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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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die Wissensbegierde einzudämmen oder sie gar unter Strafe zu stellen.
    Die antarktischen Anarchisten hatten also leichtes Spiel. Sie saßen direkt vor der »Haustür«, hinter der unermeßliche Schätze lagerten. Sie kannten einen Teil der Gerätschaften, wählten vernünftig aus und verschifften das Material mittels ihrer Versorgungs-U-Boote, von denen die TATO wahrscheinlich nur eines unter vielen war.
    Die Erkenntnisse halfen Hannibal und mir weiter. Nun durchschauten wir, wie die Organisation ungefähr aufgebaut war.
    Hier war alles logisch; ein Rädchen griff ins andere. Die Herren durften sich nur nicht fassen lassen. Genau das wollten wir aber tun!
    Valerie Kojastnakow hatte sich in der Zentrale eingefunden. Es war seltsam – aber plötzlich wirkte er gar nicht mehr so lächerlich. Den Russenkittel und die Pumphosen hatte er ausgezogen. Er trug jetzt einen offenbar »maßgeschneiderten« Valopurit-Tiefseedruckpanzer mit eingebautem Lebenserhaltungssystem. Den Helm hatte er auf die Schultern zurückgeklappt.
    Wollte er etwa schon das Boot verlassen, um drüben, in dem mächtigen Unterseeriesen, vorzeitig anzukommen. Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, hätte er die TATO durch eine Schleuse verlassen und zur MEMORY CALTHUR hinüberschwimmen müssen. Das traute ich ihm nicht zu.
    Er bemerkte meine prüfenden Blicke und stufte sie richtig ein.
    »Nur eine Schutzmaßnahme, mein werter Freund«, meinte er »fröhlich«. »Gutgebaute Männer wie ich haben manchmal Schwierigkeiten mit dem Druckausgleich oder anderen physikalischen Phänomenen. Da ist es besser, die eigene Panzerhülle zu besitzen, um deren Innendruck allmählich auszugleichen. Diese Menschen hier sind manchmal so entsetzlich roh.«
    Als er anklagend auf Nero Nofeney und die Zentraltechniker deutete, wurde mir klar, daß die erfahrenen Tiefseefahrer dem Koloß mehr als einen Streich gespielt hatten.
    Ich konnte mich des Gefühls einer gewissen Sympathie nicht erwehren, zumal einige der verwegen aussehenden Burschen nur mühsam ein Grinsen verbergen konnten. Natürlich hatten sie das Walroß schikaniert.
    Bei Kojastnakows Erklärung fiel mir auf, daß er nicht gesagt hatte »ich muß schon wieder weinen«.
    Kiny hatte im Auftrag der GWA-Psychologin, Dr. Anne Burner, dringend vor einer Unterschätzung des Ex-Generals gewarnt.
    »Wenn er nicht mehr weinen will, wird er gefährlich!« hatte das Mädchen erklärt. Der Zeitpunkt schien nunmehr gekommen zu sein.
    Hannibal hatte die veränderte Situation ebenfalls erfaßt. Ich bemerkte es an seinen prüfenden Blicken.
    Ich entschloß mich zu einem gewissen Vorstoß. Kojastnakow war nach unserem ersten Gespräch nicht mehr auf meine bedeutsamen Hinweise hinsichtlich der »übergeordneten« Person eingegangen. War er argwöhnisch geworden? Hatte er einen moralischen Rückzieher gemacht, um erst einmal abzuwarten, wie wir uns bei einer Gegenüberstellung verhalten würden? Zuzutrauen war es ihm.
    Hannibal meldete sich mit einem schnellen Telepathieimpuls.
    »Egal, wer der große Unbekannte sein mag, ich halte Kojastnakow für den eindeutig gefährlichsten Mann in dieser Organisation. Wie nennt sie sich eigentlich? Leute dieser Art wählen doch immer eine pompöse Bezeichnung.«
    »Keine Ahnung. Niemand sprach davon. Wie wäre es mit ›Antarktische Gottheiten‹?«
    »Unheimlich witzig! Ich … Vorsicht, da laufen Meldungen ein. Ende.«
    Nofeney begann mit bemerkenswerten seemännischen Kunststückchen. Alle Bildschirme der Außenbordaufnahme liefen. Diesmal hatte man jede Vorsicht aufgegeben. Wer sollte in dieser Gegend der Welt auch schon auf rätselhafte Impulse achten?
    Der schnelle Kreuzer fuhr ein Wendemanöver, das ihn zur Längsachse des auf Grund liegenden Riesentankers ausrichtete. Über zweihundert Meter weiter hinten bemerkte ich eine strichfeine Erhebung. Das war der Turm des Tankers, aber er besaß sicherlich Dimensionen, die man sich aus der Entfernung nicht vergegenwärtigen konnte.
    Jedenfalls lief Nofeney genau vom Bug her an. Als wir über dem Tanker schwebten, wurden wir in Fernsteuerung genommen. Die grünen Lampen blinkten auf, die Steuertastatur der Zentrale wurde blockiert.
    Nero und sein schweigsamer LI schauten mich interessiert an. Ich wußte, was sie nun dachten.
    Ich zögerte keine Sekunde. Ein Erhobener mußte sofort schalten.
    »Ihr Manöver läßt darauf schließen, daß Sie sich einzuschleusen gedenken. Dazu müßte das U-Schiff einen Außenbord-Hochdruckhangar besitzen;

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