Ausradiert - Nicht ohne meine Tochter: Thriller
Mach es aus « , sagte Jana, die Augen wie paralysiert starr nach vorn gerichtet, und sie wurde ganz weiß im Gesicht.
» Was? Aber das ist doch ganz modern, in den Charts weit vorne. «
» Mach es aus! « , schrie Jana hysterisch.
Mark schaltete das Radio ab, parkte den Wagen.
» Es erinnert dich an ihn, oder? «
Jana weinte hemmungslos.
» Dad, können wir irgendwo draußen parken? Bitte. «
» Na klar, ich fahre sofort wieder raus. «
Shoppen machte Jana normalerweise immer Spaß. Sie konnte sich häufig gar nicht entscheiden, was sie nun tatsächlich haben wollte. Oft endete es in Diskussionen und harten Verhandlungen mit ihrem Vater. An diesem Tag probierte sie noch einige Sachen aus. Sie passten zwar und standen ihr auch, aber zu Marks Überraschung wollte sie kein einziges Teil kaufen. Nicht die beiden Hot Pants aus Jeansstoff, auch nicht das Sommerkleidchen oder das Top mit Spaghettiträgern.
So beendeten sie ihre Shoppingtour und setzten sich in der Howardstreet auf die Terrasse eines Restaurants. Von dort aus hatte man einen wunderbaren Blick auf die Pieranlagen und die Bucht. Mark genoss den Blick. Jana schaute auch in die Ferne, aber sie schien abwesend.
Auf der Rückfahrt zu ihrem Motel in Vallejo wählte Mark die längere Strecke über die Golden Gate Bridge. Für einige Augenblicke wirkte Jana abgelenkt und fasziniert von dem überwältigenden Anblick der 75 Jahre alten Brücke.
Ständig bemüht, Jana durch Abwechslung auf andere positive Gedanken zu bringen, schlug Mark ihr am nächsten Tag vor, die Fähre nach San Francisco zu nehmen. Jana willigte teilnahmslos ein, indem sie stumm nickte.
Das Wetter ließ sie auch an diesem Tage nicht im Stich. Strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Die kühle Brise spielte mit Janas blonden Haaren.
***
Als das FBI in Seattle endlich die Tür geöffnet hatte, sah Mark zunächst nichts, nur Dunkelheit. Jana hatte die Birne rausgedreht. Die blonden verdreckten Haare waren das Erste, was er sah. Sie sah abgemagert aus, und ihre Augen waren von der wochenlangen Gefangenschaft gekennzeichnet. Obwohl man sie endlich befreit hatte, wirkte sie völlig apathisch.
Mark nahm sie in den Arm. Sie war nicht mal mehr in der Lage zu weinen. Ihre Augen gaben keine Flüssigkeit mehr her. Er wollte sie gar nicht mehr loslassen.
» Jetzt habe ich dich endlich wieder, meine Große. Es ist vorbei. Er kann dir nichts mehr antun. «
» Sie muss jetzt von einem Arzt untersucht werden « , sagte man ihm.
» Wo ist er? Ich werde sie selbst dorthin tragen. «
Körperlich fehlt ihr nichts, lautete später die Diagnose, aber sie würde lange brauchen, um das Trauma zu verarbeiten.
» Was kann ich tun? « , hatte Mark gefragt.
» Seien Sie einfach für sie da. Sie braucht jetzt vertraute Menschen um sich. Drängen Sie sie nicht, etwas zu erzählen. «
***
Gerade als sie Alcatraz passierten, machte Jana ein Gesicht, als hätte sie den Teufel gesehen.
» Was ist los? «
» Hörst du das denn nicht? «
Mark lauschte und erkannte das Lied über die krächzenden Lautsprecher der Fähre, das Jana gestern schon in Panik versetzt hatte: ‚Tonight we are young‘ von der Gruppe ‚ Fun ‘ .
» Ich will, dass das aufhört, Dad, sofort. «
» Ok, rühr dich nicht von der Stelle. «
Mark rannte ins Führerhäuschen und fragte den Kapitän:
» Was soll das, warum plötzlich diese Musik? «
» Jemand hat mir 20 Dollar gegeben, wenn ich es spiele, sobald wir Alcatraz passieren. «
Mark kramte in seiner Hosentasche und holte drei Zwanziger heraus. » Ich gebe Ihnen 60 Dollar, wenn S ie es sofort ausmachen. «
Der Kapitän nahm das Geld und sorgte dafür, dass die Musik endete.
Das kann doch alles nicht sein. Er sitzt definitiv in U-Haft.
» Danke, sagen Sie, wie sah der Typ aus, der Ihnen das Geld gab? «
» Ein Typ? Nee, das war eine Frau, sie meinte, es wäre ihr Lieblingslied. «
***
Der Tag war gelaufen. Die bei Touristen besonders beliebten Seehunde am Pier 39 stanken wie jeden Tag nach Fisch. Jana sah so aus, als würde sie nur diesen ekelhaften Geruch wahrnehmen. An den unzähligen Souvenirshops hätte Jana unter normalen Umständen TShirts, Schilder und Kettenanhänger kaufen wollen. An diesem Tag interessierte es sie gar nicht.
Sie wollte auch nichts essen. Eine Cola light war das E inzige, was sie runter bekam.
» Willst du zurück ins Motel? Vielleicht ein bisschen an den Pool? «
Jana nickte: » Haben die da WLAN? «
» Na klar. «
» Okay,
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