höre, Doktor. Ich soll Ihnen die Freiheit garantieren, nicht wahr?«
    »Genau. Können Sie das?«
    »Nur bedingt. Es kommt darauf an, wohin Sie wollen. Die Oberfläche dürfte für sie tabu sein. Dort landen soeben unsere Männer. Sie werden einsehen, daß ich einen schnellen Schuß, im Eifer abgegeben, nicht verhindern kann.«
    »Sie scheinen aufrichtig zu sein. Ich möchte auch nicht zur Oberfläche, sondern hinunter zum Wasser. Dort gibt es für mich eine gewisse Möglichkeit. Sie müssen mir also den Weg zu den Aufzügen oder Nottreppen freigeben.«
    »Wenn Sie den Stollen betreten, verbrennen Sie.«
    »Das ist mir klar. Ich kenne einen zweiten Weg durch die Labors. Garantieren Sie mir freie Bahn?«
    Ich überlegte keine Sekunde mehr.
    »Wo sind die Kinder und die inhaftierten Kranken?«
    »Hier in der sicheren Energiesektion. Ich schalte das Bild um. Passen Sie auf.«
    Augenblicke später sahen wir einen großen Raum. Etwa fünfzig Kleinkinder ruhten dort auf ihren Lagern.
    »Sie sind gesund, die Luft ist gut und warm, Oberst TS-20«, sprach sie mich erneut an. »Die inhaftierten Kranken befinden sich gleich nebenan. Wie entscheiden Sie sich? Wenn ich öffne, könnten Sie auf die Idee kommen, meinen nur schwach gepanzerten Schaltraum unter Feuer zu nehmen.«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich nichts dergleichen tun werde. Das gilt auch für meinen Kollegen, Captain NG-121. Öffnen Sie, oder Kojastnakow entkommt mit dem Transmitter. Dann haben Sie keine Chance mehr. Die GWA-Truppen werden mit der Panzerwand fertig.«
    »Ich öffne. Ich habe keine andere Wahl.«
    Hannibal warf mir zornige Blicke zu.
    »Sie hat mein Wort, Kleiner!« warnte ich ihn. »Laß sie hinun ter zum Wasser. Wir kümmern uns lediglich um Valerie.«
    Vor uns glitt das fast einen Meter starke Panzertor auf. Wir hätten lange schießen können!
    Ohne zu zögern, sprangen wir hindurch. Links erkannte ich einen kleinen verglasten Schaltraum. Miria Flabtone stand hochaufgerichtet hinter den Fenstern und umklammerte eine kleine Waffe, deren Mündung sie unterhalb ihres Kinns gegen den Hals preßte. Sie wollte auf keinen Fall verhaftet werden.
    Wir sprangen weiter. Rechts lagen die Reaktorräume. Die Anlage war relativ klein, aber großartig in der Leistung.
    Nach zwei Minuten hatten wir an den charakteristischen Hochstromzuführungen den Transmittersaal gefunden. Weit hinter uns eilte die Ärztin davon. Sie würde nicht weit kommen, gleichgültig, was immer sie sich einredete. Sie konnte nicht ah nen, wie unsere Aquanauten ausgerüstet und trainiert waren. Denen entging nicht einmal ein huschender Fisch, und ihre Mini-Raketentorpedos besaßen selbstlenkende Steuerköpfe.
    Wir kamen in letzter Minute. Valerie hatte sich beeilt!
    Hinter uns heulten die Hochstromumformer des marsianischen Kraftwerks auf. Glutende Energien schossen durch die Energie-Feldröhren und verschwanden in den Regelprojektoren des Transmitters.
    Dort wurde der Hochstrom in fünfdimensionale Impulse umgewandelt und den Polen des Materietransmitters zugeleitet.
    Wir öffneten die Seitentür zum Justierungsraum. Die Anzeigen liefen. Weiter vorn öffnete sich eine runde Halle.
    Kojastnakow stand bereits innerhalb des roten Gefahrenrings. Er leuchtete immer heller auf. Ich glaubte, inmitten dieses Tosens Kojastnakows keuchende Atemzüge zu vernehmen. Er konnte kaum die breite Abstrahlempore erklimmen.
    Hannibal schaltete unvermittelt seinen Schutzschirm ab und ging zu den Justierungsschaltungen hinüber. Die Regelwerte veränderten sich

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