Ausgezählt
einer unlösbaren Aufgabe gestanden.
Wir sahen den etwa vierhundertfünfzig Meter langen Giganten vor uns liegen. Das war also die berühmt-berüchtigte MEMORY CALTHUR mit einer Wasserverdrängung von dreihundertfünfzigtausend Tonnen. In einem solchen Schiff konnte man selbstverständlich nicht nur komfortabel leben, sondern auch technische Anlagen und Labors von beachtlicher Größenordnung einbauen.
Es war nur eine Frage der Energieversorgung. Sie erlaubte die Herstellung von Atemluft und Trinkwasser. Im Notfall konnte man sich sogar durch eine interne Fischverarbeitungsanlage selbst ernähren. Das bedingte jedoch den Fischfang mit kleineren Booten, die anschließend zum Mutterschiff zurückkehrten. Man schien sie zu besitzen!
Nero Nofeneys TATO war ein außergewöhnlich großes Beiboot. Wir wußten längst, daß er Versorgungsfahrten aller Art zu erledigen hatte. Dinge, die man nicht selbst herstellen konnte, wurden an geheimgehaltenen Treffpunkten übernommen. Das konnten Liegestellen in unwegsamen Flußmündungen, aber auch kleinere Häfen sein.
Dort liefen die ordnungsgemäß gemeldeten Transportschiffe aus aller Welt ein und löschten ihre Ladung. Was anschließend damit geschah, bestimmte weitgehend der afrikanische Trustgewaltige Abel Gabriel Gmobala. Seine Aufgabe innerhalb der Organisation war damit fest umrissen. Er besorgte unauffällig den Nachschub und stellte auch Millionen bereit, die offiziell als Dividenden an ominöse Großaktionäre ausgewiesen wurden. Sie wurden von Gmobala in Handlungsvollmacht vertreten; vordringlich bei den Beschlußfassungen des Aufsichtsrats, der schließlich den geschäftsführenden Vorstand zu ernennen hatte.
Mir war klargeworden, daß die ehemaligen Priester des Sehenden Calthur etwa zwanzig Erdölmilliarden in die NEW AFRICA TRUST Ltd. hineingepumpt hatten. Erst dadurch war der Vertrauensmann Gmobala mit seiner plötzlich errungenen Aktienmehrheit an die Spitze gekommen. Mittlerweile verfügte er auf Grund der Vollmacht der geheimen Großaktionäre über die Zweidrittelmehrheit. Infolgedessen konnte er jedermann entscheidend blockieren.
Daten dieser Art waren uns von Kiny durchgegeben worden. Sie waren exakt, denn sie stammten von der Afrikanischen Zentralabwehr, der GWA und dem Großasiatischen Geheimdienst.
Sie noch genauer zu durchleuchten, war nicht unsere Sache. Das würden die Wirtschafts- und Finanzexperten der GWA besorgen. Mich hatte es nur von der quälenden Frage erlöst, woher diese Leute eigentlich ihre Finanzen bezogen. Der Erdölstrom aus dem Golf von Manar westlich der Insel Ceylon floß zwar nach wie vor, nur hatten die Calthur-Priester nichts mehr davon.
Jene Machtgruppe, die sich vor Jahren rechtzeitig abgespalten und in aller Heimlichkeit die antarktischen Gewässer als Stützpunktgebiet auserkoren hatte, schien vor der Aushebung der Calthurs auf deren Zuwendungen verzichtet zu haben. Sie war autark geworden.
Reling vermutete, daß die Herrschaften nebenbei einen schwunghaften Handel mit marsianischen Geräten und Maschinen betrieben. Die Antarktis war vor Jahren durch den Versorgungstransmitter ALPHA VI mit Nachschub für die ehemalige marsianische Weltraumflotte überschüttet worden. Stündlich waren gigantische Materialmengen praktisch aus dem Nichts ma terialisiert.
Unsere internationalen Kontrollkommissionen standen den mannigfaltigen Diebstählen nahezu hilflos gegenüber. Um den sechsten Kontinent fugendicht abzuschirmen, hätten wir einige Millionen Männer aufbieten müssen. Selbst ihnen wäre noch viel entgangen.
Relings Verdacht war daher begründet, denn hier hatten wir es obendrein mit Experten zu tun, die nicht wahllos stahlen. Sie wußten genau, welche Güter und Teilfabrikate für die irdische Großindustrie nutzbar waren und welche nicht. Das war ein weiteres Milliardengeschäft. Viele Großkonzerne kümmerten sich überhaupt nicht darum, woher die Marsgeräte kamen. Man war verständlicherweise darauf versessen, die technischen Geheimnisse des Mars zu enträtseln. Allein die drahtlose Starkstromübertragung war ein wichtiger Faktor, von hunderttausend anderen, ebenfalls wichtigen Gebieten gar nicht zu sprechen. Alles, was auf dem Mars jemals erzeugt worden war, bedeutete für irdische Wissenschaftler und Ingenieure eine Offenbarung. Es war klar, daß man alles aufkaufte, was immer man bekommen konnte. Dagegen gab es nicht einmal verbindliche Gesetze, sondern nur Empfehlungen. Die Regierungen hüteten sich vorerst noch,
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