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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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nämlich ein Mikro-Druckkörper mit Abblasvorrichtung und Telepathiezünder befunden. Wenn wir mit den Neos nicht fertiggeworden wären, hätten wir ihnen das Virus lunaris in die klimatisierten Räume geblasen.
    Wo war die Druckampulle eigentlich verblieben? Hatte er sie später gefunden?
    »Ich erwarte immer noch Ihre Erklärung, Apoll«, ermahnte er mich. »Ihren tiefgreifenden Überlegungen können Sie später nachgehen. Ich pflege keine Fehler zu begehen, wenigstens keine existenzgefährdenden. Wieso konnte Toterlay entkommen? Wo war die undichte Stelle in meiner Planung? Das sollten Sie wis sen, mein Herr!«
    Ich fühlte an dem Druck in meinem Hinterkopf, daß Kiny Edwards ausgerechnet in diesem kritischen Augenblick telepathisch zu senden begann. Ich konnte und durfte mich nicht darauf kon zentrieren. Sadonelli war innerlich gespannt wie eine Bogenseh ne. Er hatte seine Niederlage vom 1. Juli 2011 nicht überwinden können. Das war uns bekannt.
    Unsere Blicke kreuzten sich. Ich zögerte noch eine Sekunde, ehe ich unwillig zugab:
    »Sie haben keinen Fehler begangen, Sir.«
    Seine Haltung entspannte sich. Das tiefe Aufatmen war nicht zu übersehen. Die Erklärung hatte ihm sofort einen Teil seiner Selbstsicherheit zurückgegeben. Das konnte für uns nur vorteilhaft sein.
    Er kam auf mich zu.
    »Also doch nicht! Ich ahnte es. Wieso konnte Toterlay entkommen. Das ist mir rätselhaft. Sprechen Sie!«
    »Sie hatten lediglich nicht mit mir und einigen meiner aufgestockten Freunde gerechnet, Mr. Sadonelli. Das konnten Sie auch nicht, weil Ihnen unsere Existenz noch unbekannt war. Sie ließen meinen Meister und dessen Faktotum Quasimodo mit einem Sport-U-Boot entkommen. In der Tat sah sich Toterlay nicht in der Lage, die von Ihnen im Reaktor eingebaute Sprengladung zu entschärfen, denn er kam nicht heran.«
    »Und?« erkundigte er sich bebend.
    »Dafür befand ich mich mit einem unserer U-Boote in unmittelbarer Nähe. Ich ortete Toterlays Boot, hielt mich aus dem Ortungsbereich der unterseeischen Stadt Calthurion heraus und schloß erst dann zu Toterlay auf, als Sie mich nicht mehr ausmachen konnten. Die von Toterlay hinterlegte Lichtflutbombe sollte am 1. Juli 2011, 8:34 Uhr explodieren. Um 8:13 Uhr hatte ich aber bereits Toterlays Boot erreicht und zwei Taucherdruckpanzer hinübergebracht. In dem Augenblick gab Ihnen mein Meister die Kode für die Entschärfung. Ich lief mit hoher Fahrt ab, geriet aber noch in die Druckwelle des explodierenden Sportboots. Das geschah exakt um 8:36 Uhr. Wir hielten es anschließend unter Berücksichtigung unserer eigenen Vorhaben für richtig, Sie und die herrschenden Priester der Calthur-Sekte im Glauben zu las sen, Toterlay wäre umgekommen. Das war alles, Sir.«
    Er schloß die Augen. Soeben war ihm der sogenannte »Stein« vom Herzen gefallen. Sadonelli war nicht im Sinne des Wortes eitel; aber er konnte es nicht ertragen, eines schwerwiegenden Fehlers bezichtigt zu werden. Dieser Vorfall hatte ihn wochenlang gequält.
    »Fühlen Sie sich nun erlöst?« erkundigte ich mich ohne jede Ironie. »Ich verstehe und würdige Ihre Selbstanklage. In der Hin sicht gleichen Sie uns Erhobenen. Ich wiederhole, Sie haben kei nen Fehler begangen. Genügt Ihnen das?«
    »Ja, völlig«, bekannte er. »Ich bedanke mich, Apoll. Ich heiße Sie und Bockosch willkommen. Sie befinden sich im Hauptstützpunkt der Wissenschaftler des Wahren Calthur. Lächeln Sie nicht. Wir sind aus dem Kult hervorgegangen und gewillt, seine Tradition zu pflegen. Der ›Wahre Calthur‹ ist ein durchaus richtiger Begriff. Etwas an Ihnen stört mich allerdings.«
    Die Mündung einer Maschinenwaffe wurde gegen meinen Rücken gestoßen. Nun wußte ich, was ihn an uns störte.
    Die Stimme des Regelwächters ließ keine Zweifel an seiner Absicht aufkommen, alle Befehle prompt und zuverlässig auszuführen.
    »Ich reiße meinen Abzug wesentlich schneller durch, als Sie Ihren Schutzschirmprojektor einschalten oder Ihre Strahlwaffe ziehen können. Das gilt auch für Bockosch. Mein Maschinenkarabiner ist durchgeladen, das Trommelmagazin enthält achtundvierzig Explosivgeschosse. Nehmen Sie die Hände in Schulterhöhe. Ich spaße nicht.«
    »Das ist meine Bedingung«, erklärte Sadonelli zu der »feierlichen« Ansprache. »In meinem Stützpunkt sind nur solche Personen bewaffnet, die sich als vertrauenswürdig erwiesen haben. Man wird den überflüssigen Ballast von Ihrem Kampfgürtel entfernen. Sie sollten sich beherrschen,

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