Ausgezählt
ähnlich dem, in dem Sie Ihr kleines Bergungsboot untergebracht haben. Ist das korrekt?«
»Sehr korrekt«, entgegnete der Kommandant gedehnt. »Wie oft sind Sie eigentlich auf U-Booten gefahren, Sir?«
»Häufiger als Sie annehmen. Viele Unternehmen meines Meisters ließen sich tief unter der Wasseroberfläche am unauffälligsten durchführen.«
Minuten später fuhr die TATO in eine dunkle Öffnung hinein. Jetzt wußte ich endgültig, wie die Nachschubversorgung der MEMORY CALTHUR vorgenommen wurde.
Eine derart gewaltige Oberdeckenschleuse hatte sie beim Stapellauf noch nicht besessen. Das wäre bemerkt worden. Also war auch der Aufbau ebenfalls nachträglich installiert worden.
»Wo?« fragte Hannibal. »Welche Werft kann unauffällig einen U-Tanker von dreihundertfünfzigtausend Tonnen aufnehmen? Das gibt es nicht.«
»Doch! Wenn man ihn tarnt und über die richtige Werft verfügt, geht das schon. Das dürfte wohl ebenfalls unser tüchtiger Gmobala – nein, vergiß es. Mir fällt eine andere Möglichkeit ein! Das haben die Calthurs noch selbst gemacht. Sie besaßen riesige Werften, und die MEMORY CALTHUR hat zwei Schwesterschiffe. Eins lief aus und blieb auf hoher See. Der angeblich explodierte Super-U-Tanker kam unter dem Namen des Schwesterschiffes mit einem belanglosen Schaden zurück. Bei dieser Gelegenheit erhielt er die inzwischen längst vorbereitete Oberdeckschleuse. So einfach war das, Kleiner.«
Er verzichtete auf eine Antwort. Sie wäre auch überflüssig gewesen.
Das Einschleusungs- und Magnetverankerungsmanöver glich genau jenem des kleinen Rettungsboots, nur war es im Fall der TATO aufwendiger.
Weiter vorn, dort, wo der Bug der TATO in den Trockenhal-terungen lag, gab es allerdings eine Zusatzkonstruktion. Es handelte sich um eine große Lastenschleuse, die direkt in den Druckkörper des U-Schiffs hinabführte. Dort sollten wir aber anscheinend nicht in die Tiefe steigen.
Meine Blicke suchten Kojastnakow. Nanu, was machte er denn? Tatsächlich – er hatte seinen Druckpanzer geschlossen und wartete, bis die Luken der TATO aufgeglitten waren. Den scharfen Stau, den ich in den Ohren verspürte, empfand er wegen des Panzers sicherlich nicht. Dann aber stellte er seinen eigenen Druckausgleich her und ließ sich von zwei Männern der Besatzung aus dem Anzug helfen.
Nofeney seufzte entsagungsvoll und wandte sich an mich.
»Man hat es nicht leicht, wissen Sie! Ich werde Sie nun aus meiner Obhut entlassen. Hier gibt es einen anderen Befehlshaber. Ich darf Ihnen versichern, daß Sie die gefährlichste Fracht waren, die ich je transportierte.«
»Gefährlich?«
»Für meine Gesundheit, ja. Wenn ich jemals das Pech haben sollte, mit zwei oder drei marsianischen Kompaktreaktoren oder Hochenergierechnern von einem Jagdkreuzer der Navy aufgebracht zu werden, kostet das bestenfalls vier Wochen Untersuchungshaft. Wenn man Sie, die Weltfeinde Nummer eins, auf meiner TATO entdeckt hätte, hätte ich gleich ohne Druckanzug in die Tiefsee tauchen können.«
»Ich bedanke mich für den kleinen Hinweis«, entgegnete ich leise.
Er lächelte mich an und blinzelte verstohlen mit den Augen, wie ich es nach seinen verfänglichen Äußerungen getan hatte.
»Vergessen Sie es. Sie sollten nur wissen, woher die Finanzen kommen. Wenn Sie einen guten Submarine-Kommandanten brauchen, wenden Sie sich getrost an mich. Man sagt, Professor Toterlay hätte mehr als einen Unterwasserstützpunkt marsianischen Ursprungs besessen.«
»Jenen nahe dem Nordpol hat die GWA gesprengt; mitsamt einem falschen Toterlay, der aber vorher noch Lügengeschichten per Hyperfunk zum Mond abstrahlte. Das führte zu unserer Entdeckung und zum Tode meines Meisters.«
»Ach so war das!« meinte er gedehnt. »Damals gab es auch bei uns Verwicklungen.«
»Eben«, erwiderte ich reserviert. »Haben Sie mitgehört, mein Gönner?«
Kojastnakow stand hinter mir.
»Natürlich«, nickte er. »Das interessiert mich in meiner Eigen schaft als Chef des Regeldienstes. So nennen wir die hiesige Si cherheitspolizei.«
»Dann sind sie wohl der Oberregler, mein guter Freund?«
Er musterte mich vorwurfsvoll und schüttelte heftig den Kopf.
»Aber nein, wo denken Sie hin! ›Regeldiener‹ nennen wir uns. Kommen Sie nun, mein Bester. Wir haben zu gehen und diese ungastliche Stätte mit all ihrer Unbequemlichkeit zu verlassen. Ich werde für uns beide einen kleinen Imbiß vorbereiten lassen. Nofeney, schicken Sie sofort meine Köche an Bord. In dem engen
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